Bambus-Boom

Bambus statt Plastik - Eine nachhaltige Alternative?

20. Juli 2019 von

Coffee-to-go-Becher, Geschirr und Zahnbürsten aus Bambus anstelle von Plastik liegen im Trend. Die Hersteller bewerben sie mit Schlagworten wie „umweltschonend“ und „nachhaltig“. Doch hält das Material diese Versprechen? Und weshalb steckt oft kaum Bambus in den Produkten?

Vorteile von Bambus - Das spricht für die Verwendung

Nachwachsender Rohstoff: Große Mengen durch schnelles Wachstum

Bambus wächst extrem schnell – bis zu einen ganzen Meter pro Tag. Dadurch können jährlich große Mengen geerntet werden, ohne dabei den Gesamtbestand zu gefährden. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass beim Schlagen von Bambus im Gegensatz zu andern Bäumen nicht die ganze Pflanze abstirbt. Durch unterirdische Wurzelsysteme regeneriert sich Bambus schnell und bildet neue Halme aus.

Gesunde Böden: Bambus braucht keine schädlichen Pestizide und Dünger

Bambus ist im Wachstum stabil und widerstandsfähig gegenüber Umwelteinflüssen. Dadurch sind beim Anbau keine schädlichen Pestizide oder Düngemittel notwendig. Ebenso braucht Bambus in der Regel keine künstliche Bewässerung. Er trägt vielmehr zu gesunden Böden bei, da die verzweigten Wurzelsysteme unerwünschte Bodenabtragung (Erosion) verhindern.

Sozial verträglich: Bambus ist im Vergleich zu anderen Produktbranchen fair

Das Hauptexportland für Bambus ist China, in dem die Umwelt- und Sozialstandards deutlich niedriger sind, als in Europa. Allerdings ist der Bambus-Anbau bislang noch wenig industrialisiert und eher kleinbäuerlich geprägt. Daher ist die Bambusbranche im Vergleich zur Massenproduktion anderer Agrarprodukte, wie Baumwolle oder Kaffee, vergleichsweise umwelt- und sozialverträglich.

Entwicklungschancen: Mehr Arbeitsplätze und weniger Abholzung

Auch in Ländern wie Äthiopien wird zunehmend Bambus gepflanzt, um der Ausbreitung der Wüste entgegenzuwirken. Dadurch werden auch neue Arbeitsplätze geschaffen. Darüber hinaus trägt Bambus als Alternative zur Abholzung tropischer Baumbestände bei und bringt Entwicklungspotenzial für die Länder mit sich.

Nachteile von Bambus - Das spricht gegen die Verwendung

Zweifel an Nachhaltigkeit: Lange Transportwege und intransparente Herkunft

Da Bambus meist aus Asien oder Afrika nach Europa importiert wird, schmälern lange Transportwege die Nachhaltigkeit des Materials. Schließlich gelangen durch Ferntransporte viele umweltschädliche Treibhausgase in die Umwelt. Hinzu kommt, dass sich die Handelsstrukturen teilweise intransparent gestalten und daher nicht immer nachzuvollziehen ist, woher der Bambus stammt.

Potenzielles Gesundheitsrisiko: Harz und Kunststoff in Bambusprodukten

Das wohl größte Problem ist: Nur wenige, der als „Bambusprodukte“ verkauften Waren sind wirklich nachhaltig. Meist werden künstliches Melaminharz oder andere Kunststoffe beigemischt, um die Produkte bruchfest zu machen.

Das ist nicht nur eine Täuschung der Verbraucher, sondern auch potenziell gesundheitsgefährdend. Denn bei einer Hitzezufuhr von über 70 Grad, zum Beispiel durch heiße Speisen und Getränke oder beim Aufwärmen, können sich diese Stoffe aus dem Geschirr lösen und Krankheiten verursachen.

Bambus-Textilien: Kein nachhaltiges Naturprodukt mehr

Auch im Bereich Textilien ist Vorsicht geboten. Größtenteils besteht sogenannte „Bambus-Kleidung“ aus Bambusviskose. Für deren Herstellung wird der Rohstoff, die Bambuszellulose, im Herstellungsprozess so verändert, dass sich das Endprodukt kaum noch mit dem Basisstoff vergleichen lässt. Mit einem nachhaltigen Naturprodukt hat dies kaum noch etwas zu tun.

Kunststoff in Bambusprodukten - So werden die Verbraucher getäuscht

Das „Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart (CVUA Stuttgart)“ stellte bereits 2014 fest: Vermeintliches Bambusgeschirr besteht in der Regel auch aus Kunststoff. Das Amt untersuchte und beurteilte insgesamt 13 Proben von sogenanntem Bambusgeschirr. Das Ergebnis: In 11 von 13 Proben wurde Melaminharz gefunden.

Allergien, Atemwegserkrankungen und sogar Krebs - So schädlich sind die synthetischen Kunststoffe

Dabei handelt es sich um einen synthetischen Kunststoff, der vor allem mit Erkrankungen im Blasen- und Nieren­system in Verbindung gebracht wird. Außerdem steckt auch Formaldehyd in dem Kunststoff. Dieses kann Allergien hervorrufen, Haut, Atemwege oder Augen reizen sowie beim Einatmen Krebs im Nasen-Rachen-Raum verursachen.

Untersuchungen ergaben: Synthetische Kunststoffe in allen untersuchten Produkten

Weiterhin schreibt das Amt, dass zwei weiteren Bambusprodukten vermutlich Polymilchsäure (PLA) als strukturgebender Kunststoff zugesetzt wurde. Die Untersuchung des „CVUA Stuttgart“ ergab somit: Alle untersuchten Produkte enthalten einen synthetischen Kunststoff.

Geschirr aus Bambus: Untersuchungsamt kritisiert die Kundentäuschung

Die Kunden werden nicht oder nur unzureichend darüber informiert, dass Kunststoff im „Öko-Geschirr“ aus Bambus steckt, kritisiert das „CVUA“.

CVUA Stuft untersuchte Produkte als nicht verkehrsfähig ein

So wurde beispielsweise bei einem als „Alternative zu Melamin“ bezeichnetem Produkt festgestellt, dass gerade dieses unter Zusatz von Melamin hergestellt wurde. Alle untersuchten Produkte wurden daher vom „CVUA“ als irreführend und somit nicht verkehrsfähig beurteilt.

Neuere Untersuchungen zeigen: Keine Besserung in Sicht

Seit der Untersuchung im Jahr 2014 überprüfte das „CVUA“ weitere 45 Gegenstände für den Kontakt mit Lebensmitteln, die mit dem Material „Bambus“ beworben wurden. Nur bei zehn dieser Produkte handelte es sich tatsächlich um Gegenstände aus Bambusholz (Holzstücke). Darunter waren vor allem Schneidbretter, Pfannenwender und Salatschüsseln.

Kaffeebecher aus Bambus - Mehr Kunststoff als Bambus

Bei den restlichen 35 Proben, davon waren rund die Hälfte Coffee-to-go-Becher, handelte es sich um Kunststoffgegenstände, die fein zerkleinertes Bambusholz höchstens als Füllstoff enthielten. Hauptbestandteil der Produkte waren der Kunststoff Melaminharz sowie auch Harnstoff-Formaldehyd-Harze.

Täuschungen vermeiden: So erkennt man Bambusprodukte

Bei Produkten wie Schneidebrettern, die tatsächlich aus Bambusholz gefertigt werden, ist die Holzstruktur deutlich zu erkennen.

Wichtigstes Indiz: Die Maserung der Bambusprodukte

Im Gegensatz dazu ist eine Holzmaserung bei den kritisierten Kunststoff-Bambus-Mischungen kaum auszumachen. Diese Gegenstände haben eine matte Oberfläche, wobei die Innenseite teilweise zusätzlich mit einem Kunststoff beschichtet sein kann und daher glatt erscheint.

Bambus-Textilien: Für Laien schwer zu überprüfen

Bei Textilien ist die Unterscheidung zwischen echter Bambus- und Kunstfaser für Laien praktisch nicht möglich. „Dafür bräuchte es ein Mikroskop“, sagt Marcel Halbeisen, Textiltechniker bei der „Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt (Empa)“ gegenüber dem „Beobachter“.

Was nun? Bessere und nachhaltigere Alternativen zu Bambus

Als Alternative zu Bambus-Mehrwegbechern für Coffee to go und andere Heißgetränke können wir auf andere nachhaltige Produkte zurückgreifen. Beispielsweise auf Thermobecher aus Edelstahl, die zudem den Vorteil haben, dass sie das Getränk warm halten.

Edelstahl, Glas und Porzellan: Schadstoffarme Alternativen

„Empfehlenswert für den Kontakt mit Lebensmitteln und Heißgetränken sind Edelstahl, Glas und Porzellan, aber auch schadstoffarme Kunststoffe“, empfiehlt die „Verbraucherzentrale Nordrhein Westfalen“. Auch Teller und Tassen aus Edelstahl sind gut zum Mitnehmen geeignet, da sie leicht und robust sind.

Für Bambus-Produkte gilt: Nicht zu stark erhitzen

Wer seine Bambus-Produkte behalten möchte, sollte darauf achten, sie nicht auf über 70 Grad zu erhitzen, beziehungsweise keine zu heißen Speisen oder Getränke damit in Berührung zu bringen.

Unser Fazit zu Bambus-Produkten

Insgesamt überzeugt Bambus als nachhaltiger und fairerer Rohstoff. Leider ist von dem Naturmaterial in den meisten sogenannten „Bambus-Produkten“ nicht viel enthalten. Für Verbraucher ist dies schwer erkennbar und lässt sich meist nur im Labor feststellen.

Wenig Siegel und Zertifikate: Bambusmarkt entwickelt sich noch

Da der Bambusmarkt in Europa gerade erst zu boomen beginnt, gibt es bislang nur wenige Siegel und etablierte Zertifizierungen, die faire und ökologische Produktionswege nachvollziehbar machen.

Nachwachsende Ressource: Insgesamt besser als Erdöl & Co.

Insgesamt hat Bambus als Rohstoff hohes Potenzial als Alternative zu Plastik. Im Gegensatz zu Erdöl, aus dem Plastik normalerweise gefertigt wird, ist Bambus eine nachwachsende Ressource. Es mangelt bisher jedoch noch an Produktionswegen ohne Zugabe von synthetischen Kunststoffen.

In diesen Produkten steckt Bambus

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Bamboo 5tlg. Geschirr-Set

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