Mikrowelle, Kühlschrank oder doch Zimmertemperatur?

Gefrorenes Fleisch richtig auftauen

17. Juni 2017 von

Fleisch aus der Tiefkühltruhe aufzutauen ist nicht ganz unproblematisch. Die Salmonellen-Gefahr ist groß, denn schädliche Keime und Bakterien bilden sich schneller als man glaubt. Mit der richtigen Auftau-Technik kannst Du das verhindern und es landet weniger Fleisch in der Tonne!

Die Lebensmittelverschwendung nimmt immer größere Ausmaße an. Die neuesten Ergebnisse des „Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft“ zeigen: Durchschnittlich landet jedes achte Lebensmittel, das im Supermarkt in unseren Einkaufswagen wandert hinterher in der Tonne.

Oft liegt das nicht einmal daran, dass wir die Produkte nicht rechtzeitig verwenden, sondern schlicht und einfach an einer falschen Lagerung bzw. Zubereitung. In Tupperboxen oder Gefrierbeuteln verpackt landen die Reste vom Abendessen und Co. im Gefrierschrank oder in der Tiefkühltruhe. Nach dem Auftauen sind die Lebensmittel jedoch oft geschmacklich ungenießbar oder sogar von schädlichen Keimen und Bakterien befallen. Gerade bei verderblichen Lebensmitteln, wie Fisch oder Fleisch, sollte man besonders vorsichtig sein, denn nur mit der richtigen Auftau-Technik gelingt die Resteverwertung problemlos.

In der Mikrowelle, im Kühlschrank oder doch bei Zimmertemperatur?

Der WDR „Haushaltsscheck“ wollte es wissen und testete drei verschiedene Auftau-Methoden. Gefrorenes Hühnchen wurde dafür entweder im Kühlschrank, bei Zimmertemperatur oder bei geballter 20 Minuten Bestrahlung in der Mikrowelle aufgetaut. Am schlechtesten schnitt das Hühnchen bei Zimmertemperatur ab.

Neben eindeutigen geschmackliche Einbußen verliert das Fleisch an der Luft die meiste Flüssigkeit und wird trocken und zäh. Außerdem bildeten sich vermehrt Mikroben und schädliche Keime auf der Oberfläche. Auch auf der offiziellen Seite des „Deutschen Tiefkühlinstituts“ heißt es, das Auftauen von Fleisch bei Plustemperaturen aktiviere mikrobiologische Prozesse und lasse die Ware leichter verderben.

Wenn’s schnell gehen muss, ist die Mikrowelle die beste Variante. In 20 bis 30 Minuten ist das Fleisch aufgetaut und fertig zum Braten. Wegen der kurzen Auftauzeit entstehen hier zwar weniger mikrobielle Anreicherungen, jedoch entsteht mehr Auftauflüssigkeit, das Fleisch wird zäh und trocken.

Vorsicht bei Geflügel

Das „Bundesinstitut für Risikobewertung“ (BfR) rät vor allem bei Geflügel zur Vorsicht, das Fleisch sei besonders schnell verderblich und bei falscher Handhabung eine Quelle für Lebensmittelinfektionen. Besonders das Auftauwasser kann krankmachende Keime enthalten, daher sollte es so schnell wie möglich abgegossen werden, um Kreuzkontaminationen zu vermeiden.

Die hygienisch beste Variante: Der Kühlschrank

Das Auftauen im Kühlschrank dauert zwar länger, je nach Menge bis zu 24 Stunden, ist dafür aber die schonendste und risikoärmste Variante. Da die Kühlkette nicht unterbrochen wird, können sich Keime hier nicht so leicht vermehren. Während des Auftauprozesses wird Fleischsaft freigesetzt, jedoch wird ein großer Teil im Kühlschrank resorbiert, so bildet sich weniger Feuchtigkeit auf der Oberfläche und das Produkt ist für Bakterien nur noch minimal anfällig.

Das Fleisch beim Auftauen am besten in eine Schale legen und mit Frischhaltefolie rundum fest abdecken. Das entstehende Wasser muss zwischendurch immer wieder abgegossen werden, da sich sonst Bakterien bilden.

Alternativ kann man das gefrorene Fleisch auch in ein Sieb legen, damit das Wasser nach unten ablaufen kann. Wenn sich das Fleisch durch die Folie leicht eindrücken lässt, ist es fertig aufgetaut und bereit für die Pfanne. Für das lange Warten, wird man am Ende mit einem saftigen und zarten Stück Fleisch belohnt.

Einfrier-Tipps

Damit das Auftauen gelingen kann, muss zuvor auch richtig eingefroren werden. Schnitzel gehören beispielsweise einzeln eingefroren: In Backpapier verpackt und anschließend flach in Kühlbeuteln verstaut.

Unnötige Luft sollte rausgedrückt werden damit kein Gefrierbrand entsteht - eine besondere Form der Austrocknung des Fleisches, erkennbar an den unterschiedlich großen blassblauen Flächen auf der Oberfläche. Das Fleisch erlangt dadurch eine schwammartige, strohige Struktur und verliert sein typisches Aroma. Bis zu sechs Monate sollen sich die Schnitzel auf diese Weise halten, Rindfleisch soll sogar bis zu einem Jahr genießbar sein.

Hackfleisch gehört nicht ins Eisfach

Hackfleisch hingegen gehört eigentlich gar nicht in die Tiefkühltruhe, sagt Lebensmitteltechnologe Stephan Lück, ebenso wenig wie Fisch. Wenn es nicht anders geht, sollte man frische Ware möglichst direkt nach dem Kauf einfrieren. Am besten klein portionieren bis zu 250 Gramm und vorher unbedingt das Verbrauchsdatum checken, denn eingefrorenes Hackfleisch hält sich maximal drei Monate in der Kühlung. Fleisch auch nie in der Originalverpackung einfrieren, sondern dichte Plastikboxen oder Gefrierbeutel verwenden!

Um den Überblick über die eingefrorenen Produkte zu behalten sind zum Beispiel einige Apps, wie „Mein Kühli“ oder „Essensliste für den Gefrierschrank“ hilfreich. Hier kann man mit Einfrier- und Ablaufdatum dokumentieren, welche Lebensmittel bald aufgebraucht werden müssen. So landet ganz bestimmt nicht mehr so viel in der Mülltonne!