Holzfrei? Chlorfrei? Mogelei!

An diesen Siegeln erkennst Du umweltfreundliches Papier

09. Okt. 2017 von

Die Produktion von Frischfaser-Papier stellt eine starke Belastung für die Umwelt dar: Sie benötigt verhältnismäßig große Mengen an Rohstoffen, Energie sowie Chemikalien. Aber es gibt Papier, dass deutlich ökologischer hergestellt wird.

Wer einmal in einem gut ausgestatteten Schreibwarenladen kennt die langen Regale, in denen zig verschiedene Arten von Papier auf einen Käufer waren. Die Auswahl macht es Verbrauchern nicht einfach, umweltbewusst einzukaufen. Grundsätzlich ist der Griff zu Recyclingpapier für die Natur aber viel wert.

Das A und O: Recycling

Die Wiederaufbereitung von Altpapier zu Recyclingmaterial ein Vielfaches weniger an Wasser, Chemikalien und Kilowattstunden als die Fabrikation von neuem Papier. Die Hersteller müssen für das sogenannte Sekundärfaserpapier keine Bäume roden und außerdem erzeugen sie weniger Abfälle sowie Emissionen, so das „Umweltinstitut München“.

Vorzeige-Label „Blauer Engel“

Die Forschungseinrichtung empfiehlt deshalb, beim Kauf von Papierwaren auf den „Blauen Engel“ zu achten. Es sei „das deutschlandweit beste Kennzeichen für Recyclingpapier“.

Das Siegel erhalten nur Produkte mit Papierfasern, die zu 100 Prozent aus Altpapier stammen. Noch dazu unterliegt es strengen Vorschriften im Bezug auf den Einsatz giftiger Chemikalien, den Gesundheits- und Arbeitsschutz sowie die Gebrauchstauglichkeit.

„FSC-Recycled“ eingeschränkt empfehlenswert

Auch das Zertifikat des „Forest Stewardship Council“ (FSC), in dem Umweltverbände, Sozialverbände und Wirtschaftsverbände vertreten sind, gilt als vertrauenswürdig.

Es steht jedoch nicht per se für die Verwendung von Altpapier, sondern für die Förderung nachhaltiger Waldbewirtschaftung. Lediglich die Klassifizierung „FSC-Recycled“ kennzeichnet Papier, das ausschließlich aus Recyclingfaser gefertigt ist. Über den Herstellungsprozess oder den Gesundheitsschutz sagt das Label nichts aus.

„Europäische Blume“ weder verbreitet, noch aussagekräftig

Das Europäische Umweltzeichen, die sogenannte Europäische Blume, vergibt die EU generell an Güter mit hoher Umweltverträglichkeit und geringer Gesundheitsbelastung – darunter fällt alles von Farbe bis hin zu Reinigungsprodukten.

Eigenen Angaben nach nimmt der Siegelgeber den Energieverbrauch, Emissionen, die Abfallbehandlung und verwendete Chemikalien in Augenschein. Doch laut „Bayrischem Rundfunk“ sind hier „die Kriterien nicht genau festgelegt und es mangelt offenbar an Kontrollen.“

Nicht auf Marketing-Begriffe hereinfallen

Tatsächlich ist von den drei bekanntesten und verbreitetsten Zertifikaten also der „Blaue Engel“ das einzige Label, dem umweltbewussten Papierkäufer uneingeschränkt vertrauen können. Und Blätter von Herstellern, die bloß mit den Schlagworten „chlorfrei“ und „holzfrei“ werben, sollten Verbraucher sowieso links liegen lassen.

„Holzfrei“ beschreibt nämlich nur ein Produktionsverfahren, bei dem der Holzstoff Lignin herausgefiltert wird. Er ist dafür verantwortlich, dass Blätter schneller vergilben. Nichtsdestotrotz müssten die Fabrikanten auch für „holzfreies“ Papier Bäume fällen, klärt die Infoseite „Abenteuer Regenwald“ auf.

Die Eigenschaft „chlorfrei“ ist ebenso irreführend. „Diese Bezeichnung besagt, dass nicht mit Elementarchlor gebleicht wurde, schließt aber nicht unbedingt eine Bleiche mit Chlorverbindungen aus“, so das Netzwerk Papierwende“. Der Verbraucher könne nur bei einer Etikettierung mit der Aufschrift „vollständig chlorfreien Bleiche“ oder „total chlorine free (TCF)“ von einem vollständigen Verzicht auf hochgiftiges Chlor ausgehen.