Ungesundes Fast Food frei Haus

„McDonald’s“ drängt ins Liefergeschäft

09. Jan. 2017 von

Lieferbares Essen ist bequem, wenn es faul und schnell gehen muss. Das gleiche Prinzip gilt auch für Fast Food. Nach „Burger King“ will jetzt „McDonald’s“ seine Burger künftig auf Bestellung nach Hause liefern.

Die große Fast Food-Kette will nun auch ins Liefergeschäft. „McDonald’s“-Deutschland Chef Holger Beeck erklärte gegenüber dem „Handelsblatt“: „Home Delivery spielt eine zunehmend größere Rolle im Essverhalten in Deutschland“. So lässt er derzeit in drei Städten das neue Liefer-Angebot testen. Wie es weitergeht, entscheidet sich im nächsten Jahr.

Eine Website aufrufen, ein paar Gerichte anklicken und die Rechnung per „PayPal“ anweisen: Sich das Essen nach Hause liefern zu lassen, ist bequem. Und es passt in die arbeitsreichen, stressigen Zeiten, die vielleicht noch eine Mahlzeit zulassen, aber das Selber-Kochen erschweren.

Unser Wunsch nach schnellem Essen ist da manchmal verständlich. Mit einem Lieferservice von „McDonald’s“ ist das aber weder gesund noch umweltverträglich.

In dem Zeichentrickfilm „Ab durch die Hecke“ zeigt der Waschbär Ritchie den Waldbewohnern unseren Umgang mit Nahrungsmitteln: Er führt die Lieferdienste vor, präsentiert die Müllberge, macht sich über die Menschen auf Heimtrainern lustig.

Es ist eine treffende Szene, bei der wir nicht besonders gut wegkommen.

„McDonald’s“ und Co. zeigen das Problem, das wir als Gesellschaft haben.

Müllberge

Der Besuch einer fünfköpfigen Familie in einem „McDonald’s“ verursacht im Durchschnitt zwei Tabletts voll Müll. Zwar sind die Verpackungen nicht mehr aus Styropor wie noch in den 80ern, aber die Unmengen an bedrucktem Karton, beschichtetem Papier, Plastikdeckeln, Plastik-Strohhalmen und Plastik-Schüsselchen bilden zusammen einen beachtlichen Müllberg. Der wird zusammen mit den Tabletts in die Aufbewahrung geschoben und vergessen.

Lassen wir uns künftig das Bic Mac Menü liefern, fallen noch einmal zusätzliche Umverpackungen an, die ebenfalls entsorgt werden wollen. Und mit der Papiertonne ist es nicht in getan: Die beschichteten Verbundstoffe sind schwer zu recyceln.

Abgase und Energie

Um das Essen durch die Gegend zu fahren, blasen PKWs und Roller jede Menge Abgase in die Luft.

Elektrische Warmhalteplatten verbrauchen genau wie Kühlvorrichtungen viel Energie. Im Restaurant wird das Essen auf abwaschbaren Porzellantellern serviert. Beim Lieferservice landet es in Umverpackungen aus Alupapier, die aufwändig hergestellt und nur ein einziges Mal verwendet werden. Ein hoher Energieverlust.

Ungesund, unsozial, umweltbelastend

Essen ist für uns nicht nur Aufnahme von Energie. Essen war und ist ein bedeutendes Kulturgut. Nach Hause geliefertes Essen ist zwar bequem, beraubt uns aber häufig einer sehr wichtigen Komponente: Der sozialen Ebene.

Ein zusätzliches Problem: Je weiter wir als Verbraucher von der Produktion unseres Essens weg sind, desto unsichtbarer wird alles, was damit zu tun hat. Wir kümmern uns dann nicht mehr darum, welche Produkte verwendet werden. Wir werden für den Aufwand der Lebensmittelproduktion genauso blind wie für Tierleid, ökologisch sinnlose Verpackungen oder Produktionsketten und vieles mehr.

Bequemlichkeit, Geschwindigkeit, Kontaktverlust und Unsichtbarkeit. Ist das wirklich die Zukunft des Essens? Glaubt man „McDonald’s“, dann ja. Seit Juli testet das Unternehmen das neue Konzept „Restaurant der Zukunft“. Die Umsatzzahlen sprechen auch dieses Jahr wieder für die Fast Food Kette.

Dabei geht durch Fast Food und Home Delivery die Wertschätzung für unser Essen und alles, was damit zusammenhängt, langsam verloren. Vom Nährwert ganz zu schweigen.