Wasserprivatisierung, Bestechung, Unterdrückung

Die größten Skandale: Weshalb „Nestlé“ immer wieder in der Kritik steht

16. Jan. 2017 von

Fast 100 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet „Nestlé“ jedes Jahr. Der weltweit größte Lebensmittelkonzern ist mit beinahe 6000 Marken in 194 Ländern vertreten. Und schafft es mit fragwürdigen Geschäftspraktiken immer wieder in die Schlagzeilen.

Seit der Dokumentation „A bottled life“ ist klar: Die Privatisierung von Wasser durch „Nestlé“ und der weltweite Kauf so genannter „Wasserrechte“ hat ernstzunehmende Konsequenzen für die Bevölkerung zahlreicher Länder.

Aber das Unternehmen zeigte sich schon früher skandalerprobt. Eine unvollständige Auflistung:

Die 70er und 80er bis heute

Bereits in den 70er Jahren hagelte es schwere Vorwürfe. „Nestlé“ hatte in afrikanischen Entwicklungsländern aggressiv für Babymilch geworben, Gratisproben an Mütter verteilt und den Müttern offenbar sogar vom Stillen abgeraten. Schon damals fanden Kritiker dieses Vorgehen unverantwortlich, denn für das Anrühren der Babymilch war kaum sauberes Wasser zu erhalten.

Sehr viele Kinder starben an den Folgen einer Infektion durch verunreinigtes Wasser in ihren Milchflaschen. „Nestlé“ reagierte und verpflichtete sich danach zum sogenannten „Milch-Kodex“, einer Verhaltensrichtlinie, die das Bewerben von Säuglingsnahrung stark einschränken sollte. Neuere Dokumentationen zeigen, dass sich der Konzern bis heute nicht an die eigene Richtlinie hält.

Die 90er und 2000er bis heute

Die Kakaobohnen, die europäische Hersteller zu Schokolade verarbeiten, stammen größtenteils aus Ghana und von der Elfenbeinküste. Die afrikanischen Subunternehmer lassen Kinder aus den benachbarten, armen Ländern entführen und zwingen sie zur Arbeit auf den Kakaoplantagen.

Nach Bekanntwerden dieser Praktiken erklärte „Nestlé“ 2001, keine Kindersklavenarbeit für ihre Produkte mehr zu dulden und die Länder hinsichtlich Bildung und ärztlicher Versorgung zu unterstützen. Aktuelle Studien zeigen aber, dass sich seitdem die Verhältnisse für die Kinder noch verschlimmert haben.

2008

Und wieder Babynahrung: In China verkauft ein Tochterunternehmen von Nestlé verunreinigtes Milchpulver. 300.000 Babies müssen im Krankenhaus behandelt werden, sechs davon sterben.

2015

In Indien ziehen Lebensmittelkontrolleure Maggi-Nudeln aus dem Verkehr. Sie stellten fest, dass die Nudeln, die vor Ort sehr beliebt waren, fast siebenmal so viel Blei enthielten wie zulässig.

2015 bis heute

Seit einigen Jahren bemüht sich Nestlé um Wasserrechte in anderen Ländern. Der Konzern kauft vor allem in ärmeren Ländern Quellen auf und sichert sich die Lizenz zum Brunnenbohren.

Vor allem trockene Regionen leiden unter dem entstehenden Monopol durch den Lebensmittelhersteller. Die Menschen, die bereits früher nur eingeschränkt Zugang zu Wasser hatten, müssen mit ansehen, wie ihre Brunnen durch die Geschäftspraktiken des Konzerns versiegen. Um eine Aussage gebeten, erklärte der Verwaltungsratspräsident Brabeck-Lethmate, dass der Zugang zu Wasser kein Menschenrecht sei. Sein Verhalten sorgte für weltweite Empörung.