Gesundheit

Ist Alufolie schädlich?

18. März 2015 von

Aluminium steckt in vielen Produkten des täglichen Bedarfs. Allerdings reichert es sich im Körper an. Was bedeutet das für unsere Gesundheit?

Aluminium, der Alleskönner

Im Jahr 1855 ist es dem französischen Chemiker Henri- Etienne Sainte-Claire Deville gelungen, aus Aluminiumchlorid reines Aluminium zu gewinnen, ein Metall mit erstaunlichen Eigenschaften: Es war leicht, gut formbar, leitete Strom und glänzte wie Edelmetall. Bald ging das sogenannte „Silber aus Lehm“ um die Welt und es entstanden Spielzeuge, Essbesteck und Brillengestelle.

Heute ist das Leichtmetall in vielen Produkten des Alltags enthalten: Verpackungen, Deckel, Kapseln, Tüten, Folie, Tuben, aber auch in Kosmetikprodukten - das Metall ist nicht mehr zu umgehen. Aluminium hat viele positive Eigenschaften: Es schützt die Lebensmittel effektiv vor Licht und Keimen und verlängert so ihre Haltbarkeit. Auch in Deos, Eau de Toilette und weiteren Sprühartikeln vorhanden, weil es als effektives Anti-Schweißmittel gilt. Die schweißhemmende Wirkung wird durch Aluminiumsalze, sogenannte Antitranspirantien, erzielt, die über einen bestimmten Zeitraum die Ausgänge der Schweißkanäle verschließen. Sogar in Medikamenten, Impfstoffen, Zahnpasta, Sonnencremes und Backpulver ist Aluminium enthalten - ein wahrer Alleskönner eben.

Gesundheitliche Risiken

Im menschlichen Körper jedoch hat Aluminium keinerlei Funktion, im Gegenteil: Hoch dosiertes Aluminium schädigt Nervenzellen und reichert sich im Laufe des Lebens im Gewebe an, vor allem in der Lunge und den Knochen. Bislang wurde das gesundheitliche Risiko aber als sehr gering eingeschätzt, denn normalerweise gelangt das Leichtmetall in ungefährlichen Mengen über Lebensmittel und Trinkwasser in den Körper.

Doch das Leichtmetall macht zunehmend negative Schlagzeilen: Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hegt den Verdacht, dass Aluminium bestimmte Krankheiten auslösen kann, unter anderem Demenz und Brustkrebs. Die Toxikologin Ariane Lenzner vom BfR sagt: „Aluminium in hohen Dosen wirkt als Nervengift. Es könnte an der Entstehung von Brustkrebs oder Alzheimer beteiligt sein.“

Eine unangenehme Vorstellung, wenn man bedenkt, in wie vielen Alltagsprodukten Aluminium enthalten ist. Udo Pollmer, wissenschaftlicher Leiter des unabhängigen Europäischen Instituts für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften fügt hinzu: „Seit langem wird ein Zusammenhang zwischen der Demenz und der Aluminiumaufnahme vermutet.“ Sein Verdacht scheint sich nun zu bestätigen: Bei einer bestimmten Demenzform, die zuerst bei Nierenkranken beobachtet wurde, konnte Aluminium als Auslöser nachgewiesen werden. Die Patienten hatten während der Blutwäsche ein aluminiumhaltiges Dialysat erhalten und daraufhin die „Dialyse-Demenz“, eine fortschreitende Erkrankung des Nervensystems, entwickelt.

Ähnliche Symptome zeigten Bergbauarbeiter, die über Jahre Aluminiumstaub eingeatmet hatten. Ein medizinisches Experiment, das sie vor der Quarzlunge schützen sollte - mit fatalen Folgen. Doch wie gelang das Aluminium in den Körper und wieviel nehmen wir täglich auf?

Saures und Salziges nicht in Alufolie packen

Es ist leider so, dass Aluminiumteilchen in die in der Folie eingepackte Nahrung wandern. Allerdings ist entscheidend, was genau man in die Folie gewickelt hat. So sollte man beispielsweise Saure Gurken unter keinen Umständen in die Alufolie packen, ebenso Tomaten, Salami, aufgeschnittene Zitrusfrüchte, Rhabarber, Apfelmus und Salzheringe. Das BfR äußert sich so: „Aluminium kann aus Aluminiumfolie in säure- und salzhaltige Lebensmittel übergehen. Das BfR empfiehlt deswegen, säurehaltige oder salzige Speisen nicht in Aluminiumfolie aufzubewahren.“

Übermäßige Aluminiumaufnahme

Das BfR hat die geschätzte Aluminiumaufnahme in einer experimentellen Studie ermittelt und kommt zu dem Schluss, dass die als gesundheitlich unbedenklich geltendende Aluminiumaufnahmemenge durch den Einsatz von Antitranspirantien, also Schweisshemmer in Deos, überschritten wird.

Ein zusätzliches Problem: Aluminium kann sich von Verpackungen und Töpfen lösen und in Lebensmittel übergehen. Auch durch Kratzen und Schaben, etwa in Alutöpfen, können sich Partikel lösen. Mit einer übermäßigen Aluminiumaufnahme kann der menschliche Körper allerdings nicht umgehen: „Bestimmte Formen, wie Aluminiumoxid, passieren den Magen-Darm-Trakt, ohne absorbiert zu werden“, erklärt Martin Göttlicher, Leiter des Instituts für Molekulare Toxikologie am Helmholtz Zentrum München. Dieser Effekt wird für Zitronensäure und Fluorid vermutet.

In einem Gutachten legt die EU-Behörde deshalb eine tolerierbare wochentliche Aufnahmemenge fest: Demnach dürfte jeder Mensch in der Woche rund ein Milligramm Aluminium pro Kilo Körpergewicht zu sich nehmen, ohne mit gesundheitlichen Folgen rechnen zu müssen. Bei einem 60 Kilogramm schweren Erwachsenen wären das rund 60 Milligramm Aluminium pro Woche - ein Wert, der bei normaler Ernährung meist schon erreicht wird.

Durch die zusätzliche Anwendung von Antitranspirantien wird dieser Wert überstiegen. Noch kritischer ist die Aluminiumaufnahme dann, wenn die Haut verletzt oder entzündet ist, beispielsweise nach der Rasur, da so mehr Aluminiumsalze direkt in den Körper gelangen.

Berechtigte Sorgen?

Bislang konnte der vermutete Zusammenhang zwischen Aluminium und möglichen Erkrankungen nicht bewiesen werden. Zwar fanden Forscher bei Brustkrebspatientinnen höhere Gehalte von Aluminium im Brustdrüsensekret als bei gesunden Frauen - offen bleibt allerdings, ob das Metall die Krankheit auslöst oder es sich erst als Folge der Krebserkrankung im Gewebe anreichert.

Anlass zum Nachdenken bereitet aber die Befürchtung, dass bei vielen Personen der Aluminiumwert im Körper überschritten wird. Die Forschung wird sich weiter mit diesem ungewissen Tatbestand auseinandersetzen und kann hoffentlich bald Antworten auf die vielen Fragen geben.

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