Gerücht oder Wahrheit

Die Angst vor der Mikrowelle – Krebsgefahr durch Strahlung?

10. Apr. 2016 von

Seit es Mikrowellen gibt, haben die praktischen Küchengeräte Freunde und Feinde. Die einen wollen den Vorteil der schnellen Erwärmung von Lebensmitteln nicht missen, die anderen haben Angst vor gesundheitlichen Schäden. Was wirklich dran ist an den Behauptungen?

Reine Physik: Durch Reibung entsteht Wärme

Laut Umfragen steht in jedem dritten deutschen Haushalt eine Mikrowelle. Das erste Gerät wurde 1947 in den USA entwickelt, aber erst in den 70er Jahren wurde es weltweit zum Kassenschlager. Doch seitdem hält sich auch das Gerücht, dass die Mikrowellenstrahlung möglicherweise unerwünschte, gar gefährliche Auswirkungen auf den menschlichen Körper hat.

Strahlung ist per se ein negativ belegter Begriff. Man kann sie nicht sehen, man kann sie nicht spüren – das ist nicht vertrauenerweckend. Dabei ist die Wirkungsweise der Wellen ganz einfach: Wenn sie auf Wassermoleküle stoßen, versetzen sie diese in Schwingungen. Dadurch entsteht Reibung, durch die Reibung entsteht Wärme. Die Erklärung dafür, warum sich zum Beispiel Milch oder Tees in der Mikrowelle sehr schnell erhitzen lassen, weniger wasserhaltige Lebensmittel wie Kartoffeln aber etwas länger brauchen.

Krebsgefahr durch die Strahlung?

Grundsätzlich strahlen Mikrowellengeräte mit 2,45 Gigahertz. Diese Frequenz liegt sehr nah an dem Bereich der Handystrahlung, die von ungefähr 0,9 bis 2 Gigahertz reicht. Die Mikrowelle gibt in kürzerer Zeit natürlich mehr Strahlung ab, das ist klar. Jedoch nur, wenn die Tür geschlossen ist, sobald sie geöffnet wird, schaltet sich das Gerät automatisch ab.

Während des Betriebs wird die Strahlung durch einen Metallkäfig im Inneren des Geräts abgeschirmt, so dass sie nicht nach außen gelangen kann. Oder sagen wir: fast nicht. Denn da wir durch ein löchriges Gitter in die Mikrowelle hineinschauen können, findet durch genau diese kleinen Löcher natürlich auch Strahlung ihren Weg nach draußen. Die ist aber so gering, dass sie beim Menschen keinen Schaden anrichten kann.

In fünf Zentimetern Entfernung vom Gerät konnte bei etlichen Tests nur noch 1 Prozent des zugelassenen Emissionsgrenzwerts gemessen werden - völlig unbedenklich, beruhigt Rüdiger Mathes vom Bundesamt für Strahlenschutz gegenüber dem Bayrischen Rundfunk: „Wir haben immer wieder im Haushalt befindliche Geräte vermessen, aber nie ein Gerät gefunden, das eine besorgniserregende Leckstrahlung aufgewiesen hätte.“

Trotzdem muss man nicht minutenlang mit der Nase an der Scheibe der Mikrowelle kleben, denn die Augen sind sehr empfindlich und können auch die (nicht spürbare) entstehende Wärme schlecht ableiten.

Ominöse Selbsttests

Im Internet finden sich einige Tipps und Tricks, wie besorgte Verbraucher testen können, ob ihre Mikrowelle im Betrieb Strahlung durchlässt. Man solle ein Handy hineinlegen, die Tür schließen (auf keinen Fall anschalten!), und das Handy anrufen. Wenn es dann klingelt, kämen offensichtlich Strahlen in das Gerät, was beweisen würde, dass sie genauso auch von innen nach außen gelangen.

Doch auch diese Theorie entkräftet Rüdiger Mathes vom Bundesamt für Strahlenschutz. Der Test beweist lediglich, dass „diese Handys sehr, sehr empfindlich sind und mit einer ganz geringen Empfangsfeldstärke noch detektieren. Und bei manchen Herden ist es eben möglich, dass im Bereich der Tür ganz geringe Mengen an Strahlen sowohl eintreten als auch austreten können und dann kann das Handy klingeln.“

Verbraucher, die bei der Benutzung von Mikrowellen skeptisch sind, sollten bei der Recherche darauf achten, in seriösen Quellen nachzulesen. Ob, und in welchem Umfang man eine Mikrowelle zur Zubereitung der eigenen Nahrung nutzt ist ja zum Glück jedem selbst überlassen – Fakt ist aber, dass sich in der über 40jährigen Geschichte des Geräts keine wissenschaftlich belegbaren Beweise finden, die die schädliche Wirkung auf Menschen oder Lebensmittel bestätigen.

Mehr Informationen: Auch der Physikprofessor und Wissenschaftsjournalist Harald Lesch hat sich in einer Ausgabe seiner TV-Sendung mit dem Thema auseinander gesetzt: Frag den Lesch – Mikrowellen, die unsichtbare Gefahr.

P.S.: Im übrigen sind Mikrowellen sehr viel energieeffizienter als ein Herd!