Umwelt

Der Weg der Nanopartikel: Mit dem Abwasser in unseren Boden

28. Mai 2016 von

Schweizer Forscher haben mit einem Computermodell aufgezeigt, wie schnell und wie viele Nanopartikel aus kosmetischen Artikeln austreten und die Umwelt belasten.

Sonnencremes, Nagellack, schmutzabweisende Stoffe – Nanopartikel sind aus der heutigen Welt nicht mehr wegzudenken. Doch so praktisch sie auch sind: Ein bitterer Beigeschmack wohnt ihnen bei. Forscher haben nämlich noch nicht ausreichend geklärt, ob und wie die Minipartikel eine Gefahr für den Menschen und die Umwelt darstellen.

Schweizer Forscher der EMPA (Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt) St. Gallen haben im Rahmen des Forschungsprogramms „Chancen und Risiken von Nanomaterialien“ ein Computermodell entwickelt, welches nachzeichnet, wie viele Nanopartikel in die Luft, den Boden oder ins Wasser gelangen.

Die NZZ zitiert Bernd Nowack von der EMPA aus einen Pressebericht des Schweizerischen Nationalfonds (SNF): „Unsere Schätzungen sind die besten im Moment verfügbaren Daten zu den Massenflüssen von Nanosilber, Nanozink und Nanotitandioxid sowie von Kohlenstoff-Nanoröhrchen in der Umwelt.“

Kosmetik setzt Partikel frei

Heute werden pro Jahr 39 000 Tonnen Nanotitandioxid produziert. Mehr als alle anderen Nanopartikel zusammengenommen. Grund zur Sorge für die Forscher: Das Modell berechnet, wie viel Nanotitandioxid sich im Boden anreichert. In der Schweiz ist es verboten, mit Nanotitandioxid versehenem Klärschlamm zu düngen. In der EU hingegen nicht. Deshalb findet man heute an einigen Orten bereits eine Konzentration von 61 Mikrogramm Nanotitandioxid pro Kilo Boden.

Auch Nanozink könnte negative Auswirkungen haben, denn gemäß der Studie nähern sich die Umweltkonzentrationen bereits der kritischen Grenze. Zink wird vor allem den Inhaltslisten von Sonnencremes und anderen Kosmetika beigemischt: Gut die Hälfte davon wandert innerhalb eines Jahres vom Produkt ins Abwasser.

Folgen noch nicht absehbar

Die Forschungsergebnisse sind erst ein Schritt in Richtung Risikoabschätzung. Dennoch ist es wichtig, eine fundierte Ausgangslage zu haben. Nowack erklärt, dass man die Daten der EMPA mit ökotoxikologischen Versuchsresultaten und gesetzlichen Grenzwerten vergleicht. Momentan ist jedoch schlichtweg nicht absehbar, welche Folgen austretende Nanoteilchen auf die Umwelt haben.

Als nächstes seien neben Untersuchungen mit Süßwasserorganismen weitere ergänzende Messungen mit Säugetieren vorgesehen.

Schlussempfehlungen vom Forschungsprogramm werden 2017 folgen. Bis dahin soll es Lücken im Wissen über Nanomaterialien schließen. Dazu beauftragt hat die EMPA der Bundesrat.