Der Kampf um Sandelholzöl

Kostbar, selten – und deshalb gefällt: Der Sandelholzbaum

23. Feb. 2017 von

Indisches Sandelholz gehört zu den außergewöhnlichsten und kostbarsten Tropenhölzern der Welt. Duft- und Kosmetikhersteller lieben sein Öl. Doch die Bestände in Indien gehen drastisch zurück, immer öfter wird Sandelholz illegal gerodet und verkauft. Seit kurzem gibt es eine Alternative aus Australien.

Ob als Holzsplitter, Pulver oder Öl: Sandelholz ist in vielen Formen bekannt und beliebt. Doch die große Nachfrage stellt eine Bedrohung für das tropische Holz dar.

Was ist indisches Sandelholz?

Der bis zu 20 Meter hohe, immergrüne Sandelholzbaum ist vor allem in Indien, Indonesien, Australien, Papua-Neuguinea, Südafrika und auf einigen pazifischen Inseln beheimatet.

Mit Hilfe von Wasserdampf-Destillation wird aus dem feingeraspelten Holz Sandelholzöl gewonnen. Aus rund 20 Kilo Holz kann ein Kilo ätherisches Öl gewonnen werden.

Entzündungshemmend und aphrodisierend

Sandelholzöl besteht zum Großteil aus sogenannten Sesquiterpenolen, welche die Haut und die Seele beruhigen. Außerdem wirkt das Öl entzündungshemmend, bekämpft Cellulitis und lindert Juckreiz.

Aufgrund seiner hormonähnlichen Wirkung wird Sandelholzöl auch bei Wechseljahrs- und Menstruationsbeschwerden eingesetzt.

Traditionell dient Sandelholz ebenfalls als Aphrodisiakum und zur Beruhigung bei Stress und negativen Emotionen. Der warme und samtige Duft wärmt, beruhigt und harmonisiert.

Der grausame Kampf um Sandelholz

Echtes Sandelholz ist eine seltene Kostbarkeit — unglaubliche Preise von fast 2.000 US-Dollar pro Kilo kann das reine Aroma erzielen.

Indien, das rund 95 Prozent des Weltmarktangebotes an Sandelholz liefert, hat seine letzten Wildbestände jedoch gefährlich gerodet.

Deshalb unterliegen der Besitz, Handel und die Lagerung von Sandelholz und seinen Produkten strengen gesetzlichen Regelung seitens der indischen Regierung.

Da die Nachfrage das Angebot an indischem Sandelholz um mehr als das Doppelte übersteigt, blüht der illegale Handel. Der Markt ähnele dem brutalen Diamantengeschäft in dem Film „Blood Diamond“, erklärt Mark Lincoln, Direktor des Kosmetikunternehmens „Lush“.

Gewalttätige Mafiosi würden die letzten wild wachsenden Bestände illegal verhökern, weshalb „Lush“ kaum noch Sandelholzöl verwende.

Australisches Sandelholz als Alternative

Nicht nur bei „Lush“ verzichtet man zunehmend auf Sandelholz aus Indien. Auch die Einkäufer anderer großer Kosmetikkonzerne wie L’Oréal, Estée Lauder oder Yves Saint Laurent können und wollen sich nicht mehr auf indische Zulieferer verlassen.

Für alle Liebhaber von Sandelholz gibt es zum Glück eine Alternative: Australisches Sandelholzöl. Findige Unternehmer säten im australischen Down Under vor einigen Jahren Sandelholzbäume aus und verkaufen nun deren Öl.

Nachhaltiges und ethisch korrektes Sandelholzöl

Der Marktführer Tropical Forestry Solutions (TFS) unterhält auf mehr als 2.000 Hektar Land in Australien die weltgrößte Plantage an indischem Sandelholz.

In den achtziger Jahren ergatterten die Gründer echte Sandelholzsamen aus Indien, die inzwischen drastischen Exportschranken der indischen Regierung unterliegen.

TFS wurde sogar von der deutschen Ratingagentur "Oekom Research" für nachhaltige und ethisch korrekte Arbeit ausgezeichnet. Gute Nachrichten für die Duft- und Naturkosmetikbranche, die sich geradezu um das Sandelholzöl aus Australien reißen. Dennoch sollte auch hier maßvoll gehandelt werden, um einen weiteren Missbrauch des wertvollen Naturgutes zu verhindern!