Kosmetik im Mikroplastik-Check
Der Einsatz von Mikroplastik in Kosmetik- und Körperpflegeprodukten hat ungeahnte Auswirkungen – nicht nur auf Haut und Haare, sondern auch auf die Umwelt. Greenpeace hat jetzt deutsche Hersteller einem Mikroplastik-Härtetest unterzogen.
Mikroperlen in Pflege-Produkten sind längst keine Kaufargumente mehr, sondern schrecken viele Kunden ab. Denn über den Abfluss unserer Badezimmer gelangen feste Plastik-Partikel in Flüsse und Meere – mit ungewissen bis negativen Folgen für die Umwelt. Die negativen Auswirkungen, beispielsweise eine Anreicherung von Bisphenol A in der Nahrungskette, sind den meisten bekannt. Viel weniger weiß man über flüssige, gel- und wachsartige Kunststoffe, die in Kosmetikprodukten vorkommen.
Über ihre Umweltverträglichkeit gibt es laut Greenpeace nur mangelhafte Kenntnisse, viele von ihnen gelten aber als giftig. Bereits 2016 zeigte Greenpeace, dass der proklamierte, freiwillige Verzicht der Konzerne auf Mikroplastik kaum Auswirkungen hat: Jeder Hersteller darf selber bestimmen, wie er Mikroplastik definiert. Außerdem beziehen viele Hersteller ihren freiwilligen Ausstieg nur auf sogenannte „Rinse-off“-Produkte, die sofort abgewaschen werden können, wie Peelings, Shampoos oder Duschgel. Sogenannte „Leave-on“-Produkte, die auf Haut und Haaren verbleiben und dort einwirken können, zählen nicht dazu, zum Beispiel Cremes, Lotionen, Make-Up, Lippenstifte oder Haarspray.
Das gängige Argument, es mangele an brauchbaren Alternativen zu Kunststoffen, überzeugt kaum. Auch ein kürzlich veröffentlichter Hersteller-Check zeigt, dass sich bis dato an dieser Einstellung wenig geändert hat. Bei der Analyse wurden deutsche Hersteller konventioneller Markenprodukte sowie Drogerieketten mit konventionellen Eigenmarkenprodukten per Fragenkatalog um Stellungnahme gebeten. Außerdem wurden Informationen zu Firmenrichtlinien, Zertifizierung, Inhaltsstoffen und Produkten miteinbezogen. Es gab vier Kriterien zur Bewertung der Informationen:
- Die herstellereigene Mikroplastik-Definition schließt sämtliche Kunststoffe beziehunsgweise synthetische Polymere ein.
- Alle Produkte sind frei von festen Plastikpartikeln – aber nur gemäß der herstellereigenen Mikroplastik-Definition.
- Alle Produkte sind frei von flüssigen, gel- oder wachsartigen Kunststoffen.
- Alle eingesetzten Kunststoffe beziehunsgweise synthetischen Polymere sind nachweislich umweltverträglich.
Verbesserungswürdig in puncto Mikroplastik sind große Firmen wie Artdeco, Beiersdorf, Cosnova, Henkel-Schwarzkopf, Kneipp, DM, Douglas, Rossmann und Müller: Konventionelle Markenprodukte und konventionelle Drogerie-Eigenmarkenprodukte scheinen frei von festen Plastikpartikeln zu sein – allerdings nur nach der individuellen, teils sehr engen Definition jedes Herstellers. Dankenswerterweise gibt es im Naturkosmetik-Sektor zahlreiche Alternativen für alle, die sich nicht mit unsichtbarem Plastik eincremen wollen.
Zertifizierte Naturkosmetik-Hersteller verzichten nicht nur auf festes Mikroplastik in ihren Produkten, sondern auch auf suspendierte, flüssige, gel- oder wachsartige Kunststoffe bzw. synthetische Polymere. Sie setzen in ihren Produkten, wie beispielsweise für Peelings, ausschließlich natürliche Rohstoffe wie Kieselerde, Bio-Traubenkernmehl oder Jojobaperlen ein. Marken, die man laut Greenpeace uneingeschränkt an Haut und Haare lassen kann, sind Börlind, Lavera, Logocos, Primavera, Santaverde, Speick und Weleda. Wer dennoch ganz sichergehen will: Viele Pflege-Produkte kann man unter mehr oder weniger großem Aufwand und ein bisschen Übung selber herstellen.
Dieser Artikel von Maria Steinwender erschien zuerst beim „enorm Magazin“.