Ernährung

Smartphone-Studie: wir essen sehr unregelmäßig

08. Okt. 2015 von

Fotografier dein Essen und ich sage dir, wer du bist – das zumindest haben US-Forscher versprochen, die mehr über das Essverhalten des modernen Menschen erfahren wollten. Die Erkenntnisse der Studie sind zum Teil überraschend.

Bisher haben Forscher die Teilnehmer von Ernährungsstudien nach ihrem Frühstück, Mittagessen, Abendessen und Snacks gefragt. Das allerdings widerspiegelt nicht unbedingt das tatsächliche Essverhalten der Menschen. Wissenschaftler des renommierten Salk Institut für Biologische Studien in La Jolla (Kalifornien) baten deshalb die über 150 Teilnehmer ihrer Studie, alles zu fotografieren, was sie assen und tranken. Das ergab ein deutlich differenzierteres Bild des Essverhaltens.

Smartphone und App als Hilfsmittel

Über drei Wochen hinweg haben die Studienteilnehmer ihr Essen und ihre Getränke mit dem Smartphone fotografiert. Eine App registrierte zudem die zeitlich und örtlich exakten Ernährungsdaten. Die Forscher werteten alle gesammelten Daten aus und kamen zu einigen aufschlussreichen Erkenntnissen.

Unregelmäßig, lang, chaotisch

Wir essen sehr unregelmäßig und fast über die ganze Wachphase hinweg. Dies ist das Hauptfazit der Forscher. Von kurz nach dem Aufstehen bis kurz vor dem Zu-Bett-Gehen wird gefuttert, Süßigkeiten werden bereits ab 10 Uhr morgens konsumiert, am Wochenende wird anders gegessen als an Werktagen. Unser Essverhalten, so scheint es, besteht aus einem einzigen, chaotischen Durcheinander, das sich über 15 Stunden hinweg erstreckt. Von der täglichen Kalorienmenge wurde dabei durchschnittlich nur ein Viertel vor dem Mittag gegessen, dafür über ein Drittel nach 18 Uhr.

Esstisch war gestern

Aber auch wo wir essen, war für die Forscher sehr interessant. Die Fotos zeigten ja nicht nur das Essen, sondern auch die Umgebung. Ergebnis: Es wird nicht nur am Esstisch gegessen, sondern auch vor dem Fernseher, im Bett, am Klavier oder an der Tankstelle.

Die Vorlieben der Amerikaner

Da die Studie in Amerika durchgeführt wurde, sind Rückschlüsse natürlich nicht 1:1 auf alle industrialisierten Länder möglich. Beispielsweise zeigten sich die Vorlieben der Amerikaner sehr deutlich: morgens Milchkaffee und Joghurt, tagsüber Tee, Sandwiches und Burger, abends Alkohol, Gemüse und Eiscreme. In Deutschland oder der Schweiz hingegen hätten sich morgens vermutlich eher die Fotos von Brötchen mit Butter, Marmelade oder Honig gehäuft.

Zeitliche Beschränkung hilft beim Abnehmen

Acht übergewichtigen Teilnehmern haben die Forscher anschließend an die dreiwöchige Studie vorgeschlagen, mit Hilfe der oben erwähnten App ihre Essenszeiten während 16 Wochen auf 10-11 Stunden zu beschränken. Vorgaben zur Kalorienmenge gab es keine, wöchentlich erhielten die acht Teilnehmer ihr Ernährungsprofil der letzten Woche. Das überraschende Ergebnis: Nach 16 Wochen hatten sie im Schnitt 3,5 Prozent ihres Gewichts verloren und gaben an, besser zu schlafen.

Bewusster essen

Die alleinige Beschränkung der Essenszeiten sei natürlich nicht die einzige Methode, seine Gesundheit zu verbessern, sagen die Forscher. Die Ergebnisse der Studie sollten uns aber dennoch dazu anregen, unserer Gesundheit zuliebe das eigene Essverhalten wieder einmal zu überdenken und gegebenenfalls anzupassen.