Umweltkriminalität

Auf Kosten von Natur & Mensch: Umweltkriminalität

09. Juli 2017 von

Illegale Müllentsorgung, Fischerei oder Handel mit seltenen Tierarten – Umweltkriminalität steht auf Platz vier der Liste der organisierten Verbrechen. Auch Deutschland muss immer intensiver dagegen vorgehen. Doch wie kann gehandelt werden?

Was sind Umweltverbrechen?

Unter Umweltverbrechen werden rechtsverletzende Vergehen gegen geschützte Umweltgüter verstanden. Dabei steht meist die Profitgier über den moralischen und ethischen Pflichten ohne Rücksicht auf Verluste und Schäden.

Die größten und lukrativsten Umweltverbrechen sind:

- Illegale Abholzung

- Illegaler Mineralienabbau und Handel

- Illegaler Fischfang

- Wilderei

- Giftmüllhandel und -entsorgung

Die Folgen sind mitunter Artensterben, Ressourcenschwund und Gesundheitsgefahr für Menschen.

Zum Teil sind ganze Wirtschafts- oder Ökosysteme betroffen. Als eine steigende Gefahr für Frieden, Entwicklung und Sicherheit bezeichnet das Umweltprogramm der Vereinten Nationen „Unep“ und „Interpol“ in ihrem gemeinsamen Bericht „The Rise of Environmental Crime“ die Auswüchse der kriminellen Umweltaktivitäten.

Ein wachsendes Problem – vor allem in instabilen Ländern

Seit dem Jahr 2005 wächst die Umweltkriminalität jährlich um fünf bis sieben Prozent und hat sich damit auf Platz vier der Rangliste der organisierten Verbrechen positioniert – gleich hinter Drogenhandel, Falschgeld und Menschenhandel.

Das schnelle Wachstum begründet sich vor allem darin, dass Umweltkriminalität für die Beteiligten weit weniger riskant ist als andere kriminelle Bereiche. Weniger Konkurrenz und geringere Strafverfolgung machen das Geschäft mit der Umwelt lukrativ. So bauen sich die Netzwerke immer raffinierter aus und die Wirtschaftskriminalität steigt, wie aus dem Bericht der „Unep“ und „Interpol“ hervorgeht.

Damit sei neben der Umwelt auch oft die nationale Sicherheit in Gefahr: „Der lokalen Bevölkerung wird entweder die Lebensgrundlage genommen, oder sie wird durch Jobs innerhalb der Netzwerke zum Teil des Problems. In beiden Fällen wird die Zentralregierung destabilisiert.“ stellt der Interpol-Umweltkoordinator Stewart Teil fest. Je schwacher der Staat desto höher sei demnach auch oft die Umweltkriminalität.

Wie kann dagegen vorgegangen werden?

In Brasilien wurde mit der Aufstockung von Polizei, Geheimdienstmitarbeitern und Satellitentechnologie erfolgreich gegen die illegale Regenwald-Abholzung vorgegangen. In den letzten fünf Jahren ist die Zahl so um 76 Prozent gesunken.

Aufklärungskampagnen alleine bewirken nicht viel – vielmehr muss in Personal, Trainingsprogramme und technischen Support investiert werden. Außerdem müssen die örtlichen Richter und Staatsanwälte angehalten werden, Verstöße schärfer zu ahnden und vor allem die Hintermänner zu verfolgen.

Anstieg auch in Deutschland

17.349 Verfahren zu Umweltdelikten gab es im Jahr 2015 in Deutschland – ein Anstieg von 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie die „Wirtschaftswoche“ berichtet. Die meisten davon betreffen illegale Müllentsorgung und die Verunreinigung von Gewässern. Da die ordnungsgemäße Entsorgung von Sondermüll mit Kosten verbunden ist, steigern Täter ihre Gewinnmargen, wenn sie ihn einfach in der Natur abladen.

Die Dunkelziffer ist zudem weitaus höher, die Täter nur schwer zu überführen. Und selbst im Verfahrensfall würden diese überdurchschnittlich oft eingestellt, wie „Greenpeace“ kritisiert. Deswegen bezeichnen sie Deutschland auch als ein „Paradies für Umweltgangster“, wo diese entweder keine Strafe fürchten oder nur mit Bewährung rechnen müssen. Die „Grünen“ fordern deswegen höhere Strafen für Umweltsünder.