Ketchup-Kleckse & Probierspiele

4 Tipps, wie Du Kindern gesundes Essen schmackhaft machst

11. Sept. 2016 von

Eis und Schokolade stehen bei Kindern oft deutlich höher im Kurs als Obst und Gemüse. Was also können Eltern tun, um dem Nachwuchs gesundes Essen schmackhaft zu machen? Ernährungspsychologe Thomas Ellrott kennt ein paar Tricks.

Grundsätzlich seien Kinder keine schlechten Esser, leitet der Chef des Instituts für Ernährungspsychologie an der Universität Göttingen ein Interview mit der „F.A.Z.“ ein. Vielmehr hätten sie das Grundbedürfnis, Zuwendung und Aufmerksamkeit zu bekommen. Dieser Wunsch würde die Esssituation zuweilen dramatisch überlagern.

Hier einige Tricks des Ernährungspsychologen im Interview mit der „F.A.Z.“:

Nie auf Zickereien eingehen

Um im Mittelpunkt zu stehen, provozierten die Kinder Reaktionen der Eltern, indem sie zum Beispiel bestimmte Speisen verweigern. Aus diesem Grund sollten die Erwachsenen „bloß nicht sachlich argumentieren, bloß nicht sagen: ‚Gemüse ist aber so gesund’“. Damit hätte der Nachwuchs sein Ziel erreicht und das würde sein Verhalten zementieren.

Stattdessen sei es sinnvoll, nicht weiter auf die Weigerung einzugehen und sie einfach zu respektieren. „Dann fehlt die Verstärkung für das Verhalten, und das Kind isst das Gemüse das nächste Mal wahrscheinlich wieder“, so Ellrott in der „F.A.Z.“.

Bei Jüngeren funktioniere zudem die Taktik der „künstlichen Verknappung“: Die Mutter oder der Vater sollten so tun, als würden sie sich freuen, dass Tochter oder Sohn etwas nicht isst, weil mehr für die Großen übrig bliebe.

Mit dem Ketchup-Trick auf den Geschmack kommen

Mit kleinen Tricks könne man Ältere dazu bekommen, Gemüse zu essen. Dazu gehört etwa eine appetitliche Präsentation: Kohlrabi oder Gurken würden geschält, klein geschnitten und sollen mit einem Dip serviert zum Naschen animieren.

Alternativ könne ein Klecks Ketchup helfen. In der Tomatensoße stecke zwar viel Zucker, aber das Kind esse nur wenig davon. Und je eher es Gemüse mit Ketchup zu sich nehme, desto eher werde es das Gemüse später auch ohne Soße mögen. „Das nennt man „Flavour-Flavour-Learning“, erklärt der Experte: „Man lernt einen neuen Geschmack durch Koppelung an einen bereits geschätzten bekannten.“

Als gutes Vorbild vorangehen

Wenn ein Kind eine Zutat aus dem Essen puhlt, sei das entweder wieder ein Versuch, sich in den Vordergrund zu spielen oder es mag sie wirklich nicht, fährt Ellrott fort. Das könnten Eltern durchaus durchgehen lassen, jedoch sollten sie dann selbst die verschmähte Beilage genüsslich verschmausen. In der Hoffnung, dass sie ihren Vorbild Papa irgendwann einmal gleichtun, würde es der Ernährungspsychologe ebenfalls so machen.

Auf einen vorbildlich leer gegessenen Teller dürfen die Eltern allerdings nicht pochen. Kinder sollten nicht darauf dressiert werden, satt zu sein, wenn alles aufgegessen ist. Nicht ein äußeres Signal, sondern die inneren Reize von Hunger und Sättigung müssen ausschlaggebend sein. Im anderen Fall essen sie „später auch so lange Süßes oder Chips, bis die Packung leer ist.“

Mitkochen und probieren lassen

Der Nachwuchs findet es toll, wenn er die Mahlzeit mitzubereiten dürfe. Denn das Selbermachen führe „zu einer extrem hohen emotionalen Bindung und Wertschätzung“. Gleiches gelte, wenn Kräuter selbst gezogen werden. Das ist noch dazu eine Möglichkeit, unbekannte Speisen für Kinder interessant zu machen. Eine andere, spielerische Option wäre es, das die Kleinen als „Geschmackscomputer“ nach dem Probieren erklären zu lassen, wie die Sache schmeckt.

Egal wie: Ellrott hält es für wichtig, von den Kindern zu verlangen, neue geschmackliche Erfahrungen zu machen. Denn nur so könnte die angeborene Angst vor Neuem überwunden werden und es gebe ihnen die Chancen, einen Geschmack mögen zu lernen. Von einer kulinarischen Prägung profitierten Kinder ein ganzes Leben lang.

Feinschmecker in spe

Auf die Frage, wie Kinder zu Feinschmeckern werden, fasst Ellrott in der „F.A.Z.“ zusammen: Sie sollten so oft wie möglich mit einkaufen gehen, kochen und backen dürfen. Darüber hinaus liege es an den Eltern und Großeltern, ein gesundes Essverhalten vorzuleben. Wenn sie sich selbst noch „authentisch mit viel Freude und Wertschätzung dem Kochen und Essen widmen, dann müssen die Kinder quasi auch zu Feinschmeckern werden.“

Das volle Interview kann man hier nachlesen.