Grillwürste im „Öko-Test“

Bio-Grillwürste: Die Haltung macht den Unterschied

06. Juli 2022 von

Wenn Du beim gemütlichen Barbecue mit Familie oder im Freundeskreis nicht auf Grillwürste verzichten möchtest: Setz auf bio! In einem aktuellen Test gibt „Öko-Test“ für sechs Bio-Grillwürste grünes Licht und stellt fest: Es ist vor allem eine Frage der Haltung.

  • Die „sehr guten“ oder „guten“ Bio-Würste kosten zwar deutlich mehr als die konventionellen, aber die dafür verarbeiteten Schweine haben weitgehend artgerecht gelebt.
  • Bio-Grillwürste geben Konsument:innen die Sicherheit, dass keine Phosphate zugesetzt sind und die Schweine kein gentechnisch verändertes Soja im Futtertrog hatten.
  • Gare Bratwürste in Grill und Pfanne immer gut durch, um möglicherweise vorhandene Keime sicher abzutöten.

„Öko-Test“ hat für insgesamt 19 verschiedene Grillwürste – zehn konventionelle und neun Bio-Produkte – abgefragt, was für ein Leben die Tiere vor ihrem Dasein als Wurst hatten und wie transparent und nachhaltig Landwirt:innen, Schlachtereien und Anbieter:innen arbeiten. Das Ergebnis: Konventionell erzeugte Bratwürste liefern vom Schwein bis zum Rost alles andere als schöne Bilder und tierwohlige Fakten. Die Tester:innen erfuhren von abgeschnittenen Ringelschwänzen über zusammengepferchte Tiere, die ihren Stall einzig auf dem Weg zum Schlachthof verlassen, sowie Schweinen, die auf Spaltenböden stehen und die Ammoniakdämpfe ihrer Exkremente einatmen, bis hin zu Gen-Soja im Futtertrog und breitflächig eingesetzten Antibiotika viel Unglaubliches. Aber: Das alles ist gesetzeskonform und Standard – jedenfalls für die allermeisten Schweine, die als Bratwurst auf dem Grill oder in der Pfanne landen. Daran wird auch das jüngst vorgestellte staatliche Siegel zur Tierhaltungskennzeichnung kaum etwas ändern.

Bio ist besser

Wenn Du Deine Grillwurst mit gutem Gewissen genießen möchtest, führt kein Weg an Bio-Produkten vorbei. Doch die Auswahl ist begrenzt: Gerade mal zwei Grillwürste haben im Test komplett überzeugt. Sie erhalten die Bestnote „Sehr gut“. Vier weitere Bio-Würste sind immerhin „gut“, die konventionell erzeugten Grillwürste schneiden bestenfalls „befriedigend“ ab. „Öko-Test“ meint dazu: Ohne Tierwohl, das den Namen auch nur ansatzweise verdient, lässt sich kein tierisches Erzeugnis empfehlen.

Nur diese beiden Produkte erhielten von „Öko-Test“ die Note „Sehr gut“

Ehrliche Antworten, aber auch lückenhafte Angaben

Fast alle Anbieter:innen haben die Fragebögen von „Öko-Test“ ausführlich beantwortet und nachvollziehbar belegt.

„Erfreulich und überraschend fand ich, wie klar und umfangreich viele der beteiligten Firmen, auch die Schlachtereien und großen Handelskonzerne, Nachhaltigkeitsziele in ihrer Unternehmensstrategie verankert haben", sagt Axel Wirz vom Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL), der die Fragebögen mit ausgewertet hat.

Ausnahme: die Original Thüringer Rostbratwurst Bio des Anbieters Original Thüringer Wurstwaren. Die Rückmeldungen des Herstellers und des Schlachtbetriebs waren so lückenhaft, dass sie mit „keine Angaben“ eingestuft werden mussten. Schade für die Bio-Wurst, die andernfalls wohl „sehr gut“ abgeschnitten hätte.

Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Mangelhaft“

Die Haltung: von „Schwein gehabt“ bis „arme Sau“

Während die Bio-Schweine Auslauf und mehr Platz haben, fristen die konventionell gehaltenen Tiere ihr kurzes Leben dichtgedrängt in engen Buchten - ohne Auslauf, Frischluft, auf Spaltenböden ohne Stroh und mit wenig Beschäftigungsmaterial. Doch Platzmangel, Stress oder Langeweile führen bei Schweinen zu Verhaltensstörungen wie dem blutigen Schwanzbeißen. Daher wird Ferkeln in der industriellen Schweinehaltung routinemäßig die Spitze des Ringelschwanzes abgeschnitten. Bio-Schweinen wird diese schmerzhafte Prozedur erspart. Doch auch ein Bio-Schweineleben ist nicht so ferkel-rosarot, wie man sich das vorstellt. So werden die männlichen Tiere kastriert, um zu verhindern, dass Eberfleisch mit seinem strengen Geschmack in Umlauf kommt.

„So lange die Deutschen ihre Vorlieben da nicht ändern, wird das auch so bleiben“, vermutet Axel Wirz vom FiBL.

Ebenfalls gang und gäbe bei der Bio-Haltung: Impfungen gegen Krankheiten wie die Ödemkrankheit, die sich durch bessere Haltungsbedingungen verhindern ließen.

Unerwünschte Mineralölbestandteile und unnötige Zusätze

Als würden die beklagenswerten Haltungsbedingungen nicht schon auf den Magen schlagen, verderben vom Labor gefundene Mineralölbestandteile zusätzlich den Appetit. Zwölf der 19 Bratwurstproben sind mit gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH/MOSH- Analoge) verunreinigt – das Bio-Produkt von Packlhof sogar in einer Menge, die „Öko-Test“ als „stark erhöht“ einordnet. Eine mögliche Quelle für die Mineralöleinträge sind Schmierstoffe an Maschinen, die in der Wurstproduktion eingesetzt werden. Sie können aber auch über Wursthüllen, Gewürze oder Kräuter in die Grillwürste gelangen.

Bis auf die Bio-Würste und die Bratmaxe 5 Stück von Meica enthalten alle Grillwürste Phosphate. Die machen als Stabilisatoren das Wurstbrät geschmeidiger. In Bio-Lebensmitteln ist dieser Zusatz verboten. Zugesetzte Phosphate können den Phosphatspiegel im Blut erhöhen, was vor allem für Menschen problematisch ist, deren Nierenfunktion beeinträchtigt ist. Außerdem steckt in sechs Bratwürsten zu viel Salz. Mit einer dieser Würste hast Du teilweise schon ein Drittel der Höchstmenge an Salz intus, die die Deutsche Gesellschaft für Ernährung pro Tag empfiehlt. Dass auch weniger gesalzene Grillwürste sensorisch überzeugen, zeigt aber der Test.

Die Qualität ist ok

Generell hat „Öko-Test“ an der Qualität der Bratwürste nichts auszusetzen. Sie enthalten so viel Schweinefleisch wie deklariert: Den höchsten Anteil haben die Sieger-Würstchen von Alnatura mit 97 Prozent, den geringsten die Original Thüringer Rostbratwurst Bio mit 82 Prozent. Auch gibt es keine Hinweise darauf, dass in den Grillwürsten Separatorenfleisch steckt.

Grünes Licht für die Keimbelastung

Was die Keimbelastung angeht, gibt es kaum Probleme. Lediglich die Penny Rost Bratwurst überschreitet den Richtwert für sulfitreduzierende Clostridien. In dieser Menge machen die Keime zwar nicht unbedingt krank, der Fund deutet aber auf mangelnde Hygiene hin. Möglicherweise wurden die Bratwürste nicht ausreichend gekühlt. Für den Hersteller sollte das Anlass sein, seinen Produktionsprozess zu überprüfen. Abgesehen davon fand das Labor in den Proben keine krankmachenden oder antibiotikaresistenten Keime.

Am Geschmack nichts auszusetzen

Zum Geschmack sagt „Öko-Test“ kurz: Die Bratwürste schmecken so, wie sie schmecken sollen. Um das zu beurteilen, hat das sensorisch geschulte Laborpersonal die Produkte gegrillt und verkostet – und erfreulicherweise für fehlerlos erachtet.

Die Testsieger, die Testtabelle und das Gesamtergebnis findest Du im Detail im ePaper von „Öko-Test“.

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