Neue Studie

Bioplastik ist schlechter als angenommen!

22. Mai 2019 von

Forscher der Universität Plymouth haben es nun bestätigt: Bioplastik ist nicht unbedenklich. Auch Stoffe, die angeblich biologisch abbaubar sind, verbleiben in unserer Umwelt. Das vermeintlich grüne Produkt verlangt nach Alternativen. Hier findest Du ein paar Vorschläge.

Es ist schon längst keine News mehr: Plastik vermüllt Gewässer und Böden. Wenn es zerfällt, entsteht Mikroplastik. Die Partikel landen in den Organismen von Mensch und Tier. Für dieses Problem wird immer wieder dieselbe, bequem klingende Lösung genannt: Biologisch abbaubares Plastik. Kompostierbare Einkaufstüten, Kaffeebecher oder Tupperware aus Maisstärke sollen also unsere Meere sauber halten, indem sie sich schnell und unauffällig zersetzen.

So schön und gut das alles klingt, der Müllberg in den Meeren wächst weiter an. Verwenden wir einfach immer noch zu wenig Bioplastik? Oder ist der biologisch abbaubare Kunststoff eben doch nicht ganz so sauber, wie seine Verkäufer uns erzählen?

Was genau ist Bioplastik?

“Bioplastik” ist kein fest definierter Begriff, es bezieht sich nur auf den Herstellungsprozess. Es gibt Bioplastik, das aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt ist, zum Beispiel aus Maisstärke, und Bioplastik, das biologisch abbaubar ist. Das ist nicht das Gleiche.

Biobasiertes Plastik: Bei diesem Plastik werden biobasierte Kunststoffe wie Zellulose mit erdölbasierten Kunststoffen kombiniert, so dass die Produkte oft nicht nicht zu 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden.

Biobasiertes Plastik ist durch seine Erdöl-Komponenten langlebig - fast genauso langlebig wie herkömmliches Plastik. In der Herstellung ist es nachhaltiger, muss aber genauso entsorgt werden wie herkömmlicher Kunststoff aus Erdöl.

Biologisch abbaubares Plastik: Dieses “Bioplastik” steht für die Art, wie der Kunststoff verrottet - beziehungsweise: verrotten sollte. Biologisch abbaubares Plastik soll sich theoretisch nach 12 Wochen so natürlich zersetzen wie Küchenabfälle. Praktisch ist es recycelbar oder kann CO2-neutral verbrannt werden. Biologisch abbaubar ist es aber leider auch nicht. Dies haben nun auch zwei britische Forscher untersucht.

Neue Forschungsergebnisse: Wie Bio ist Bio-Plastik?

Die beiden Wissenschaftler von der Universität Plymouth haben fünf verbreitete Plastiksorten untersucht. Dazu gehörten neben konventionellem, erdöl-basierten Plastik auch Proben von biologisch abbaubaren Kunststoffen. In minutiöser Kleinarbeit deponierten die beiden Proben im Boden, im Meer und an Stellen, wo sie Wind und Wetter offen ausgesetzt waren.

Dabei sind sie auf folgende Ergebnisse gestoßen: Zwar zersetzt sich biologisch abbaubares Plastik ganz gut, wenn es Luft und Sonnenlicht ausgesetzt ist. Zersetzen bedeutet in diesem Kontext aber leider nicht, dass es sich komplett abbaut. Die aktuelle Studie belegt vielmehr, dass auch das biologisch abbaubare Plastik letzten Endes zu Mikroplastik zerfällt. Im Meer und im Boden dagegen verrottet das Bioplastik deutlich langsamer. Nach drei Jahren war es immer noch nachzuweisen. Die einstigen Plastiksäcke waren großteils immer noch so reißfest, dass die Forscher Gegenstände mit einem Gewicht von mehr als zwei Kilogramm damit herumtragen konnten.

Das Ergebnis ernüchtert, zumal biologisch abbaubares Plastik lange als Lösung für die Abfallberge in den Meeren genannt wurde.

Warum verrottet Bioplastik so schlecht?

Die Norm DIN EN 13432 definiert ein Material dann als "kompostierbar", wenn nach zwölf Wochen 90 Prozent des Materials in Teile zerfallen, die kleiner als zwei Millimeter sind. Allerdings in einer industriellen Kompostieranlage, in der eine bestimmte Temperatur, Feuchtigkeit und ein bestimmter Sauerstoffgehalt gegeben sind.

In der Praxis herrschen auf Deinem Komposthaufen oder in der Natur aber ganz andere Bedingungen als im Labor, so dass der Zersetzungsprozess deutlich länger als angegeben dauern kann. Auch as Umweltbundesamt ist der Meinung: „Unterm Strich muss man derzeit sagen: Biobasierte Kunststoffe sind noch längst nicht umweltfreundlicher als herkömmliche Kunststoffe.“ Und auch der Nabu äußert sich kritisch: „Bisher ist noch kein ökologischer Vorteil gegenüber der klassischen Plastiktüte nachzuweisen. So ist „Bioplastik“ leider bisher eher eine Gewissensberuhigung und ein Marketinginstrument.“

Plastik-Alternativen

Tatsächlich scheint es nur einen Lösungsansatz zu geben: Egal ob Plastik oder ein anderer Werkstoff zum Zug kommt - wir müssen weg vom einmaligen Gebrauch. Gerade bei Plastiktüten gibt es eine Vielzahl von Alternativen, von den klassischen, traditionellen Stoffbeuteln bis hin zu Einkaufskörben. Aber das funktioniert nur, wenn wir diese mehrfach verwenden. Wenn wir statt Plastikbeuteln Stofftaschen zum Wegwerfprodukt machen, gelangen tonnenweise Fasern in die Umwelt - und wertvolle Ressourcen werden verschwendet.

Den Biomüll, den wir zuhause produzieren, können wir auch einfach in Zeitungspapier einwickeln und in die Tonne schmeißen, statt ihn in Bioplastik zu wickeln. Diese müssen am Ende eh wieder mühsam aus den Biotonnen sortiert werden, da sich sich nicht zersetzen. Viele städtische Entsorgungsbetriebe verbieten Bioplastik in Biotonnen sogar - so zum Beispiel in München oder Berlin.

Daneben gibt es noch andere Ansätze. Immer noch eine Top- ist die Reduktion des Mülls. Wenn Du auf dem Wochenmarkt einkaufst, umgehst Du es jede Menge Plastikmüll, weil das Gemüse unverpackt in Deine Küche kommt.

Handlungsbedarf besteht praktisch überall, gleichzeitig stecken viele Lösungen noch in den Kinderschuhen. Kaufst Du in Zero Waste-Läden ein? Hast du schon einmal bei einem Clean Up-Day oder einer Plastic Attack mitgemacht? Immer mehr Firmen bieten auch Refill-Service an. Du kannst dann leere Behälter gleich dort, wo Du sie gekauft hast, wieder auffüllen lassen.

Auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze will gegen Plastikmüll vorgehen. So sollen unter anderem Wasserspender an öffentlichen Orten gefördert werden, wie es im Fünfpunkteplan gegen Plastikmüll nachzulesen ist. Der Plan richtet sich auch gegen überflüssige Verpackungen im Supermarkt. Der Handel soll sich selbst dazu verpflichten, Obst und Gemüse nicht unnötig einzupacken. Und erste Supermärkte stellen schon um.