Chilli & Co.

Kann man lernen scharf zu essen?

15. Nov. 2016 von

Scharfes Essen gilt als gesund. In verschiedenen Teilen der Welt ernährt man sich unterschiedlich scharf. In heißen Breitengraden isst man unter anderem scharf, um die Lebensmittel vorm Verderben zu schützen.

Eine Studie aus China kam vor wenigen Jahren zu dem Schluss, dass Menschen, die oft scharf essen, länger leben. Verantwortlich ist unter anderem der Pflanzenstoff Capsaicin in Chili & Co. Er sorgt dafür, dass der Rachen brennt und einem der Schweiß ausbricht, wenn man ordentlich zulangt bei scharfen Speisen.

Im „European Journal of Pharmacology“ berichteten die Forscher, dass die Probanden, die während der siebenjährigen Studie regelmäßig scharf aßen, ein um 14 Prozent geringeres Risiko hatten, Herz-Kreislauferkrankungen zu sterben. Im Allgemeinen beobachtete man vor allem diese Todesfälle im Verlauf der Studie.

Prägung beginnt schon im Mutterleib

Wunderbare Sache – wenn man scharfes Essen mag. Europäer sind jedoch eher milde Speisen gewöhnt und bevorzugen diese auch: In Deutschland und der Schweiz ist beispielsweise die Stulle oder Müski zum Frühstück beliebt. Eltern geben ihre Ernährungsgewohnheiten an ihre Kinder weiter. Der Nachwuchs wiederum entwickelt seinen Geschmackssinn aufgrund der Nahrungsmittel, die sie von daheim gewöhnt sind und kennen. Diese Prägung beginnt schon im Mutterleib, wenn der Fötus mit Aromastoffen über das Fruchtwasser in Berührung kommt.

In einigen Ländern isst man sehr scharf, vor allem in heißen Regionen, wo Nahrungsmittel viel schneller verderben. Weil scharfe Gewürze und Kräuter desinfizierend wirken und die Nahrung länger haltbar machen.

Was wir als „höllisch scharf“ bezeichnen würden, wird also in diesen Teilen der Welt als „normal“, als gewöhnlich empfunden. Zumal das Schärfe-Empfinden subjektiv ist. Und weil das so ist, kann man sich an scharfe Speisen gewöhnen.

Kann man lernen scharf zu essen?

Stoffe, die ein Schärfegefühl erzeugen, wirken auf Wärme- und Schmerz-Rezeptoren. Dadurch wird ein Hitze- oder Schmerzreiz ausgelöst. Dieser wird mit der Zeit abgeschwächt – sobald man sich an eine gewisse Schärfe gewöhnt hat.

Anfangen kann man damit, Speisen auszuwählen, die etwas würziger sind als gewohnt. Beispielsweise kannst man mehr Pfeffer in die Pasta mahlen oder eine scharfe Soße „à l’arrabiata“ auswählen.

Verschiedene Schärfearten kennenlernen

Pfefferscharf ist nicht chilischarf, chilischarf ist nicht ingwerscharf. Und Knoblauch schmeckt gleich nochmal anders scharf. Nahrungsmittel wie Knoblauch und Radieschen verfügen zwar über eine natürliche Schärfe, enthalten aber keine Reizstoffe wie Capsaicin.

Senf, Wasabi und Meerettich fühlen sich eher scharf im Nasenraum an, dafür nicht so im Mund. Bei Chili ist es umgekehrt: Capsaicin bleibt lange im Mundraum, brennt aber nicht in der Nase.

Speisen mit der Zeit schärfer würzen

Wer gut an Radieschen, Wasabi, Senf und schärfere Gewürze wie Curry gewöhnt ist, kann anfangen, die Speisen schärfer zu würzen und die Toleranzgrenze auszuloten. Das hat zusätzlich den Vorteil, dass man seinen kulinarischen Horizont weiterentwickeln kann.

Mit kleinen, schärferen Portionen anfangen und sich immer mutiger vorwärts testen. So kann der Körper lernen, mit der aufkommenden Hitze umzugehen. Dann kann man nach und nach zu schärferen Variationen eines Gewürzes greifen.