Edelsalz oder einfach nur Salz?

Braucht man wirklich Himalayasalz?

05. Sept. 2017 von

Glaubt man Starköchen, Heilpraktikern und Esoterikern, müssten wir normales Speisesalz aus unseren Küchen verbannen. Hochwertige Edelsalze wie Fleur de Sel aus Ibiza, Alpen- oder Himalayasalz sollen nicht nur aromatisch ein Erlebnis sein, sondern auch gesundheitliche Vorteile mit sich bringen. Mit knapp 10 Euro pro 100 Gramm zahlt man für die wundersamen Heilsalze jedoch einen stolzen Preis. Lohnt sich der teure Spaß?

Was ist Himalayasalz?

Das Steinsalz stammt aus den Salzvorkommen eines „Ur-Meeres“ am Fuße des Himalayas, wo es sich im Laufe der Erdgeschichte abgelagert und in den Sedimentgesteinen verfestigt hat. Es wird in den unterirdischen Stollen des zweitgrößten Salzbergwergs der Welt in Khewra (Pakistan) abgebaut und aufbereitet. Ein erhöhter Eisenanteil sorgt für die typische leicht rosa Färbung der Himalaya-Kristalle.

Heilende Kräfte gegen Krebs?

Im Gegensatz zu herkömmlichen Speisesalz locken die Kristalle aus dem asiatischen Hochgebirge mit wundersamen Versprechen: Himalayasalz soll mit mehr als 84 verschiedenen Mineralstoffen und Spurenelementen eine besonders gesundheitsförderliche Wirkung haben, oft werden dem Salz sogar heilende Kräfte attestiert. Angeblich ist es dazu in der Lage giftige Stoffe aus dem Körper auszuschwemmen, den Blutdruck zu regulieren, Gicht und rheumatische Beschwerden zu lindern sowie Krebs und andere Erkrankungen positiv zu beeinflussen. Außerdem soll der tägliche Bedarf an Mineralstoffen komplett abgedeckt werden.

Das Salz mit den Superkräften hat entsprechend auch seinen Preis: Mit knapp 4 bis 10 Euro pro 100 Gramm ist es um ein Vielfaches teurer als herkömmliches Speisesalz.

Ernüchternde Ergebnisse: „Nicht besser als normales Kochsalz“

„Stiftung Warentest“ hat mehr als 36 verschiedene Edelsalze unter die Lupe genommen und dabei festgestellt: Von einer gesundheitsförderlichen Wirkung der High-Class-Salze kann nicht ausgegangen werden. Sie bestehen zu 93 bis 99,9 Prozent aus Natriumchlorid, also herkömmlichem Kochsalz. Den Rest machen schwer lösliche chemische Verbindungen wie Magnesium oder Kalzium aus.

Auch die Kristalle aus dem Himalaya konnten beim Salz-Check nicht punkten. Es besteht zu knapp 97 Prozent aus normalem Kochsalz, die verbleibenden drei Prozent teilen sich unteranderem Calcium, Magnesium und Eisen. Gerade einmal 10 bis maximal 15 verschiedene Mineralstoffe konnten in den Salzkristallen nachgewiesen werden, manche von diesen nur in kleinsten Mengen. Von den angepriesenen 84 heilenden Elementen keine Spur.

Auch die „Deutsche Gesellschaft für Ernährung“ steht dem Wundersalz eher skeptisch gegenüber. Aufgrund des geringen Gehaltes an anderen Mineralstoffen als Natrium und Chlorid, leiste das Produkt keinerlei nennenswerten Beitrag zur Bedarfsdeckung von Mineralstoffen und Spurenelementen.

Gourmetsalze enthalten kein Jod

Bei normalem Verzehr macht es also hinsichtlich der Spurenelemente keinen Unterschied, ob Du normales Kochsalz oder die überteuerten Alternativen verwendest. Dein Mineralstoffbedarf lässt sich über Salz sowieso nicht decken. Generell sollte man Salz eher sparsam verwenden. Die WHO empfiehlt deshalb täglich maximal fünf Gramm Salz zu sich zu nehmen, welche am besten über jodiertes Speisesalz erfolgen sollte. Hier punktet übrigens das günstige Kochsalz, denn die exotischen Edelsalze sind nicht mit Jod oder Fluorid angereichert.