Verbrauchertäuschung

Angeblicher Kunstpelz stammt oft von echten Tieren!

12. Jan. 2017 von

Unglaublich: Als Kunstfelle deklarierte Pelzprodukte stammen immer häufiger von echten Tieren. Die Echtpelze werden unter grausamsten Bedingungen hergestellt und werden immer billiger. So findet man mittlerweile gerade bei günstigen Labels Echtpelz — meist ohne Deklaration. Mit drei Tricks kann man Echtpelz entlarven.

So werden wir getäuscht

Für viele Menschen ist klar: Echtpelz kommt mir nicht in die Tüte. Doch wer sich für Kunstpelz entscheidet, ist leider nicht auf der sicheren Seite. Denn immer häufiger wird Echtpelz als „Fake Fur“ also Kunstpelz verkauft. Und dass, obwohl laut EU-Verordnung echte Pelze seit 2012 eigentlich gekennzeichnet werden müssen. Es muss sogar erkenntlich sein, um welches Tier es sich handelt — so die Theorie.

Denn der Hinweis „enthält nicht-textile Bestandteile tierischen Ursprungs“, der auf Pelzprodukten zu finden sein müsste, fehlt häufig, erklärt Ingmar Streese von der „Verbraucherschutz Bundeszentrale“ gegenüber dem „Hessischen Rundfunk“.

Viele Verkäufer würden schummeln, indem sie das Etikett gar nicht oder leicht löslich anbringen, so der Experte. Häufig werden die Etiketten zudem nicht in deutscher Sprache gedruckt, um die Käufer zu täuschen.

Tests zeigen: Über die Hälfte des angeblichen Kunstfells ist echt

Stiftung Warentest“ hat Anfang diesen Jahres fünf Kleidungsstücke mit Pelzbesatz gekauft, der nicht als Echtpelz gekennzeichnet war. Darunter vier Jacken und Mäntel und eine Mütze.

Das schockierende Ergebnis: Alle fünf Textilien waren mit echtem Pelz bestückt und nicht dementsprechend im Etikett deklariert! Von welchen Tieren die Pelze stammten, ließ sich nicht feststellen. Der Grund: Die echten Pelze werden stark chemisch behandelt, um sie haltbar zu machen. Gefunden wurden zum Beispiel erhöhte Konzentrationen des allergie- und krebsauslösenden Formaldhyds.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auch der „Hessische Rundfunk“ in der Sendung „Verbraucherfalle: doch Echthaar statt Kunstpelz“ vom 23.11.2016. Von fünf angeblich mit Kunstfellen besetzten Kleidungsstücken, enthielten drei Echtpelz. Das Labor vermutete, dass es sich dabei um Marderhund handelte. Auch das giftige Formaldehyd wurde wieder in größeren Mengen gefunden.

Oft ist günstige Kleidung betroffen

Flauschige Bommeln, Pelz-Accessoires aller Art und pelzige Kragenbesätze sind In, egal in welchem Preissegment. Viele die günstige Kleidung kauften, wähnten sich bislang in Sicherheit, was Pelz angeht. Schließlich ist echter Pelz doch viel zu teuer, nahm man an.

Leider ein Trugschluss, denn gerade bei Billiglabels setzt man vermehrt auf Echtpelz. Von den vier Produkten, die der „Hessische Rundfunk“ untersuchen ließ, handelte es sich beispielsweise um Jacken im unteren Preisbereich zwischen 25 und 50 Euro. Aber weshalb findet man immer mehr Echtpelz? Tatsächlich, weil immer günstiger wird.

Günstiger Echtpelz durch brutale Massenproduktion

„Es ist absurd, wie billig Echtpelz mittlerweile ist, vor allem, wenn er aus China stammt“, sagt „Vier Pfoten Kampagnenleiterin“ Martina Pluda, „Heute“. So würden Mützen mit Echtpelz schon ab 10 Euro angeboten werden. „Natürlich denkt man da, dass das Kunstpelz sein muss,“ so die Tierschützerin.

Der Grund für die sinkenden Preise ist Massenprduktion, vor allem in Asien. Mittlerweile kommen 50 Prozent der echten Pelze aus China. Dort werden die Tiere auf riesigen Farmen gezüchtet. In extrem kleinen Käfigen warten Marderhunde und Waschbären auf ihren Tod. Oft wird ihnen bei lebendigem Leib das Fell abgezogen.

China produziert so viel, dass die Preise immer weiter sinken. Mittlerweile kosten künstlicher und echter Pelz nahezu gleich viel.

Drei Tricks um Echtpelz zu erkennen

Vorweg: Heute wird es leider immer schwerer Kunst- von Echtpelzen zu unterscheiden. Denn einerseits wird die Qualität der „Fake“-Produkte besser, andererseits wird Echtpelz für die Verwendung in der Mode oft so geschoren und gefärbt, dass Echt- und Kunstpelz kaum noch voneinander zu unterscheiden sind.

Es gibt laut „Vier Pfoten“ jedoch drei einfache Tricks, um Echtpelz von Kunstpelz zu unterscheiden:

1. Der Untermaterial-Check

Scheitelt man das Fell, kommt entweder eine Gewebestruktur (Kunstfell) oder Leder (Echtfell) zum Vorschein. Zudem ist bei Echtpelz manchmal eine Unterwolle aus feinen, dichten und flauschigen Haaren zu erkennen, welche die Tiere in der Natur wärmen.

2. Der Puste-Test

Echte Haare bewegt sich oft schon bei einem leichten Lufthauch. Kunstfell ist dagegen steifer und unempfindlicher. Bläst man ganz sanft über den Pelz und die Haare bewegen sich, handelt es sich wahrscheinlich um Echtpelz.

3. Der Feuer-Trick

Echtes Fell verkokelt und die Haare zerfallen, wenn man sie anzündet. Zudem riecht es unangenehm nach verbrannten Haaren. Kunstfell hingegen riecht chemisch und die Haare verschmelzen durch die Hitze zu kleinen, harten Klümpchen.

Achtung: Bitte keinen Wohnungsbrand verursachen! Ein paar Haare mit der Schere vom Pelz abschneiden und in einer feuerfesten Schale anzünden.