Guerilla Gardening

Diesen Kaffeebecher kannst du unbekümmert in den Wald werfen!

26. März 2016 von

Jahrelang haben Umweltaktivisten den Menschen erklärt, dass ihr Müll nicht in die Natur gehört. Nun kommt eine Initiative daher und behauptet einfach das Gegenteil.

Der Grund: Die Mitglieder von Reduce. Reuse. Grow. haben einen Kaffeebecher entwickelt, in dessen Pappwänden Blumen- und Pflanzensamen eingearbeitet sind. Der Becher zersetzt sich wesentlich schneller als andere Einwegbecher für Kaffee. Und soll so überall Bäume, Sträucher und Blumen wachsen lassen – die Huffington Post stellt die Idee im Video vor.

146 Millionen Kaffeebecher werden alleine in den USA jedes Jahr weggeworfen. Während die herkömmlichen Becher zwischen fünf und zehn Jahren benötigen, bis sie vollständig zersetzt sind, haben die Becher der Initiative Reduce. Reuse. Grow. eine spezielle Beschichtung. Diese erlaubt dem aus recyceltem Material hergestellten Becher, bereits in 90-180 Tagen vollständig zu kompostieren. Anders als bei den herkömmlichen Bechern, die nach maximal dreimaligem Recycling auf die Deponie müssen, ist der Kaffeebecher der Initiative damit zu 100% biologisch abbaubar. Und wird dabei zum Nährboden für die in ihn eingearbeiteten Pflanzensamen.

Guerilla Gardening trifft Kaffeekultur

Die Idee zu dem Becher kam Alex Henige, Landschaftsarchitekt und Mitglied der Initiative Reduce. Reuse. Grow, als er bei einer Autofahrt den vielen Müll am Straßenrand betrachtete. Ein kompostierbarer Becher, der Pflanzen dort wachsen lassen soll, wo sich sonst Müll türmt – wäre das nicht eine Lösung, auch karge Landstriche und Flächen zu gestalten?

Das Prinzip des wilden Einpflanzens ist unter dem Begriff „Guerilla Gardening“ auch in Deutschland bereits bekannt. Henige kombiniert es mit dem Alltäglichen: Dem unterwegs genossenen Kaffee. Um das jeweilige Ökosystem nicht zu gefährden, enthalten die Kaffeebecher regionale Pflanzensamen, je nach dem Ort ihres Verkaufs. In Kalifornien sollen vor allem Wildblumen in die Erde, in Nevada Sträucher. Und damit die Konsumenten auch wissen, was sie tun sollen, findet sich auf jedem Becher eine kleine Anleitung zum Einpflanzen.

Trink einen Kaffee, pflanze einen Baum …

Der besondere Kaffeebecher von Alex Henige und seinem Team erfüllt ein Bedürfnis. Die Idee erhält die Bequemlichkeit der täglichen Routine, nämlich den Genuss eines schnellen Kaffees auf dem Weg zur Arbeit. Und verwandelt durch die biologische Abbaubarkeit und die Samen in den Pappwänden etwas ökologisch Bedenkliches in etwas Nachhaltiges.

Dabei räumt das Team ein, dass der Becher sich nicht so gut zersetzen kann wie geplant, wenn er einfach achtlos weggeworfen wird. Um die Samen keimen zu lassen, sollte er mit Wasser getränkt und bewusst eingepflanzt werden. Das ist sicher im Alltag eher unpraktisch. Aber wer weiß? Wenn sich genügend begeisterte Abnehmer finden, gibt es vielleicht in Zukunft ein ganz neues Kaffeeritual. In meiner Vorstellung sitzen dann die Menschen in Parks, trinken ihre Kaffees und verbuddeln die Becher danach gemeinsam. Wochen später blüht und grünt es dort, wo die Becher den Weg in die Erde gefunden haben. Das klingt nach einer Welt, in der ich gerne leben würde.

Alternativ zu der romantischen Idee einer gemeinsamen Kaffeetrink- und Einpflanzroutine soll es für die Becher spezielle Behälter in den vertreibenden Läden geben. So können die Kaffeebecher gesammelt und zum Beispiel Wiederaufforstungsprojekten zur Verfügung gestellt werden. Um 10.000 Dollar hatten die Initiatoren auf der Plattform Kickstarter gebeten. Zusammen kamen im Crowdfunding sogar 21.000. Nun müssen sich nur noch ein paar Anbieter des beliebten Coffee-To-Go für einen Testlauf bereit erklären.

Über den Plastikdeckel muss man natürlich noch mal reden und der gehört ganz klar nicht in die Natur!