Landwirtschaft

Biogasanlagen: Wie viel Energie liefert Gülle?

05. Aug. 2017 von

Zugegeben: Gülle ist weder schön anzusehen, noch riecht sie gut – dennoch ist sie wertvoll. In Biogasanlagen wird aus dem Abfallprodukt Strom erzeugt. Da jedoch auch immer mehr Getreide in den Anlagen endet, rudert die Politik zurück.

Gülle: Ein wertvolles Nebenprodukt

In jedem Viehstall fällt eine Menge Gülle an. Das Gemisch aus Kot und Urin ist jedoch mehr als ein Abfallprodukt: Es wird als Dünger eingesetzt oder landet in Biogasanlagen. Dort entsteht durch die Vergärung der Biomasse Gas, das zur Wärme- und Stromerzeugung genutzt wird.

Für viele Bauern wurde Biogas zur wichtigen Einnahmequelle, mit der sich oftmals mehr Geld verdienen lässt, als mit der Viehzucht.

So kann aus Gülle und Mist von 1.100 Schweine und 250 Rindern in einer Biogasanlage Strom für 200 Haushalte produziert werden, rechnet die „Wirtschaftswoche“ vor. Ein Betrieb mit rund 5.200 Rindern liefert bereits Strom für 3.000 Haushalte im Jahr und so viel Wärme wie 210.000 Liter Heizöl.

Strom für neun Millionen Haushalte

Derzeit stammen etwa acht Prozent des deutschen Ökostroms aus Biogas. Anfang der 1980er-Jahre starteten die ersten Bauern den Versuch, aus Gülle Energie zu gewinnen – die ersten Biogasanlagen entstanden. Im Jahr 2015 waren es bereits knapp 9.000 Stück in Deutschland.

Sie produzierten laut dem „Fachverband Biogas“ eine Leistung von 4,2 Megawatt – genug Strom für rund neun Millionen Haushalte.

Selbst als Kraftstoff kann Biogas eingesetzt werden. So vergärt beispielsweise die „Berliner Stadtreinigung“ den Müll aus der Biotonne zu Gas, mit dem sie 150 Müllwagen betankt.

Gut für die Umwelt?

Strom und Wärme aus Gülle zu gewinnen schont die Umwelt. Schließlich handelt es sich um ein Abfallprodukt, das ohnehin anfällt und das auch immer wieder, zumindest solange Viehzucht betrieben wird.

Es handelt sich bei Biogas aus Gülle also um eine sogenannte erneuerbare Energiequelle, die Kohle und Erdgas ersetzen kann.

Das Problem: Mittlerweile werden in immer mehr Biogasanlagen auch Pflanzen wie Mais, Getreide, Grünroggen oder Futterrüben vergärt, die nur für diesen Zweck angebaut werden. Eine Folge davon sind Monokulturen, die den Boden auslaugen.

Die Politik drosselt Biogasanlagen

Deshalb verpasste der Bund dem Ausbau von erneuerbaren Energien aus Biogasanlagen einen Dämpfer. Mit der umstrittenen Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im Jahr 2014, wurden die Auflagen und Bedingungen für Biogasanlagen verschärft.

„Wir haben nahezu eine Vollbremsung hingelegt“, erklärt Horst Seide, Präsident des Fachverbands Biogas der „Wirtschaftswoche“. Die Folge sei ein Umbruch, der es Biogasanlagen schwer macht sich über Wasser zu halten.

Sie seien künftig auf die Kombination aus verschiedenen Erlösquellen angewiesen. So nutzten immer mehr Biogas-Betriebe auch die Wärme oder lieferten Biogas als Kraftstoff.