Neue Studienergebnisse lassen vermuten

Du hast Allergien? Dann war dein Vorfahre wohl Neandertaler

30. Jan. 2016 von

Sexuelle Kontakte zwischen den Frühmenschen Homo Sapiens und Neandertaler veränderten das menschliche Immunsystem und beeinflussten allergische Reaktionen. Bis heute ist dieser Zusammenhang nachweisbar.

Wie sich die Genetik des Homo Sapiens —dem Vorfahren des heutigen Menschen — mit der des ausgestorbenen Neandertalers mischte, ist noch relativ unerforscht. Nur eines wissen die Forscher mit ziemlicher Sicherheit: Unter den Frühmenschen gab es sexuelle Kontakte. Sie fanden entweder vor rund 55.000 Jahren statt, oder wie einige Experten glauben vor 37.000 bis 42.000 Jahren, meldet der BusinessInsider.

Mensch mit Neandertaler-DNA gefunden

Die ersten handfesten Beweise für gemeinsame Nachkommen entdeckten Wissenschaftler im vergangenen Sommer in einem Kieferknochen, den man 2002 in einer Höhle im Südwesten Rumäniens fand.

Der Fund beweist: Sechs bis neun Prozent der DNA dieses Menschen stammten vom Neandertaler. Somit muss er wohl ein Ur-Urenkel eines der ausgestorbenen Verwandten des heutigen Menschen gewesen sein.

DNA-Spuren bis heute nachweisbar

Doch nicht nur Skelettfunde enthalten Neandertaler-DNA. Auch bei lebendenMenschen lässt sich die Liaison zwischen Neandertalern und Homo Sapiens genetisch nachvollziehen. So findet man bei Menschen nördlich der Sahara bis heute Anteile von Neandertaler-DNA in Höhe von einem bis drei Prozent.

Und diese besondere Genetik hat weit mehr Folgen als bislang gedacht, fanden Wissenschaftler aus Leipzig nun heraus. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie kürzlich im „American Journal of Human Genetics“.

Der Steinzeit-Sex stärkte das Immunsystem

Die gute Nachricht zuerst: Die romantischen Stunden zwischen Homo Sapiens und Neandertalern waren gut für unser Immunsystem. Der Homo Sapiens profitierte davon, weil er so Abwehrgene des Neandertalers in seinen Genpool aufnehmen konnte.

Dabei handelte es sich um die so genannten Toll-Like-Rezeptoren TLR1, TLR6 und TLR 10, die wichtig für das Erkennen und Bekämpfen von Bakterien, Pilzen oder Parasiten sind.

Gute Gene des Neandertalers übernommen

„Als sich der moderne Mensch wie wir ihn heute kennen mit diesen archaischen Typen paarte, nahm er dabei das Beste mit, was diese Spezies zu bieten hatte“, fasst es Dr. Janet Kelso vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Antropologie in Leipzig zusammen.

Grund für die besseren Abwehrkräfte des Neandertalers war, dass er bereits einige hunderttausend Jahre vor dem Aufkommen des Homo Sapiens in Europa und Asien lebte. Somit war der Neandertaler gut gegen Krankheitserreger gewappnet. Später gab er diese Fähigkeit an die jüngere Variante der Gattung Homo weiter und half ihr, sich in der Evolution letztendlich durchzusetzen.

Bestätigt werden die Forschungsergebnisse aus Leipzig durch das Institut Pasteur in Frankreich.

Mehr Allergien durch Neandertaler-DNA

Leider gibt es auch eine schlechte Nachricht: Die selben Gene, die unser Immunsystem stärkten, haben auch die Angewohnheit, uns für Umwelteinflüsse wie Gräser oder Pollen empfindlicher zu machen.

Der Grund: Eine zu hohe Aktivität dieser Abwehr-Gene erhöht die Neigung zu allergischen Reaktionen. Hautausschläge, Augenreizungen oder eine laufende Nase können die Folgen sein.

Wenn der Körper also das nächste Mal auf Tierhaare oder Hausstaubmilben verrückt reagiert, kann man sich also auch bei seinen Vorfahren bedanken. Diese haben sich vor einigen zehntausend Jahren wohl auf eine Affäre mit einem Neandertaler oder einer Neandertalerin eingelassen.