Würdest Du sie erkennen?

Angriff im Schlaf: Bettwanzen breiten sich aus

16. Juli 2017 von

Lange galt die Bettwanze in Westeuropa und Nordamerika als praktisch ausgerottet, doch inzwischen sprechen Experten von einer regelrechten Schwemme. Die lästigen Parasiten verdanken ihr Comeback unserer Reiselust und Resistenzen.

DDT sollte Bestände auslöschen

Bis Mitte des letzten Jahrhunderts waren die Blutsauger auf der ganzen Welt verbreitet und plagten die Menschen mit ihren Stichen. Dann begannen die Industriestaaten, ihre Bestände mithilfe von Pestiziden zu dezimieren. Als besonders effektiv erwies sich das Insektizid DDT, das allerdings in den 70ern von vielen westlichen Ländern verboten wurde, weil es im Verdacht stand, Krebs auszulösen.

Die damalige Annahme, der Bettwanze bis dato bereits Herr geworden zu sein, erwies sich als falsch. Einige Bestände überlebten in ländlichen Gebieten, andere entwickelten Resistenzen gegen die toxischen Chemikalien.

Globalisierung begünstigt Verbreitung

Dass die Tierchen seit gut 20 Jahren wieder auf dem Vormarsch sind, führt Erik Schmolz, Experte beim „Umweltbundesamt“, hauptsächlich auf die Reiselust der Menschen zurück. Bei ihren privaten oder beruflichen Touren würden sie die Wanzen unbemerkt in ihrem Gepäck mitnehmen und von Hotel zu Hotel oder nach Hause bringen, erklärt Schmolz gegenüber dem „Focus“.

Das Nachrichtenportal fährt fort: „Ein weiterer Grund für die starke Vermehrung der Parasiten, vermuten die Fachleute, ist der zunehmende Handel mit Gebrauchtgegenständen über das Internet.“ Denn die Blutsauger verstecken sich gern in Möbeln und Trödel. Außerdem legen die Weibchen während ihres maximal einjährigen Lebens die Eier gerne in Bettgestellen, Matratzen, Scheuerleisten, Büchern, DVD- und CD-Hüllen ab.

Nachts beißen sie mehrfach zu

Einmal im Haus, richten sich die Bettwanzen vornehmlich in Betten und Matratzen ein. Dort warten sie, bis sie den Geruch und die Wärme von uns Menschen wahrnehmen. Dann beißen die kleinen Vampire zu.

Oft bohren sie sich mehrmals an verschiedenen Stellen in die Haut. Dadurch entsteht die typische „Wanzenstraße“, eine Reihe von kleinen Rötungen und Quaddeln. Diese verursachen ein starkes Jucken. Den Stich selbst bemerken die Opfer oft gar nicht. Bis die Reisenden erkennen, dass sie von Bettwanzen malträtiert wurden, hat sich ein Sechsbeiner womöglich schon im Koffer verkrochen.

„Um ihre Ausbreitung zu verhindern, wäre es daher gut, man würde das Gepäck vor der Abreise gut untersuchen, besonders die Ritzen und Spalten der Taschen, wie zum Beispiel den Reißverschluss“, rät die „Neue Zürcher Zeitung“. Das Problem: Eine aktuelle US-Studie geht davon aus, dass nur 35 Prozent der Geschäftsreisenden und 28 Prozent der Urlauber die kleinen Beißer überhaupt identifizieren können.

Gesucht wird: klein und gemein

Damit Dir das nicht passiert, hier ein kleiner Steckbrief: Bettwanzen werden bis zu fünf Millimeter groß und sind, sofern sie keine Blutreserven bunkern, kaum dicker als ein Blatt. Für gewöhnlich haben ihre Körper eine bräunliche Färbung, nach dem Blutsaugen wird ihr Hinterleib aber schwarz. Die nachtaktiven Plagegeister kommen monatelang ohne Blut aus, bevor sie wieder zubeißen.

Einen Befall kannst Du an winzigen schwarzen Punkten im Bett auszumachen – das könnten Kotspuren sein. Bei genauer Inspektion können unter Umständen kleine, weißlich-ovale Eier, Häutungsreste oder winzige Blutflecken auf der Matratze und den Bettlaken zu finden sein. Liegt außerdem ein „kränklich-süßlicher Geruch“ in der Luft, kannst du davon ausgehen, dass Dein Hotelzimmer von Schädlingen bevölkert ist.

Bekämpfung ist Sache von Experten

Einmal im Haus, müssen Profis ran. Eine Möglichkeit, mit denen die Schädlingsbekämpfer den Bettwanzen den Garaus machen, sind Insektizide, gegen die sie keine Resistenzen aufgebaut haben. Eine andere sind Heizkörper, die die Raumtemperatur zwei Tage lang auf bis zu 55 Grad aufheizen. Der Versuch, ihnen mit Hausmitteln beizukommen, verspricht dagegen wenig Erfolg. Irgendwo kann immer ein möglicher Unterschlupf sein, den nur das geschulte Auge sieht.

Ein kleiner Trost: In unseren Breitengraden musst Du keine Angst haben, nach einem Biss ernsthaft krank zu werden. Zwar gibt es eine Wanzenart in Südamerika, die die gefährliche Chagas-Krankheit überträgt. Doch Wissenschaftler sind sich weitgehend einig, dass von den Parasiten hierzulande kein Risiko ausgeht. Entsprechende Studien und Belege findest Du hier.