Urin-Stichproben

Immer mehr riskante Pestizide im Körper

25. Mai 2015 von

Glyphosat ist das meistgespritzte Unkrautvernichtungsmittel in Deutschland und der Welt. In Europa haben bereits über vierzig Prozent der Menschen Rückstände des Ackergiftes im Urin. Wie gefährlich ist der Stoff?

Was ist Glyphosat?

Glyphosat ist ein sogenanntes Total-Herbizid: Das heißt, dieses Gift tötet alles außer der resistenten Nutzpflanze. Es ist weltweit das am häufigsten eingesetzte Herbizid und ist in Dutzenden von Produkten enthalten, so zum Beispiel im weit verbreiteten Unkrautvernichtungsmittel „Roundup“.

Weltweit werden unglaubliche Mengen des Giftes verwendet. Im Jahr 2012 waren es laut Schätzungen der Transparency Market Research 718.000 Tonnen. Diese Zahl wird sich mittlerweile drastisch erhöht haben, wie Experten vermuten. Auch für die nächsten Jahre wird ein starker Anstieg prognostiziert.

Gründe sind beispielsweise Resistenzen, die Unkräuter mit der Zeit gegen Glyphosat entwickeln. Dies hat einen ständigen Anstieg der verwendeten Menge des Herbizids zur Folge.

Glyphosat sowie seine Neben- und Abbauprodukte können über verschiedene Wege auf Pflanzen, Tiere und Menschen übertragen werden: z.B. durch direkte Applikation, Aufnahme über den Boden, Futterquellen und Aufnahme durch die Haut.

Durch die Anreicherung des Herbizids in gentechnisch veränderten Sojabohnen, die in großen Mengen als Futtermittel nach Europa importiert werden, gelangt Glyphosat auch in die menschliche Nahrungskette (z.B. in Fleisch).

Das Problem mit Glyphosat

Fachleute warnen Glyphosat könne zur Schädigung menschlicher Zellen und Störungen der Embryonalentwicklung bei Wirbeltieren führen. Der Stoff könne zudem in die Hormonbildung eingreifen und krebserregend sein.

So gibt es beispielsweise in Regionen Lateinamerikas, in denen großflächig glyphosatresistente Pflanzen angebaut werden und Glyphosat in hohem Ausmaß als Herbizid eingesetzt wird, eine erhöhte Rate an Fehlgeburten, Fehlbildungen von Neugeborenen und Krebserkrankungen.

Behörden und Chemielobby wiegelten die Vorwürfe bisher stets ab. Doch im März 2015 stuften sogar die Krebsexperten der Weltgesundheitsorganisation den Stoff als „wahrscheinlich krebserregend für Menschen ein.

Auch Martin Forter, Geschäftsleiter des Vereins „Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz“ fordert gegenüber der Zeitschrift „Gesundheitstipp“: „Glyphosat muss weg vom Markt — und zwar schnell und ohne Wenn und Aber.“

Studie weist steigenden Glyphosat-Gehalt im Urin nach

Bedenklich ist, dass immer höhere Konzentrationen von Glyphosat im Urin vieler Menschen gefunden werden. Auch eine Studie von Pro Natura und Friends of the Earth zeigte jetzt wie akut das Problem ist: laut der Untersuchung haben über vierzig Prozent der Europäerinnen und Europäer das Gift in ihrem Körper.

Im Rahmen der Studie wurden insgesamt 182 Urinproben aus 18 europäischen Ländern untersucht. „In 80 Proben fand man signifikante Rückstände von Glyphosat“, erklärt Pro Natura in einer Medienmitteilung. Das entspricht 44 Prozent der Proben.

Dies sei dies die erste europaweite Untersuchung dieses Wirkstoffs im menschlichen Organismus, so Pro Natura. Ausgeführt wurde die Untersuchung vom Medizinischen Labor Bremen (Deutschland).

Pro Natura stuft die Ergebnisse als sehr bedenklich ein und betont, dass man fast nichts über die langfristigen Auswirkungen des Gifts wisse. „Obwohl Glyphosat schon 1975 zugelassen wurde, gibt es nur wenige unabhängige Studien zu möglichen Schädigungen der menschlichen Gesundheit“, schreibt die Umweltorganisation. Zudem fehlen Kontrollen von Lebensmitteln wie etwa Gemüse oder Obst gänzlich. Aktuellste Studien legen „den Schluss nahe, dass eine permanente, niedrig dosierte Glyphosat-Aufnahme das Hormonsystem des Menschen negativ beeinflusst.“

So kann man die Belastung mit Glyphosat vermindern

  • Man sollte vorwiegend Lebensmittel aus Bio-Produktion essen. Bei diesen ist der Einsatz des Stoffes verboten.
  • Auch Fleisch aus EU-Billigproduktion kann Glyphosat enthalten und sollte daher gemieden werden.
  • Ebenso vermeiden sollte man den Verzehr von Linsen aus Kanada oder den USA.
  • Im eigenen Garten sollte man auf Unkrautvertilger verzichten

Quellen:

http://www.beobachter.ch

http://www.keine-gentechnik.de

http://www.bund.net