Kraftstoffpolitik

Palmöl in Biodiesel: Wir verbrennen den Regenwald!

07. Juni 2016 von

Der NABU hat neue Zahlen vorgelegt. Nach Untersuchungen fließen 45% des nach Europa importierten Palmöls in unsere Biokraftstoffe. Für den Anbau des Palmöls werden immer mehr Regenwaldflächen abgeholzt. Die Experten des NABU sprechen von einer verheerenden Klimabilanz der Biokraftstoffe und einer insgesamt bedenklichen Tendenz.

In Zusammenarbeit mit der Brüsseler Umweltorganisation Transport & Environment legte der NABU aktuelle Zahlen zur Verarbeitung von Palmöl in Biodiesel vor. Schon vor einigen Jahren warnte Greenpeace, dass ein immer höherer Anteil von Palmöl den Biokraftstoffen zugemischt werde – von 2010 bis 2014 soll er sich versechsfacht haben. Und weil große Zahlen sehr schwer vorstellbar sind, veranschaulicht Leif Miller, der NABU-Bundesgeschäftsführer, den aktuellen Anteil wie folgt:

Vier olympische Schwimmbecken voll. Am Tag.

„Täglich wird die Menge von umgerechnet vier olympischen Schwimmbecken mit jeweils 2,5 Millionen Litern voller Palmöl dem Diesel beigemischt“, sagt Leif Miller. Die ohnehin negative Klimabilanz wird durch die Zugabe von Palmöl noch weiter verschlechtert. Denn Palmöl wird auf abgeholztem Regenwaldgebiet angebaut. Das Problem: Je mehr Palmöl in Europa den Kraftstoffen zugesetzt wird, desto schneller wird die Abholzung des Regenwaldes vorangetrieben. Denn die Nachfrage nach Palmöl steigt, und damit auch der Anbau in Südostasien und Afrika. Die Folgen für das Klima sind kaum absehbar.

Gescheiterte Kraftstoffpolitik?

Während einige Lebensmittelkonzerne, die in Europa auch heute noch die Hauptabnehmer für Palmöl sind, langsam reduzieren, fördert der Staat weiter Biokraftstoffe – und damit das Beimischen des klimaschädlichen Palmöls. Der NABU betrachtet die europäische Kraftstoffpolitik daher als insgesamt gescheitert. NABU-Verkehrsexperte Dietmar Oeliger fordert: „Die Europäische Union sollte ihre Politik schleunigst ändern und die Förderung von Palmöl und anderen Biokraftstoffen der ersten Generation beenden.“ Die herstellenden Konzerne allerdings wiegeln ab.

So beruft sich die Ölindustrie auf ihre Zulieferer: „Wir können nicht ausschließen, dass Biodiesel, den wir als fertige Komponente zur Beimischung in Dieselkraftstoffe am Markt erwerben, geringe Anteile an Palmöl enthält“, entgegnet die Sprecherin der deutschen BP, und erläutert die europäische Kraftstoffnorm. Laut dieser darf nur zertifiziertes Palmöl, dessen Herstellung bestimmten Auflagen unterliegt, in den Tank. Aber an diesen Zertifikaten gibt es seit vielen Jahren Kritik. So betrachten Umweltorganisationen die Zertifizierung von Palmölanlagen als Augenwischerei. Rückverfolgungen und Sanktionen bei Verstößen fänden kaum statt. Auch die Ausweitung des Palmölanbaus werde durch die Zertifizierung weder verhindert noch eingedämmt.

Für Umweltorganisationen wie dem NABU sind Nachbesserungen an der Kraftstoffpolitik aber lediglich ein notwendiger erster Schritt. Entscheidender sei eine Verkehrswende, sowie der schrittweise Verzicht auf den Klimakiller Auto.

Quellen: NABU und WELT