Süße Verführung

Zucker oder Süßstoff: Was ist wirklich ungesünder?

11. Jan. 2021 von

Iss und trink so viel Süßes, wie du willst, ohne dass es deiner Gesundheit oder deinem Gewicht schadet — dieses Wunder soll mit Süßstoff möglich sein. Doch ist die künstliche Alternative wirklich gesünder als Zucker? Wir haben nachgeforscht.

Unser Zuckerkonsum ist in den letzten Jahrzehnten rasant gestiegen – von 6,2 Kilogramm pro Kopf im Jahr 1874 auf sagenhafte 35 Kilogramm im Jahr 2017. Mit dem steigenden Zuckerkonsum haben auch zahlreiche Zivilisationskrankheiten wie Diabetes und Übergewicht zugenommen. Über die Bedeutung von Zucker und Süßstoff für unsere Gesundheit und ihre Wirkungsweise informieren wir Dich hier.

Was ist Zucker?

Zucker ist nicht gleich Zucker: Von natürlichem Fruchtzucker in Obst über Rohrohrzucker bis hin zu weißem Raffinadezucker gibt es zahlreiche Varianten.

Wenn wir in diesem Artikel von Zucker sprechen, meinen wir den üblichen weißen Zucker, der auch Tafel- oder Haushaltszucker genannt wird.

Es handelt sich dabei um einen Zweifachzucker, mit Namen Sucrose, der sich aus zwei Einfachzuckern, nämlich Fructose und Glucose, zusammensetzt.

Warum ist Zucker ungesund?

Das Hauptproblem von Zucker ist, dass wir ihn schnell verdauen und ins Blut weiterleiten. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel rasch und stark an.

Da ein zu hoher Blutzuckerspiegel für unseren Körper gefährlich ist, steuert dieser dem Anstieg mit Insulin entgegen. Muss er dies ständig durch häufigen Zuckerkonsum tun, schadet das unserer Gesundheit.

Ein dauerhaft überhöhter Insulinspiegel wird für Diabetes und zahlreiche weitere Zivilisationskrankheiten verantwortlich gemacht. So zum Beispiel auch für Herz- und Herz-Gefäßerkrankungen, Rheuma, Entzündungskrankheiten, Alzheimer und Demenz.

Der Trend zu zuckerfreier Ernährung ist also berechtigt. Aber macht es Sinn, Zucker einfach durch künstliche Süßstoffe zu ersetzen?

Was sind Süßstoffe?

Der Begriff „Süßstoff“ bezeichnet synthetisch hergestellte oder natürliche Zuckerersatzstoffe, die in Tabletten- und Flüssigform sowie als Streusüße erhältlich sind.

Süßstoffe haben eine weitaus höhere Süßkraft als Zucker oder Zuckeraustauschstoffe. Mit Zuckeraustauschstoffen sind Zuckeralkohole wie Sorbit, Isomalt, Mannit und Xylit gemeint.

In der EU sind unter anderem folgende Süßstoffe zugelassen, Du erkennst sie auf der Zutatenliste an ihren E-Nummern:

  • Acesulfam K (E 950)
  • Aspartam (E 951)
  • Cyclamat (E 952)
  • Saccharin (E 954)
  • Sucralose (E 955)
  • Thaumatin (E 957)

Ist Süßstoff gesund?

Angeblich sind Süßstoffe besser für den Körper und generell gesünder als herkömmlicher Zucker. Ob das wirklich stimmt, haben wir anhand wissenschaftlicher Studien überprüft.

Wie in allen Forschungsfeldern, wurden dazu widersprüchliche Ergebnisse veröffentlicht. Auf ihrem Blog schreibt Dr. Magdalena Schauenberg, dass 99 Prozent der Studien zu Süßstoff keine Gesundheitsschädigung zeigen, wenn sie von der Süßstoffindustrie finanziert wurden.

Dagegen beweisen 99 Prozent der unabhängigen Studien negative Effekte von Süßstoff auf unsere Gesundheit. Diese Aussagen entnimmt sie dem Ratgeber „Food – What the Heck Should I eat?“ von dem US-Ernährungsexperten Dr. Mark Hyman.

Wir haben Studien herangezogen, die nicht mit der Süßstoffindustrie in Verbindung gebracht werden konnten und damit die zwei größten Süßstoff-Mythen untersucht.

Mythos 1: Süßstoff ist besser für die Figur als Zucker

Dieser Mythos gilt mittlerweile als falsch. Vielmehr werden Süßstoffe sogar für die Verbreitung von Diabetes und Fettleibigkeit verantwortlich gemacht. Studien haben ergeben:

1. Süßstoffe sparen keine Kalorien

Eine Studie von US-Forscher:innen aus West Lafayette hat gezeigt, dass künstliche Süßstoffe wie Saccharin, Aspartam oder Sucralose nicht beim Abnehmen helfen. Denn in Hinblick auf den Gesamtstoffwechsel werden keine Kalorien gespart.

2. Süßstoffe vergrößern die Lust auf Süßes

Bei Menschen, die regelmäßig Süßstoffe in Getränken konsumierten, zeigte sich eine veränderte Reaktion auf süßen Geschmack im Gehirn. Die US-Forscher:innen schließen daraus, dass das Verlangen nach Süßem nicht mehr normal befriedigt wird, wodurch die Lust auf Süßes ständig steigt.

Dies bestätigen Studien an Mäusen und Ratten, bei denen die Tiere nach dem Verzehr von künstlichen Süßstoffen zügellos kalorienreiche, süße Nahrungsmittel fraßen. Der Konsum von gewöhnlicher süßer Nahrung konnte nicht mehr reguliert werden und die Tiere nahmen immer mehr an Gewicht zu.

3. Süßstoffe steigern das Hungergefühl

Nicht nur die Lust auf Süßes kann durch den Verzehr von Süßstoff wachsen. Australische Forscher:innen aus Sydney beobachteten, dass der Süßstoff Sucralose bei Fliegen und Mäusen generell ein verstärktes Hungergefühl auslöst.

Ursache dafür ist die Wirkung des Süßstoffs auf ein bisher unbekanntes Netzwerk von Gehirnzellen. Dieses Netzwerk registriert sowohl den süßen Geschmack als auch die Kalorienzufuhr. Nach dem Konsum des Süßstoffs erzeugte dieses Netzwerk ein falsches, zu großes Hungersignal.

Mythos 2: Süßstoff ist gesünder als Zucker

Auch in Bezug auf unsere Gesundheit schneiden Süßstoffe nicht besser ab als herkömmlicher Zucker. Wir zeigen Dir drei der möglichen Gesundheitsrisiken durch die künstlichen Süßungsmittel.

1. Süßstoff lässt den Blutzuckerspiegel steigen

Wie beschrieben, ist ein zu schnell und stark ansteigender Blutzuckerspiegel durch Zucker ein großes Gesundheitsrisiko. Israelische Forscher:innen berichten, dass Süßstoffe wie Saccharin, Sucralose und Aspartam dieselbe Wirkung haben.

Ihre Untersuchungen an Menschen und Mäusen ergaben, dass der Blutzuckerspiegel durch Süßstoffe indirekt über die Darmflora ansteigt. Bei täglicher Einnahme veränderten sich schon nach kurzer Zeit das Artenspektrum der Darmkeime und deren biochemische Aktivitäten.

Daraus entsteht ein Ungleichgewicht in der Darmflora, das erwiesenermaßen das Risiko für Stoffwechselkrankheiten wie Fettleibigkeit und Diabetes Typ 2 erhöht.

2. Süßstoff zerstört die gesunde Darmflora

Eine amerikanische Tierstudie hat ergeben, dass der Süßstoff Sucralose die nützlichen Bakterien im Verdauungstrakt unterdrückt.

Der tägliche Konsum des Süßstoffs senkte die nützlichen Darmbakterien um 50 Prozent und mehr. Fatal ist, dass sich die Bakterienstämme auch nach einem dreimonatigen Verzicht auf Sucralose nicht mehr regeneriert haben.

3. Krebsrisiko durch Süßstoffe

Auch krankhafte Gewebeveränderungen im Darm durch Sucralose-Verzehr konnten in der amerikanischen Tierstudie nachgewiesen werden. In erhöhten Mengen schädigte der Süßstoff auch das Erbgut.

Diese Effekte treten bereits bei Mengen auf, die von Zulassungsbehörden für die Verwendung in Lebensmitteln genehmigt worden sind.

Inzwischen wurde in weiteren Studien auch ein Zusammenhang zwischen Sucralose und der Entstehung von Krebs festgestellt.

Fazit: Weder Zucker noch Süßstoffe

Wir können weder Raffinadezucker noch Süßstoffe uneingeschränkt empfehlen. Im Zweifelsfall würden wir eher zu Zucker raten, da es sich immerhin um ein nicht künstlich hergestelltes Produkt handelt, dessen Wirkungen schon länger und ausführlicher untersucht wurden.

Gesündere Alternativen sind Süßungsmittel wie Kokosblütenzucker, natürlicher Steviaextrakt, Yaconsirup, Xylit (Birkenzucker) und Honig. Diese wirken sich weniger stark auf den Blutzuckerspiegel aus und sind deshalb weniger problematisch für unsere Gesundheit.

Ganz auf Süßes verzichten müssen wir Gott sei Dank nicht. Wenn wir uns hin und wieder eine gesunde Süßigkeit gönnen, ist das Balsam für die Seele, der auch unserem Körper guttut.

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