Heilpflanze des Jahres 2018

Bei Magen-Darm-Beschwerden und Erkältung: Andorn

10. Feb. 2018 von

An der Universität Würzburg werden in Vergessenheit geratene Heilpflanzen gekürt. Mit ihrer Auszeichnung für 2018 wollen die Forscher auf das Kraut Andorn aufmerksam machen.

Nach einer vielversprechenden und vor allem fast 200 Jahre dauernden Karriere als eine der beliebtesten Heilpflanzen Europas ereilte den Andorn ein undankbares Schicksal: Er wurde vergessen. Dabei hat Andorn eine schleimlösende und verdauungsanregende Wirkung. Er kann also bei Erkältungskrankheiten die Lunge sowie den Magen-Darm-Trakt unterstützen.

Gefeiertes Comeback

Zeit für einen Phönix-aus-der-Asche-Moment, dachte sich der Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde an der Universität Würzburg. Dort werden alte, teils vergessene Heilpflanzen erforscht. Zudem küren die Experten jedes Jahr ein Kraut zur „Heilpflanze des Jahres“. So machen sie auf wirksame pflanzliche Arzneimittel aufmerksam, die von der Schulmedizin der letzten Jahrzehnte verdrängt worden sind.

Der frisch gekürte Andorn wird bis zu 60 Zentimeter hoch. Die vierkantigen Stängel sind hohl und filzig behaart. Die am Rand gezahnten Blätter weisen ebenfalls die Behaarung auf. Zwischen Juni und September trägt die anspruchslose Pflanze, die an Wegrändern und auf kargen Plätzen wächst, weiße Blüten. Johannes Gottfried Mayer vom Institut für Geschichte der Medizin in Würzburg empfiehlt, die Pflanze selbst anzubauen. „An einem sonnigen Ort wächst Andorn ganz prima“, erklärt der Experte.

Andorn-Extrakt, Tee und Saft helfen bei Beschwerden

Für einen Extrakt aus Andorn kann die gesamte Pflanze verwendet werden, für einen Andorn-Tee eignen sich die Blätter am besten. Dass Andorn trotz seiner schleimlösenden Wirkung heute kaum mehr verwendet wird, erklärt sich Johannes Gottfried Mayer mit dem bitteren Geschmack. „Die Bitterstoffe fördern den Gallenfluss, was bei der Fettverdauung hilfreich ist", sagt der Medizinhistoriker, empfiehlt aber, die getrockneten Blätter mit denen anderer Pflanzen zu mischen.

Medizinisch wirksam ist vor allem die Substanz Marrubiin. Aber auch enthaltene ätherische Öle unterstützen den Organismus. Marrubiin wirkt schleimlösend, fördert den Auswurf von Sekret aus den Bronchien und regt die Produktion von Magensäure und Gallensaft an. Als pflanzliches Arzneimittel kann es somit nicht nur bei Magen-Darm-Beschwerden und Erkältungen helfen, sondern auch bei Gallenbeschwerden. Außerdem soll sich Andorn mildernd auf Blähungen und Völlegefühl auswirken. Ersten Hinweisen auf eine zusätzliche schmerzstillende Wirkung wird nachgegangen.

Bleibt zu hoffen, dass Andorn nach seinem hoffentlich erfolgreichen Comeback noch eine lange Karriere vor sich hat. Wir gratulieren der Heilpflanze des Jahres 2018 zur verdienten Auszeichnung!