„Hawk Spex mobile“ durchleuchtet Objekte

Diese App erscannt Pestizide auf Lebensmitteln

22. Feb. 2017 von

Ein Scanner soll Pestizide auf Obst oder Gemüse erkennen? Möglich! Aber die Fraunhofer-Gesellschaft scheint eine noch einfachere Lösung anbieten zu können.

Ende November hatte Codecheck das „Scan Eat“-System des französischen Studenten Simon Bernard vorgestellt. Es besteht aus einem feuerzeuggroßen Infrarot-Scanner, der durch Lichtreflektionen chemische Moleküle in Obst oder Gemüse erkennt, sowie einer App, die gesammelte Informationen auf einem Smartphone anzeigt. Auf diese Weise kann „Scan Eat“ unter anderem Pestizid-Spuren und -Konzentrationen in Naturalien zu identifizieren.

Scannen nur mit dem Smartphone

Bernards Entwicklung ist genial und soll demnächst marktreif sein, doch womöglich ist sie dann schon obsolet: In einer Pressemitteilung kündigt das „Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung“ (IFF) an, eine App zu veröffentlichen, die die Inhaltstoffe von diversen Objekten identifizieren kann – und zwar ohne die Hilfe zusätzlicher Geräte.

Für eine Messung benötigen Nutzer der „Hawk Spex mobile“-App nach Angaben des Kompetenzfeldleiters Udo Seiffert lediglich ein Smartphone mit Kamera. „Wir haben mit der Kamera einen breitbandigen dreikanaligen Sensor – also einen, der alle Wellenlängen misst – und beleuchten den Gegenstand mit Licht unterschiedlicher Farbe“, erklärt der Wissenschaftler.

Display beleuchtet Objekte

Diese Farben lässt das Smartphone-Programm auf dem Display erscheinen. Gleichzeitig nimmt es über die Kamera ihre Reflektionen wahr und misst, von welcher Farbe an welcher Stelle des Objekts wie viel Licht zurückgeworfen wird. Aus diesem Spektrum zieht die App dann, wie „Scan Eat“, Rückschlüsse über die chemische Zusammensetzung der Inhaltsstoffe.

Das IFF verspricht: „Intelligente Auswertealgorithmen sorgen dafür, dass die App mit der begrenzten Rechenleistung eines Smartphones auskommt und die eingeschränkten Leistungen von Kamera und Display kompensiert.“

App lässt sich ständig erweitern

Derzeit lernt das IFF „Hawk Spex mobile“ an, indem es Referenzdaten durch Vergleichsmessungen zusammenträgt. Auf sie können Verbraucher später zugreifen, um etwa Reste von Schädlingsbekämpfungsmittel in einem Apfel nachzuweisen. Nach der Freigabe der App werden die Nutzer selbst die Datenbank erweitern dürfen.

„Sie vermessen etwa behandelte und unbehandelte Salatköpfe verschiedener Sorten mit der App und schicken die Daten zum IFF. Forscher prüfen die Messungen und schalten die Anwendung für alle Nutzer frei“, so die Vision des Instituts. Auf diese Weise würde eine immer weiter wachsende Bibliothek mit Spektraldaten entstehen.

Kontrollsoftware für den Handel

Auch im kommerziellen Bereich gebe es für die App, die Ende 2017 verfügbar sein soll, zahlreiche Einsatzmöglichkeiten: „Der Landwirt kann so beispielsweise auf einfachem Weg Aussagen dazu erhalten, ob seine Pflanzen ausreichend mit Nährstoffen versorgt sind oder ob er zum Dünger greifen sollte.“

Bei der Qualitätskontrolle von Lebensmitteln oder zur Prüfung der Wirksamkeit von Kosmetikprodukten biete sich die Software ebenfalls an.