8000 Liter Wasser pro Hose

Auf diese Siegel solltest Du beim Jeanskauf achten

10. Jan. 2017 von

Die herkömmliche Jeansproduktion ist eine Katastrophe für Mensch und Umwelt: Schädliche Pestizide beim Anbau der Baumwolle und giftige Chemikalien bei der Herstellung – niedrige soziale Standards sind an der Tagesordnung. Viele Betriebe steigen deshalb auf nachhaltig und fair produzierte Modelle um. Doch heißt das eigentlich?

So gut wie jeder hat sie im Schrank und trägt sie ganz selbstverständlich: die Jeans. Doch was für uns ein „Must have“ ist, stellt für die Arbeiter und Arbeiterinnen in den Produktionsfirmen Risiken hinsichtlich gesundheitlicher und sozialer Aspekte dar.

Typisch für die Bekleidungsindustrie sitzen die Herstellerfirmen größtenteils in Asien, Tunesien oder Ägypten. Die Arbeiter und Arbeiterinnen agieren dort unter äußerst schlechten sozialen Bedingungen und sind weit davon entfernt, einen angemessenen Lohn zu verdienen. Eine Preiskalkulation, die vor zwei Jahren veröffentlicht wurde, zeigt auf, dass von einer Jeans, die im britischen Discounter umgerechnet 22 US Dollar kostet, gerade einmal 1,16 US Dollar an die Herstellerfirmen gehen. Und die Löhne der Arbeiter stellen nur einen Bruchteil davon dar.

Zwei Kilo Chemie stecken in jeder Jeans!

Auch die Herstellung birgt einige Gefahren. Vor wenigen Jahren wurden die Jeans noch sandgestrahlt. Die Quarzpartikel in der Luft können jedoch nicht von den Atemmasken herausgefiltert werden und lagern sich so in den Lungen der Arbeiter ab. Die Arbeiter sterben meist sehr früh an den Folgen einer Staublunge, weshalb diese Methode fast überall in Verruf geraten ist. In China hingegen wird sie weiterhin angewendet.

Heutzutage wird die Jeans mit besonderen Chemikalien behandelt, fast zwei Kilo pro Jeans. Indigofarbstoff sorgt für die typische dunkelblaue Färbung. Chlor und Kaliumpermanganat bleichen das Material.

Die Baumwolle für die Produktion ist außerdem extrem stark mit Pestiziden belastet, die den Bauern gesundheitlich schaden. Rund ein Viertel der weltweit eingesetzten Ackergifte landen auf konventioneller Baumwolle. Da viele Insekten gegen die hochgiftigen Mittel bereits resistent geworden sind, muss ständig hochgerüstet werden. Auch der immense Wasserverbrauch stellt ein großes Problem dar: Pro Jeans werden im Schnitt um die 8000 Liter Wasser benötigt. Besonders Baumwollanbau und Färbung sind sehr wasserintensiv.

Chemiefreie Alternativen

Das es auch anders geht beweisen viele Hersteller mit der Verwendung von umweltfreundlichen Materialien und ganz anderen Herstellungsbedingungen. Es wird auf zertifizierte Biobaumwolle zurückgegriffen, gefährliche Chemikalien werden vermieden.

Die hippe Waschung gelingt hier beispielsweise mit Ozon. Die Jeans wird in einer Art Waschmaschine mit Ozon behandelt, das eine bleichende Wirkung auf die Hose hat. Anschließend zerfällt das Ozon wieder in Sauerstoff. Die Maschine kann erst nach dem Vorgang geöffnet werden, damit die Arbeiter nicht mit Restgasen in Berührung kommen. Alternativ wird die Hose auch mit Bimsstein behandelt, wodurch die typische Waschung entsteht.

Auch Laserbehandlungen kommen in einer abgeschlossenen Kammer zum Einsatz, wobei der Indigofarbstoff gezielt entfernt wird. Dieses Verfahren spart im Gegensatz zu herkömmlichen Methoden 100 Prozent Chemikalien und bis zu 70 Prozent Wasser.

Diese Siegel halten was sie versprechen!

Da die Bezeichnungen Bio-Jeans oder Öko-Jeans nicht geschützt sind, gilt es auf vertrauenswürdige Siegel zu achten. Empfehlenswert sind das GOTS-Siegel (Global Organic Textile Standard), bei dem die Kleidung zu 95% aus Naturfasern besteht, mindestens 70 Prozent davon müssen aus biologischem Anbau stammen. Garantiert werden außerdem keine Kinder- oder Zwangsarbeit, Mindestlöhne und Arbeitsschutz. Das Siegel verzichtet auch auf besonders giftige Chemikalien und achtet auf ein nachhaltiges Abwassermanagement.

Weniger bekannt ist das IVN-Best-Siegel: Standard sind 100 Prozent biologisch produzierte Naturfasern, hohe Sozialstandards und existenzsichernde Löhne für Anbau und Verarbeitung.

FairTraid Certified Cotton verspricht einen festen Mindestpreis der Baumwolle für die Bauern und soziale Mindeststandards in der Weiterverarbeitung. Wenn von den Herstellern genaue Auskunft über die Herstellung der Biobaumwolle gegeben wird, spricht dies meistens auch für eine faire Produktion der Jeans. Idealerweise ist natürlich eine transparente Einsicht in jeglichen Produktionsschritt.

Auch besonders gut: Wenn die Hersteller Mitglied in der Fear Wear Foundation sind. Sie will die sozialen Bedingungen in der Textilindustrie verbessern, berichtet transparent über die Herstellung und führt regelmäßig Kontrollen durch.

Diese Marken sind fair

Der deutsche Jeanshersteller fairjeans produziert beispielsweise komplett in Europa und legt Wert darauf, dass alle Rückstände in den Materialien und alle Arbeitsschritte kontrolliert werden. Weitere umweltfreundliche Jeans-Label sind zum Beispiel Nudie Jeans, Sey, Pearls of Laja, Kuyichi und Manomama.

Der niederländische Hersteller Mud Jeans geht beim Thema Umweltschutz sogar noch weiter: Verbraucher können ihre Lieblings Eco Jeans gegen eine monatliche Leih- und einmalige Pfandgebühr ein Jahr lang tragen. Danach dürfen sie sich entscheiden, ob sie das Modell weitertragen, zurückgeben oder gegen ein neues eintauschen wollen. Geht die Hose kaputt, wird sie kostenlos repariert.