Ungewollte Hülle

Warum werden Bio-Gurken in Plastik eingepackt?

05. Jan. 2017 von

Für viele Konsumenten ist die Schonung der Umwelt ein wesentlicher Grund, Produkte aus biologischem Anbau zu kaufen. Die Verpackung von Bio-Gurken führt diesen Gedanken aber ad absurdum: Beim Lebensmittelhändeler wird das naturbelassene Kürbisgewächs in umweltschädliches Plastik eingewickelt. Warum?

Die Antwort gibt Ernährungsexpertin Dr. Astrid Gerstemeier auf dem Verbraucher-Portal foodwatch.org: Ein Händler, der sowohl Waren aus herkömmlichen als auch aus ökologischen Anbau führt, muss die beiden Produktgruppen zur besseren Unterscheidung gemäß einer EU-Verordnung eindeutig kennzeichnen. Durch eine Etikettierung soll eine Vermischung oder Verwechslung konventioneller und biologischer Erzeugnisse ausgeschlossen werden. Mit Hilfe der Plastikfolie ist eine klare Zuordnung für Mitarbeiter und Kunden leicht möglich.

Argumente pro Plastikhülle bei Bio-Gurken

Dass nun ausgerechnet das Bio-Gemüse und nicht die traditionell gezogenen Gurken in eine Kunststoff-Haut gepackt wird, hat der Expertin zufolge mehrere Gründe. Zu ihnen zählt sie die Tatsache, dass das Angebot an Bio-Produkten kleiner ist. Gurken aus konventionellem Anbau einzupacken würde viel mehr Plastik benötigen und den Müllberg weiter wachsen lassen.

Des Weiteren sollen Bio-Gurken in der Folie länger haltbar sein! Damit könne man beim Verbraucher punkten, so Gerstemeier. Sie fügt jedoch hinzu, dass eine Verlängerung der Haltbarkeit durch umweltschädliche Plastikverpackungen im Gesamtkontext der ökologischen Landwirtschaft höchst widersprüchlich sei.

Derzeit keine alternative Möglichkeit zur Kennzeichnung

Außerdem ist es der Lebensmittelindustrie anscheinend noch nicht gelungen, einen Aufkleber oder ein Etikett zu entwickeln, der an der Gurke haftet und nicht einfach entfernt werden kann.

Der Handelskonzern REWE jedenfalls hat gegenüber foodwatch erklärt, Optionen wie schmale Folienbänder oder Banderolen aus Karton bereits ausprobiert haben. Da sie sich allerdings nicht bewährten, sei für REWE die Folienlösung die Alternative ihrer Wahl.

Dementsprechend resümiert Gerstemeier: „Im gemischten Handel ist die Folienverpackung offenbar gerade das Mittel der Wahl zur eindeutigen Trennung des Sortimentsangebotes, auch wenn das manchen wundert oder vor den Kopf stößt.“ Konsumenten von Bio-Produkten sollten deswegen lieber im Bioladen oder direkt beim Erzeuger einkaufen. Dort erübrigt sich die Differenzierung zwischen ökologischer und herkömmlicher Zucht, weil ja ausschließlich Bio-Ware offeriert wird.