Nachhaltigkeit

Warum Du mit Spargel noch warten solltest

19. Apr. 2017 von

Die Spargelbauern rechnen in diesem Jahr mit einer Rekordernte. Grund dafür sei der warme März, der das Gemüse nur so aus dem Boden schießen ließ. Der gewinnversprechende Anbau ist aber wohl noch einem weiteren Umstand zu verdanken - und der ist aus Umweltsicht problematisch.

Dass heute auf jedem fünften Freilandgemüsefeld Spargel angebaut wird, kommt nicht von ungefähr: Das Stangengemüse ist beliebt und gut gepflegte Felder werfen eine stattliche Rendite ab.

Folie, um den Anbau zu kontrollieren

Einen besonders hohen Gewinn können Landwirte mit dem Spargel erzielen, der zu Beginn der Saison (üblicherweise Anfang/Mitte April) gestochen wird. Er gilt als frisch und ungemein schmackhaft. Dementsprechend bemühen sich die Spargelbauern, ihre erste Ernte so früh wie möglich in den Verkauf zu bringen.

Um das Wettrennen gegen die Konkurrenz zu gewinnen, stülpen die Erzeuger Plastikfolie über die erhöhten Ackerstreifen, in denen sie das Gemüse anbauen. Die Folie sorgt dafür, dass die Spargelstangen gleichmäßig und geschützt von Umwelteinflüssen wachsen. Gleichzeitig lässt sich mit der Abdeckung die Bodentemperatur wie in einem Treibhaus regulieren.

Geregelte Ernte vs. Umweltaspekte

Den Bauern gibt das Planungssicherheit. Sie können bis zum letzten Tag der Saison am 24. Juni mehrere Ernten einfahren und davon ausgehen, dass ihre Ware keine Schönheitsfehler hat. Und nur die wenigsten Verbraucher scheinen sich überhaupt dafür zu interessieren, wie der Spargel kultiviert wurde.

Umweltschützern ist diese Methode aber ein Dorn im Auge. „Sie klagen zu Recht, dass die plastikversiegelten Spargeläcker als Lebensraum für Vögel und Bienen komplett wegfallen“, so Elke Klingenschmitt gegenüber dem „SWR“.

Außerdem fördern die Folien Erosionen, da sie bei Unwettern den Regen in die Erntefurchen neben den Ackerstreifen leiten. Beim Abfließen nimmt der kleine Wasserlauf dann Erdreich mit, wodurch die Gebiete rund um die Äcker anfälliger für Abtragungen werden.

Hektargroße, teils nicht wiederverwertbare Kunststoffplanen

Das aber wohl größte Problem entsteht durch das Plastik selbst. „Selbst wenn sie mehrere Jahre wiederverwendet werden, irgendwann hat auch die beste Plastikplane auf dem Spargelacker ausgedient“, gibt Klingenschmitt zu bedenken.

Es gibt keine Zahlen darüber, wie viel Müll die kilometerlangen Planen pro Saison verursachen. Doch Rolf Fischer, Geschäftsführer des oberbayerischen Müll-Entsorgers Gigler, verrät dem „BR“, dass allein sein Betrieb 2016 ungefähr 650 Tonnen Folien aus der Landwirtschaft angenommen hat. Davon konnten 150 Tonnen aufgrund zu starker Verschmutzungen nicht mehr recycelt werden.

650 Tonnen Plastikmüll sind nach Berechnungen des „BR“ mehr, als 20.000 Menschen im Jahr verursachen. Wobei sich diese Zahl ausschließlich auf die Gigler GmbH bezieht. Dem Sender zufolge konkurriert das Unternehmen mit mindestens vier weiteren regionalen Entsorgern sowie polnischen Dienstleistern, die die Folien von den Spargelhöfen abholen.