Kaffeebohnen von kritischen Plantagen aus Brasilien

Im Nestlé-Kaffee steckt Sklavenarbeit

07. März 2016 von

Schon wieder steckt der Schweizer Nahrungsmittelkonzern in einem Skandal. Nestlé soll einen Teil seiner Kaffeebohnen von Sklavenplantagen kaufen – und gibt dies sogar zu.

Wie das Nachrichtenportal 20 Minuten berichtet, hat Nestlé gegenüber Danwatch bestätigt, Kaffeebohnen von zwei brasilianischen Plantagen gekauft zu haben, die unter unmenschlichen Bedingungen geerntet wurden. Lokale Behörden mussten wegen Zwangsarbeit und Verdacht auf Sklaverei einschreiten.

Nestlé schon länger in der Kritik

Das Investigativ-Netzwerk Danwatch, hat während sieben Monaten die brasilianische Kaffeeindustrie untersucht und fand erschreckende Zustände vor: Arbeiter die fast nichts – oder gar keinen Lohn bekommen. Unwürdige, dreckige Unterkünfte und tödliche Pestizide.

Und abermals steckt der größte Nahrungsmittelkonzern der Welt in der Kritik, seine Rohstoffe aus genau solchen Plantagen zu beziehen. Nestlé steht wegen unmenschlichen Arbeitsbedingungen schon länger am Pranger. Doch diesmal gibt das Unternehmen ihr Fehlverhalten offen zu.

Führungs- und Kommunikationskrise

Seit einiger Zeit steckt Nestlé in einer Führungskrise. Das Unternehmen will 2016 einen neuen Konzernleiter ernennen. Die große innere Unsicherheit spiegelt sich auch in der Kommunikation wider. Nestlé setze keinesfalls auf neue Transparenz, sondern wisse nur nicht recht, wie mit der ganzen Kritik umzugehen sei, so Kommunikationsberater Klaus J. Stöhlker zu 20 Minuten.

Bohnen von Sklavenplantagen stecken in Produkten wie Nescafé, Nespresso oder Dolce Gusto. Laut Danwatch, kenne Nestlé nicht die Namen aller Plantagen, die sie beliefern. Die Bohnen würden teils über Mittelsmänner gekauft.

Der Konzern verkündete Danwatch, dass man sich von den zwei betroffenen Plantagen nichts mehr liefern lassen werde, bis die Untersuchungen abgeschlossen seien.

Trotzdem gibt auch Nestlé zu, dass Zwangsarbeit ein häufiges Problem in Brasilien sei, und kein Kaffeeproduzent vollends garantieren kann, das sie in seiner Lieferkette nicht vorkomme.