Vegan leben: Kann man das von Sozialhilfe?

Fünf Fragen an „Veganz“-Gründer Jan Bredack: Chef der ersten veganen Supermarkt-Kette Europas

09. März 2016 von

Jan Bredack arbeitete sich bei der Daimler AG vom KfZ-Mechnaiker zur Führungskraft hoch. Lief erfolgreich auf Hochtouren bis 2008 das Burnout folgte. Dann krempelte er sein Leben um und gründete die erste vegane Supermarktkette Europas: Veganz.

Alle Produkte ohne Fleisch, Milch und Eier. Acht Filialen existieren mittlerweile in Deutschland, eine in Wien und eine in Prag. Und es sollen noch mehr werden. Grund genug für fünf Fragen an Jan Bredack:

1.„Vegan ist doch nur für Ökos“ – was halten Sie da entgegen?

Jan Bredack: „Veganismus ist heute in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Allein in Deutschland ernähren sich 900 000 Menschen vegan! Mehr und mehr Menschen machen sich Gedanken um ihre Ernährung, sei es aus gesundheitlichen Gründen oder aus moralischen und ethischen Überlegungen. Auch wir bei Veganz merken das veränderte Bewusstsein der Verbraucher: Viele unserer Kunden ernähren sich dabei weder strikt vegan oder vegetarisch, noch lassen sie sich einer bestimmten Bewegung zuordnen.“

2.Der Deutsche lebt am liebsten günstig: Warum funktioniert das Konzept „Veganz“ neben Discountern?

„Unsere Kunden legen Wert auf ein ausgewogenes und vielfältiges Angebot an pflanzlichen Produkten, von denen eine Großzahl so nicht im Einzelhandel zu finden sind. Viele Konsumenten leiden zudem an Lebensmittelallergien oder Unverträglichkeiten. Sie sind überaus glücklich, in unseren Filialen auf so viele „sichere“ Lebensmittel zurückgreifen zu können und sind gern bereit, für Qualität auch etwas mehr zu zahlen. Wir agieren fair und ehrlich, haben uns größtmögliche Nachhaltigkeit zum Ziel gesetzt. Das ist unseren Kunden enorm wichtig!“

3.Aber: Kann eine Familie, die Sozialhilfe bezieht, vegan leben?

„Vegane Ernährung muss nicht teuer sein. Es kommt immer auf die Auswahl der Produkte an und mit welchem Maß konsumiert wird.“

4.Achten Sie eigentlich auch auf vegane Kleindung?

„Ein konsequent veganer Lifestyle umfasst tatsächlich mehr als die Ernährung. Um unnötiges Tierleid zu vermeiden, schaue ich auch bei meiner Kleidung auf Material und Herkunft.“

5.Ist ein veganer Lebensstil Einstellungskriterium bei Ihnen?

„Nein, ist es nicht. Zu unseren Grundwerten zählt Toleranz. Wir sind überhaupt nicht dogmatisch und wollen nicht missionieren. Die gleiche Philosophie, die wir nach außen vertreten, gilt natürlich auch für unsere Mitarbeiter! Dennoch, sehr viele unserer Mitarbeiter leben tatsächlich vegan oder vegetarisch, aber das wundert sicherlich wenig …“