Kontaktallergien

Reizvoll: Allergiestoffe in Kosmetikprodukten

14. Sept. 2015 von

„Allergiegetestet“ steht mittlerweile auf immer mehr Kosmetikprodukten. Allerdings kann man sich nicht auf jedes Prädikat hundertprozentig verlassen – was tun?

Rote Pusteln und juckende Ausschläge um die Nase, trockene Haut unter den Augen oder plötzlich vermehrte Unreinheiten: Das können allergische Reaktionen auf Inhaltsstoffe von Kosmetikprodukten auslösen – eine Reaktion des Immunsystems, das auf solche Stoffe reagiert wie auf Krankheitserreger. Die häufigsten allergischen Reaktionen sind so genannte Kontaktallergien. Sie geschehen aufgrund von eigentlich harmlosen Konservierungs- und Duftstoffen, die die Haut nicht verträgt und darauf eben mit Ausschlägen, Juckreiz oder sogar bleibenden Schäden wie Pigmentflecken reagiert. Weil aber jede Haut anders reagieren kann, gibt es gesetzliche Regelungen für neue Produkte: Vor der Zulassung für den Kosmetikmarkt müssen sie auf heikle Inhaltsstoffe getestet werden.

Unangenehme Nebeneffekte

Die Anzahl der Menschen mit Hautproblemen ist in den letzten Jahren stark angestiegen: Die häufigsten Allergien auf Kosmetika sind diejenigen auf Konservierungs- und Duftstoffe. Wenn diese Stoffe gut vertragen werden, erzielt das Produkt – die Feuchtigkeitscreme oder die Reinigungslotion – im Idealfall den gewünschten Effekt, ohne dass die Haut allergisch reagiert. Liegt allerdings eine Allergie gegen einen Inhaltsstoff vor, treten Symptome wie Hautrötungen, Hautschuppungen, Bläschen oder Brennen in Erscheinung. Diese Reaktion beschränkt sich auf den Hautbereich, der in direktem Kontakt mit dem problematischen Stoff stand – deshalb die Bezeichnung Kontaktallergie. Wir der Kontakt daraufhin vermieden, die Creme also abgesetzt, gehen die Beschwerden zurück und klingen in der Regel meist vollständig ab.

Zu den häufigsten Allergieauslösern zählen Perubalsam, Lanolin und Emulgatoren. Problematisch ist, dass grundsätzlich jeder Stoff aus der Umwelt eine Allergie auslösen kann. Eine bereits geschädigte Haut – etwa durch übertriebene Reinigung ausgetrocknet – kann schneller auf solche Stoffe reagieren und eine Allergieentstehung sogar begünstigen. Oft ist eine solche Allergie aber auch genetisch bedingt. Pflanzliche Stoffe wie Gräserpollen oder tierische Stoffe wie Bienengift führen bei den Betroffenen sofort zu einer allergischen Reaktion. Die Reaktion auf metallische Stoffe, zum Beispiel Nickel, oder Chemikalien, also die meisten Konservierungsstoffe, erfolgt erst nach ein bis zwei Tagen Verzögerung. In der Schweiz und in Deutschland sind rund sieben Prozent der Bevölkerung von einer solchen Kontaktallergie betroffen.

Der Irrtum Naturkosmetik

Wenn vor allem künstliche Konservierungs- und Duftstoffe Allergien hervorrufen, liegt der Gedanke nahe, einfach auf Naturkosmetik umzusteigen. Allerdings ist auch hier Vorsicht geboten. Auch in natürlichen Produkten sind oft Pflanzenauszüge enthalten, die vor allem sensible Haut genau so stark reizen können wie chemische Produkte. Auch hier sind also Unverträglichkeitsreaktionen und Allergien möglich. Besonders heikel sind neben dem bereits genannten Perubalsam zum Beispiel Arnika in Hand- und Fußcremes und Badezusätzen sowie Antischuppenmitteln und Kamille in Cremes, Seifen und After-Sun-Präparaten.

Auch ätherische Öle sind dafür bekannt, die Haut zu reizen. Das Wissen, dass die Bezeichnung „natürlich“ auf der Verpackung eines Produkts also keineswegs eine Garantie dafür ist, keine allergische Reaktion zu provozieren, ist wichtig. Der Haut ist es nämlich relativ egal, ob ein reizender Stoff chemisch oder natürlich ist. Der Begriff „allergiegetestet“, der auf vielen Kosmetikprodukten zu finden ist, gibt also keine absolute Sicherheit. Das bedeutet nur, dass das Produkt im Rahmen von Routine-Tests keine Allergien ausgelöst hat. Was genau das bedeutet, ist aber nicht per Gesetz präzis geregelt.

Allergische Reaktionen vermeiden

Wer bereits im Vorfeld weiß, dass er oder sie auf bestimmte Stoffe allergisch reagiert, sollte als allererster die Liste der Inhaltsstoffe eines Produkts sehr aufmerksame lesen. In Verbindung mit der Kennzeichnung dieser Inhaltsstoffe (International Nomenclature of Cosmetic Ingrediens) können Allergiker so die für sie gefährlichen Stoffe erkennen und es im Zweifelsfall lieber im Regal stehen lassen. Voraussetzung für ein beschwerdefreies Leben ist schließlich nach wie vor das konsequente Meiden der Allergieauslöser.

Einschränkungen gibt es bei den Duftstoffen, denn sie sind auf der Verpackung meist unter der Sammelbezeichnung „Parfum,“ „Fragrance“ oder „Flavour“ angegeben. Die Duftstoffe, die allerdings durch ihr Allergiepotenzial im Test aufgefallen sind, werden auf der Verpackung mit der konkreten Bezeichnung angegeben. Ein neues Produkt sollte in der Anfangsphase während drei Tagen zuerst in der Ellenbeuge aufgetragen werden. So kann eine allfällige allergische Reaktion rasch behandelt werden und sie ist nicht so störend, wie wenn sie im Gesicht auftreten würde.

Der Deutsche Allergie- und Asthmabund initiiert und entwickelt seit vielen Jahren zusammen mit Herstellern spezielle Reinigungs- und Kosmetikprodukte, die gezielt auf Duftstoffe verzichten. Informationen zu Anwendertests gibt es hier.