Riskanter Eingriff in die Natur

Kampf dem Zika-Virus: Genmanipulierte Mücken sollen Artgenossen ausrotten

05. Feb. 2016 von

Der Zika-Virus ist auf dem Vormarsch. Brasilien will mit über 220 000 Soldaten gegen die Plage vorgehen – und eine britische Firma plant den genetischen Vernichtungsschlag.

Die brasilianische Armee soll in Kürze die Ei-Abladeplätze der Gelbfiebermücken flächendeckend ausräuchern. Damit soll eine weitere Ausbreitung des Zika-Virus im Land notfallmäßig verhindert werden. Der Erreger, der über die Steckmücke Aedes aegypti übertragen wird, hat sich in den letzten Wochen und Monaten schlagartig über Süd- und Mittelamerika verbreitet. Erste Fälle gibt es nun auch in Europa.

Um der Lage weltweit Herr zu werden, plant die britische Firma Oxitec einen futuristischen Eingriff in die Natur: Vom Menschen gezüchtete, genmanipulierte Mücken sollen ihre Artgenossen schrittweise ausrotten und ersetzen.

Heimtückische Ausrottung

Oxitec stellt ein einzigartiges Produkt her: Die genmanipulierte Version von Aedis aegypti, Modellnummer OX513A. Diese, vom Menschen erschaffene Mückenart, wird schon heute millionenfach in Feldversuchen eingesetzt. Männliche OX513A-Exemplare suchen sich wildlebende Weibchen, mit denen sie sich fortpflanzen. Legt das Weibchen Eier, stirbt ihr Nachwuchs noch im Larvenalter, bevor er zustechen kann. Oxitech nennt diesen künstlichen Selbstzerstörungsmechanismus „self-limiting gene“. Die Population reduziert sich also von selbst, rottet sich möglicherweise sogar aus. Der Vorgang kann kontrolliert werden, da die Mücken durch einen fluoreszierenden Marker gekennzeichnet sind: Die genmanipulierten, frisch geschlüpften Larven leuchten im Dunkeln.

Betroffene Gebiete melden Interesse

Bis zu 90 Prozent des Mückenbestandes könne so in kürzester Zeit dezimiert werden, so Oxitec. Das klingt makaber, findet aber weltweit immer mehr Anklang. Florida möchte die Gen-Mücken gegen die sich dort nach und nach ausbreitenden tropischen Krankheiten wie Dengue-Fieber oder Chikunguya einsetzen. Diese werden ebenfalls durch den Stich der Gelbfieber- oder Tigermücke übertragen.

Auch in Malaysia und Panama wurden erste erfolgreiche Feldversuche durchgeführt. Im brasilianischem Bundesstaat São Paulo läuft seit April 2015 ein Praxistest. Millionen genmanipulierter Tiere kämpfen dort gegen Zika und das Dengue-Fieber an. Laut Oxitec wurden bereits über 82 Prozent der wildlebenden Gelbfiebermückenlarven reduziert. Neue Tests sollen nun auch in bewohnten Gegenden stattfinden.

Riskanter Eingriff in die Natur

Das Tötungskommando von Oxitec hat zwar Erfolg, wirft aber dennoch unbequeme Fragen auf. Welche Konsequenzen hat es, wenn wir Menschen derart in die Natur eingreifen? Erfüllen die Moskitos nicht noch andere ökologische Funktionen, als Futter für Kröten und Fledermäuse zu sein? Und was passiert eigentlich mit dem Körper von Menschen, die von genmanipulierten Mücken gestochen werden? Darauf hat Oxitec heute noch keine Antwort.