Umwelt

CO2-Bilanz: Wie umweltfreundlich ernährst Du Dich?

17. Dez. 2017 von

Autofahren belastet das Klima, das weiß jeder. Aber auch Lebensmittel können Deine CO2-Bilanz in die Höhe treiben: Warum das so ist, welche heimlichen CO2-Sünden auf deutschen Tellern liegen und wie sich die persönliche CO2-Bilanz verbessern lässt, verrät dieser Artikel.

Warum Lebensmittel das Klima belasten

Laut dem „Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit“ verbraucht jeder Deutsche durchschnittlich 500 Kilogramm Lebensmittel pro Jahr. Im Schnitt gehen so jährlich 2,1 Tonnen klimarelevante Emissionen auf das Konto jedes Deutschen. Die Emissionen, die der Verkehr verursacht, liegen in derselben Größenordnung.

Diese Zahl mag überraschen. Aber bis die Lieblingspizza oder das Schoko-Dessert auf unserem Teller landen, müssen die Zutaten angebaut, transportiert, verarbeitet, gelagert und zubereitet werden. Und das Tag für Tag. Aber nicht alle Lebensmittel belasten das Klima gleich stark.

Lebensmittel mit hoher CO2-Bilanz

Fleisch und Milchprodukte haben eine höhere CO2-Bilanz als Obst und Gemüse, weil deren Produktion mehr Wasser und Energie erfordert. Vor allem die Futtermittelherstellung ist sehr aufwendig.

Außerdem schneiden konventionell produzierte Produkte im Vergleich zu ökologischen Lebensmitteln eher schlecht ab. Beispielsweise hat Bio-Käse 6,5 Prozent weniger CO2-Äquivalente als vergleichbarer Käse aus klassischer Landwirtschaft. Das liegt vor allem daran, dass Bio-Bauern auf mineralische Düngemittel verzichten, deren Herstellunga viel Energie benötigt und daher mit hohen Treibhausgasemissionen verbunden sind.

Und natürlich hinterlässt auch ein Apfel, der in Neuseeland angebaut und in Europa verzehrt wurde, einen größeren ökologischen Fußabdruck als sein heimisches Pendant. Mit dem Griff zu regionalem Obst kannst Du laut dem „Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit“ die Hälfte an Treibhausgasen einsparen, wenn du Übersee-Produkte links liegen lässt.

Noch drastischer wirken sich Kaufentscheidungen bei Obst aus, das im Treibhaus gezogen wurde. So haben Bohnen aus dem beheizten Treibhausanbau 6.360 Gramm CO2-Äquivalente, Bohnen aus Freilandanbau dagegen nur 220.1

Die sogenannten CO2-Äquivalente sollen helfen, die Auswirkungen einzelner Stoffe auf den Treibhauseffekt zu veranschaulichen. Die Zahl sagt aus, wie stark ein Stoff das Klima im Vergleich zu einem Kilogramm CO2 beeinflusst. Ein Kilo Freilandbohnen, das 220 CO2-Äquivalente hat, trägt nach 100 Jahren 220-mal mehr zum Treibhauseffekt bei als ein Kilogramm CO2.

10 Lebensmittel aus konventioneller Produktion mit besonder hoher CO2-Bilanz

Butter 23.781 CO2-Äquivalente in Gramm pro Kilogramm Lebensmittel

Rind (tiefgekühlt) 14.331

Käse 8.502

Sahne 7.622

Pommes Frites (tiefgekühlt) 5.714

Geflügel (tiefgekühlt) 4.519

Schwein (tiefgekühlt) 4.275

Kartoffeln (trocken) 3.768

Eier 1.928

Quark, Frischkäse 1.925

Klimafreundlichere Alternativen sind beispielsweise Margarine, Pflanzenöle, Tofu, Seitan, Mandel- oder Reismilch und frische Bio-Kartoffeln, die nur mit 136 Gramm CO2-Äquivalenten verbunden sind.

Welche Nahrungsmittel sind klimafreundlich?

Vegetarier ernähren sich in der Regel klimafreundlicher. Wer nicht komplett auf Steaks, Salami und Co. verzichten möchte, kann auch als Flexitarier etwas bewegen. Das sind Menschen, die an mindestens drei Tagen pro Woche auf Fleisch verzichten. Vollwertkost mit wenig Fleisch und vielen Bio-Lebensmitteln verursacht halb so viel CO2 wie eine Mischkost mit viel Fleisch und Produkten aus klassischer Landwirtschaft, so der CO2-Spiegel.

CO2-Bilanz von vegetarischen Bio-Nahrungsmitteln im Vergleich

Gemüse (frisch) 127 CO2-Äquivalente in Gramm pro Kilogramm Lebensmittel

Kartoffeln (frisch) 136

Tomaten (frisch) 226

Weißbrot 547

Teigwaren 766

Wie die CO2-Bilanz Deines Lieblingsgerichts aussieht, errechnet das interaktive Tool des „Instituts für Energie- und Umweltforschung“ Heidelberg.

Jeder Bissen zählt! 5 Tipps für eine klimafreundliche Ernährung

Eine klimafreundliche Ernährung ist kein Kunststück. Hier ein paar Tipps, die leicht umzusetzen sind:

  • weniger tierische Produkte essen
  • regionale und saisonale Produkte kaufen
  • Bio-Lebensmittel bevorzugen
  • mit frischen Zutaten kochen – am besten mit energieeffizienten Haushaltsgeräten
  • zu Fuß zum Supermarkt gehen oder das Rad nehmen

Wer sich klimafreundlich ernährt, tut auch seiner Gesundheit etwas Gutes. Schließlich ist längst bekannt, dass zu viel Fleisch und zu viele Fertigprodukte ungesund sind. Leckere klimafreundliche Rezepte findest Du zum Beispiel hier.

Übrigens: Zum Klimaschutz gehört auch, auf unnötige Verpackungen oder Tragetaschen zu verzichten und kein Essen wegzuwerfen. Kling logisch, trotzdem landet jedes achte Lebensmittel in der Mülltonne, so das „Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft“.

Auch kleine Veränderungen können viel bewirken – beispielsweise wenn sich mehrere Menschen zusammentun. Würden die Deutschen weniger Fleisch essen und weniger Lebensmittel wegwerfen, könnten wir bis zu 67 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr einsparen, hat der „WWF“ errechnet. So viele Schadstoffe verbraucht ganz Österreich! Jeder Einzelne würde rund 800 Kilogramm CO2-Äquivalente weniger auf seinem Konto haben, was einer rund 5.300 Kilometer langen Fahrt mit einem Mittelklasse-Pkw entspricht. Klimafreundlich essen lohnt sich also!

1 Dissertation „Umweltfolgen des Nahrungsmittelkonsums - Beurteilung von Produktmerkmalen auf Grundlage einer modularen Ökobilanz“ (Nils Jungbluth 2000)