Mit Technik gegen die undurchsichtige Fischindustrie

Wie eine App die Überfischung der Meere aufhalten will

11. Okt. 2016 von

Die Meere sind leer. Und die Gründe dafür sind bekannt. Das Problem: Es ist beinahe unmöglich, die vielen Verstöße gegen geltendes Recht zu ahnden und die Wege des Fischfangs zweifelsfrei zurückzuverfolgen. Satellitenüberwachung und neue Trackingsysteme sollen jetzt Transparenz in die globale Fischindustrie bringen.

Die Liste der Vorwürfe an die Fischindustrie ist lang: Sie reicht von der Nicht-Einhaltung von Fangquoten, der absichtlichen Missachtung von Regeln und falscher Kennzeichnung von Fischen über den Umgang mit Beifang und der Tolerierung von Piraterie bis hin zu Menschenausbeutung und Sklaverei. All das vertuscht durch sehr viel Nebel. Orte und Umstände des Fischfangs, Verarbeitung, Verkauf und Transportwege – kaum eine Industrie ist so undurchsichtig wie das weltweite Geschäft mit Fisch.

Durch das Ignorieren von Absprachen und Fangquoten leeren sich die Meere zudem in viel größerer Geschwindigkeit als bisher angenommen. Der kanadische Meeresbiologie Daniel Pauly sammelte zusammen mit Hunderten von Kollegen von 1950 bis 2010 Daten zum Fischfang. Die Auswertung ist erschreckend: Trotz moderner Fangmethoden und immer weiter steigender Effizienz müssen die Meere heute bereits als „leergefischt“ gelten. Die Experten sind sich einig: Wenn wir die globale Fischindustrie nicht verändern, ist es eine Frage der Zeit bis keine Fische mehr da sind.

Verzicht auf Fisch als einziger Ausweg?

Für uns als Verbraucher sind die Möglichkeiten begrenzt. Denn auch das Aquafarming, die Massenaufzucht von Speisefischen, ist keine ökologisch sinnvolle Alternative.

Wir können auf Bio-Zuchtfische zurückgreifen, weil der gezüchtete Lachs oder Pangasius es in der Biohaltung auf jeden Fall besser hat als in der konventionellen Zucht. Wir können auf das verbreitete und streng kontrollierte MSC-Siegel achten, das nachhaltige Fischerei fördert und wir können bestimmte Fischsorten wie Thunfisch nur von den Anbietern kaufen, die den Fisch mit der Leine fangen.

Aber wer garantiert, dass die Fische richtig ausgezeichnet werden? Bisher ist es so gut wie unmöglich, den Fisch auf dem Teller bis zu seinem Ursprungsort zurückzuverfolgen. Neue Online-Tracker sollen da nun Abhilfe schaffen.

Ein satellitengestütztes Trackingsystem sorgt für Transparenz

Mit „Global Fishing Watch“ launchten die Unternehmen „Oceana“, „Google“ und die NPO „SkyTruth“ im September diesen Jahres eine Plattform, die mittels Satelliten die Fischindustrie global überwacht. Sie ist frei zugänglich und kostenlos.

Die gesammelten Daten sollen nicht nur beim Aufspüren und Stoppen illegaler Aktivitäten helfen, von denen es in der Fischindustrie genügend gibt. Sie sollen auch die Verbraucher informieren und für die Konsequenzen unserer Überfischung der Meere sensibilisieren.

Unternehmen und Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich allein aufgrund der Überwachung und Auswertung viele Fischbestände in den nächsten zehn Jahren erholen könnten. Dafür allerdings müssen Organisationen, Behörden und nicht zuletzt Verbraucher mithelfen.

Zum Beispiel mit „ThisFish“!

Der Tracker „ThisFish“, entwickelt von „Ecotrust“, könnte künftig die Rückverfolgbarkeit von Fischen bis zu ihrem Fangort via App gewährleisten.

Das Prinzip setzt auf die Mithilfe ehrlicher Fischer: Diese können die gefangenen Fische mit einem Code versehen. In eine Tracking-App eingegeben, erfährt der Verbraucher durch den Code exakt, woher der Fisch stammt und wie er gefangen und transportiert wurde.

Ziel ist es dabei, die Nachfrage am rückverfolgbaren Fisch zu stärken und deutlich zu machen, wie sehr Intransparenz unseren Meeren und damit nicht zuletzt uns selbst schadet.