Flüssigseifen im „Öko-Test“

„Sehr gutes“ Händewaschen, aber auch Mängel

19. Jan. 2023 von

Manch einer schwört auf flüssige Seife, die andere mag es lieber fest. Flüssigseifen sorgen jedenfalls auch für saubere Hände – das hat „Öko-Test“ in einem aktuellen Produktvergleich herausgefunden. Dabei erfreulich: Bei den Inhaltsstoffen, die bei Flüssigseifen lange im Verruf standen, der Haut zu schaden, hat sich viel getan. Weniger leider bei der Nachhaltigkeit.

  • Die Mehrzahl der Produkte schneidet im Test insgesamt „sehr gut“ ab: zwölf Naturkosmetik-Produkte und drei Flüssigseifen ohne Label.
  • „Öko-Test“ empfiehlt, der Umwelt zuliebe zu einer Flasche mit hohem Rezyklatanteil greifen. Mit einem Nachfüllbeutel kannst Du außerdem Verpackungsmüll einsparen und kommst günstiger davon.
  • Seife hin oder her: Deine Hände kannst Du auch mit kühlem Wasser sauber waschen. Dabei sparst Du auch noch Energie und die Haut Deiner Hände trocknet weniger stark aus, als sie das mit warmem Wasser tut.

Die Coronapandemie hat dafür gesorgt, dass das gründliche Händewaschen und der Umsatz mit Seifen und Syndets im Vergleich zu den Vorjahren stark zugenommen haben. Das Waschen mit Seife gehörte und gehört immer noch zu den am meisten empfohlenen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus. Generell zählt die sorgfältige Handreinigung zu den wirksamsten Mitteln gegen Keime, nicht nur im Bereich der Medizin und der Pflege. Wer kennt sie nicht, die detaillierten Anleitungen für die richtige Technik zum Händewaschen, die Du überall in den sanitären Anlagen öffentlicher Einrichtungen antriffst? Gerade im Winter, wenn Erkältungs- und Grippeviren Hochsaison haben, und vor dem Kontakt mit gesundheitlich angeschlagenen Menschen kann eine gute Handhygiene vielen Ansteckungen vorbeugen – und natürlich auch im normalen Alltag.

Was den Reinigungseffekt betrifft, gibt es zwischen fester und flüssiger Seife keinen nennenswerten Unterschied, sagt „Öko-Test“. Auch ließe sich das sich hartnäckig haltende Vorurteil, ein Seifenstück sei unhygienischer als Flüssigseife, in Studien nicht bestätigen. Da ein festes Seifenstück kein Wasser enthält, bietet es Keimen keinen Nährboden, sofern Du es richtig, also trocken, lagerst.

Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Sehr gut“

Einen Vorteil gegenüber den festen Stücken haben die flüssige Seifen jedoch: ihre Zusammensetzung. Denn streng genommen handelt es sich dabei gar nicht um Seifen, sondern um Syndets, die auf Basis synthetischer Reinigungssubstanzen funktionieren. Diese lassen sich besser auf den pH-Wert der Haut einstellen als eine klassische Seife und sind somit etwas milder. Damit werben auch die Kosmetikhersteller gerne auf der Produktverpackung. „Öko-Test“ hat bei den Produkten, die den pH-Wert ausdrücklich ausloben, im Labor nachmessen lassen und bestätigt: Bei allen lag der Wert im optimalen Bereich.

Aber stimmt auch die übrige Zusammensetzung der 48 getesteten Flüssigseifen oder enthalten sie Substanzen, die Du lieber nicht auf Deiner Haut haben möchtest? Und wie steht es um die Umweltverträglichkeit der Flaschenseifen, die unter ökologischen Gesichtspunkten im Vergleich zu festen Seifenstücken durchaus im Nachteil sind? Enthalten die Plastikverpackungen wenigstens recycelten Kunststoff?

Alle Naturkosmetikprodukte überzeugen

Die gute Nachricht für Dich: Alle zwölf getesteten Naturkosmetik-Flüssigseifen schneiden im Test mit Bestnote ab. Diese Spitzenleistung schaffen von den restlichen 36 Produkten ohne Label nur drei. Warum? Die Mehrzahl der konventionellen Produkte enthalten mindestens PEG/PEG-Derivate, für die es Punktabzug gibt. Diese werden zumeist als Tenside, also synthetische Waschsubstanzen, eingesetzt und haben somit einerseits zwar eine Daseinsberechtigung in Reinigungskosmetik, andererseits können sie Deine Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen. Aber: Die insgesamt 15 „sehr guten“ Flüssigseifen zeigen: Es geht auch anders.

Ungesunde Duftnoten bitte meiden

Vier „ungenügende“ und ein „mangelhaftes“ Produkt beweisen allerdings, dass bei der Komposition einer Flüssigseife noch deutlich mehr schieflaufen kann. Vier von ihnen enthalten künstlichen Moschusduft. Die polyzyklischen Moschusverbindungen können sich im menschlichen Fettgewebe anlagern. Darüber hinaus haben sich in Tierversuchen Hinweise gezeigt, dass sie Leberschäden verursachen können. Überlege Dir gut, ob Du diese Gefahr wissentlich eingehen möchtest.

Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Ungenügend“

Allergieauslösende Verbindungen lassen sich vermeiden

Vier Produkte kritisiert „Öko-Test“ wegen halogenorganischer Substanzen. In einem Fall handelt es sich um das halogenorganische Konservierungsmittel Chlormethylisothiazolinon (CIT), das das beauftragte Labor in der Sagrotan Hygiene Seife Hydra Care Apfel & Jasmin von Reckitt Benckiser nachgewiesen hat. Es kann starke allergische Reaktionen auslösen und ist deshalb in Kosmetikprodukten wie Cremes, die auf der Haut bleiben, sogar verboten. Anders bei Produkten wie Seifen, die Du wieder abspülen kannst: Hier ist die Menge gesetzlich reglementiert. Dazu sagt „Öko-Test“: „Aus unserer Sicht hat es aber auch darin nichts zu suchen. Es gibt unbedenkliche Alternativen.“

In drei weiteren Produkten hat das Labor mit einer anderen Methode ebenfalls halogenorganische Verbindungen nachgewiesen. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von mehreren Tausend Stoffen, die Brom, Jod oder (meistens) Chlor enthalten. Viele von ihnen lösen Allergien aus, und fast alle reichern sich in der Umwelt an. Mit der eingesetzten Prüfmethode lässt sich allerdings nicht bestimmen, welche Verbindung bei den untersuchten Produkten genau vorliegen.

Zu viel Plastik außenrum – aber auch innen drin

Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit können Flüssigseifen festen Seifen nichts vormachen. Die Stücke sind meist sparsam in Papier verpackt, während Flüssigseifen in Plastikflaschen abgefüllt werden. Möchtest Du trotzdem nicht auf Flüssigseife verzichten, kannst Du Dich an den folgenden drei Punkten orientieren, um Deine Entscheidung so nachhaltig wie möglich zu gestalten:

  • Greife zu recycelten Verpackungen! Rund ein Drittel der Flaschen enthält nachweislich mehr als 30 Prozent recyceltes Plastik. Das darf gerne zum Standard für Plastikverpackungen werden.
  • Kaufe Flüssigseife im Nachfüllpack! 20 Seifen im Test kannst Du auch im ressourcenschonenden Nachfüllbeutel erwerben. Die Duschdas Pflege + Hygiene Handseife antibakteriell gibt es sogar ausschließlich im Nachfüllbeutel.
  • Achte darauf, dass kein Plastik in der Rezeptur ist! Noch nicht alle Hersteller verzichten auf Kunststoffverbindungen in der Rezeptur. Im Test betrifft das glücklicherweise nur fünf Seifen. Doch auch sie schaden der Umwelt, da sie über lange Zeit nicht abgebaut werden können.

Die Testsieger, die Testtabelle und das Gesamtergebnis findest Du im Detail im ePaper von „Öko-Test“.

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