Üppiges Dinner, Pasta, Fast Food

Macht spätes Essen dick?

23. Dez. 2016 von

Nach einem anstrengenden, hektischen Arbeitstag bleibt meist nur abends die Zeit ausgedehnt und entspannt zu essen. Häufig heißt es, späte Mahlzeiten machen dick und ein voller Magen beeinträchtigt den erholsamen Schlaf. Ist das Feierabendfestmahl wirklich ein Dickmacher?

„Morgens sollst du essen wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettelmann“, dieses alte Sprichwort ist heutzutage immer noch die gängigste Regel für die Strukturierung unseres Essverhaltens. Aber stimmt das wirklich? Sollten wir uns morgens die Bäuche vollschlagen und abends möglichst wenig essen?

Immerhin stammt der Spruch aus Zeiten, wo die Menschen harte körperliche Arbeit leisten mussten, meist schon früh am Morgen. Ein ausgiebiges Frühstück war dementsprechend unabdingbar, um die volle Leistung zu erbringen. Auch heute noch ist es durchaus sinnvoll ausgiebig zu frühstücken, wenn bereits morgens die Konzentration voll da sein muss.

Spätesser sind nicht dicker

Wie also gestalten wir unser Abendessen am besten? Tun wir unserem Körper etwas Gutes, wenn wir nur zwei Scheiben Brot essen? Oder soll es doch lieber etwas ohne Kohlenhydrate und mit viel Eiweiß sein?

Prof. Susanne Klaus forscht am „Deutschen Institut für Ernährungsforschung“ in Potsdam zur Physiologie des Energiestoffwechsels und gibt Entwarnung: Bisher konnte keine Studie eindeutig belegen, dass Spätesser tendenziell dicker sind und ungesünder leben. Die „Deutsche Gesellschaft für Ernährung“ führte ebenfalls mehrere Versuche zu diesem Thema durch, allesamt mit undeutlichen Ergebnissen.

Eine Studie mit über 7000 Probanden zeigt zum Beispiel keinen Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der Nahrungsaufnahme und der Körpergewichtsentwicklung. Weitere Studien halten fest, dass übergewichtige Frauen im Vergleich zu normalgewichtigen Frauen über den Tag verteilt mehrere Mahlzeiten zu sich nehmen und diese auch deutlich später. Eindeutige Belege konnte man jedoch nicht finden!

Abends läuft die Verdauung langsamer

Was eindeutig ist: Wir sind tagaktiv. Heißt, unser Stoffwechsel ist darauf abgestimmt die Verdauung tagsüber optimal durchzuführen. Abends und nachts laufen diese Vorgänge gedämpfter ab, weshalb Mahlzeiten die zu späterer Stunde aufgenommen wurden, manchmal bis zum Morgen noch nicht richtig verdaut sind.

Man verspürt dann immer noch ein Völlegefühl vom Vortag. Oft führt ein voller Magen am Abend auch dazu, dass man nicht richtig einschlafen kann. Das liegt daran, dass prinzipiell jede Mahlzeit das sympathische Nervensystem anregt und damit auch die Adrenalinausschüttung, durch die wir wachgehalten werden. Doch das ist bei jedem Menschen unterschiedlich und eine reine Gewöhnungssache. Sogar Darmbakterien passen sich unserem individuellen Rhythmus an.

Die Gesamtbilanz zählt

Generell ist unser Essverhalten typabhängig. Es gibt Menschen die früh morgens nicht auf ihr reichhaltiges Frühstück verzichten können, Nachteulen verschieben ihre Mahlzeiten lieber auf später. „Das ist eine persönliche Sache, die jeder prinzipiell für sich selbst herausfinden muss“, fasst Prof. Klaus zusammen. Um das Gewicht zu halten, kommt es vor allem auf die Gesamtbilanz der Tageskalorien an.

Wenn tagsüber nur leicht gespeist wurde, kann man sich abends ruhig ein großzügiges Abendessen gönnen. Was dabei auf dem Teller landet, sollte jeder individuell nach der Bekömmlichkeit wählen. „Oft heißt es, dass die Insulinausschüttung nach Kohlenhydraten die Fetteinlagerung nachts besonders begünstigt, das ist aber nicht belegt. Und manchen Menschen bekommt es einfach besser, einen Teller Nudeln zu essen als eine große Portion Fleisch“, so Klaus.

Man kann also sagen: Wer tagsüber bereits sehr kalorienreich oder viele kleine Snacks über den Tag verteilt gegessen hat, tut besser daran, abends nur etwas Leichtes zu sich zu nehmen. Es kommt aber trotzdem auch ein bisschen darauf an, was wir abends essen. Nach einer aktuellen Studie der „Northwestern University in Chicago“ zeigten Spätesser, die gerade nach 20 Uhr vermehrt fettige Speisen und Fast Food zu sich nahmen einen deutlich höheren BMI als frühe Esser.

Generell raten Experten, den Tag sinnvoll mit Mahlzeiten zu strukturieren und sich dann auch jeweils bewusst auf das Essen zu konzentrieren, um es auch als vollwertige Mahlzeit wahrzunehmen und nicht als hektischen Snack zwischendurch. Wenn man dazu auf eine ausgewogene Ernährung und eine gesunde Schlafhygiene achtet, werden auch späte Mahlzeiten nicht zum Dickmacher.