Klingt wie ein Aprilscherz, ist aber keiner

Plastiktütengebühr verschoben: Umweltministerium unterschreibt nicht

01. Apr. 2016 von

Ab heute sollten Plastiktüten etwas kosten. Einige Branchen verweigerten sich der freiwilligen Regelung des Handelsverbandes und dem Bundesumweltministerium jedoch. Jetzt wird nachverhandelt.

Erst im Februar hatte der Handelsverband HDE sich eine Selbstverpflichtung auferlegt, nämlich ab dem heutigen Tag auf kostenlose Plastiktüten zu verzichten. Nach einem Bericht der BILD diskutieren Einzelhandelsverband und Umweltministerium nun noch offene Punkte im offiziellen Vertrag, welche aber schon in den nächsten Wochen geklärt werden sollen.

Das Problem: Der Handel schafft es nicht, dass sich genügend Händler an der freiwilligen Maßnahme beteiligen. Ein Sprecher des Umweltministeriums sagte bereits vor einigen Tagen gegenüber der Welt: „Wir sind nur an einer wirkungsvollen Regelung interessiert.“

Zu hoher Betriebsaufwand und Spontaneinkäufe

Problematisch: Einige Branchen verweigern sich der freiwilligen Regelung.Bis jetzt beteiligen sich erfreuliche 150 Unternehmen an der freiwilligen Regelung, unter anderem Karstadt, Media Markt und Saturn oder Ketten wie Kik. Einzelne Branchen wollen jedoch überhaupt nicht mitmachen, wie zum Beispiel der Bäckerverband.

Hauptgeschäftsführer des Deutschen Bäckerverbands zur Welt: „Wir beteiligen uns nicht, weil wir diese Form für unsere Mitglieder nicht als zielführend erachten.“ Der Betriebsaufwand für die Kontrolle sei zu groß, außerdem seien Bäcker oftmals selbstständig und man könne zentral nicht für alle Bäckereien sprechen.

Ähnlich sieht es die Bundesvereinigung der Deutschen Apothekerverbände (ABDA) und die Tankstellenlobby, die eine Gebühr zur Abfallverminderung zwar begrüßen, es jedoch nicht als praktisch erachten, da es vor allem in der letzten Branche oft zu Spontaneinkäufen kommt. Laut dem Geschäftsführers des Zentralverbandes fürs Tankstellengewerbe werden zudem „in Tankstellen nur wenige Tüten benutzt.“

Trotz Startschwierigkeiten aber dennoch wie angedacht einige Einzelhändler freiwillig mit der Abschaffung der kostenlosen Plastiktüten.

Wie viel Plastik soll gespart werden?

In zwei Jahren sollen mindestens 80 Prozent aller Plastiksäcken etwas kosten. Die Idee des Handelsverbands ist es in erster Linie, Plastik zu reduzieren. Die Maßnahme soll aber auch dabei helfen, die gedankenlose Benutzung der Taschen abzuschaffen, die Konsumenten zu sensibilisieren, so dass es im Idealfall gar nicht mehr nötig wäre, überhaupt kostenfreie Taschen abzugeben.

Die Ziele der EU-Richtlinien in Sachen Plastiktaschen: Bis 2019 soll der Verbrauch auf 90 gesenkt werden, in weiteren sechs Jahren auf 40. Deutschlands Durchschnittswerte für den Taschenverbrauch sind nicht schlecht. Sie liegen bei 71 Tüten pro Kopf, was der viertniedrigste Wert in der EU ist (immer noch zu hoch!) Die Zahlen hinter dieser Statistik sind alarmierend: In Deutschland werden pro Minute 10 000 Plastiktaschen verbraucht. Diese Menge auf- oder aneinandergelegt würde 39 Mal die Erde umrunden.

Es gibt einige Länder, die mit besserem Beispiel vorangehen. In Irland kostet eine Tüte mehr als 40 Cent und mit diesem Preis sank der pro Kopf-Verbrauch von Tüten von 328 auf 16 Stück.

In Deutschland sollen die Taschen übrigens laut Empfehlung 20 Cent kosten. Die Umweltverbände stehen der freiwilligen Regelung im Gegensatz zum Handelsverband und des Bundesumweltministeriums ziemlich skeptisch gegenüber. Sie fordern ein generelles Verbot von Einwegtaschen, egal welchen Materials.