Tierleid in Fernost

Das Geschäft mit der Bärengalle

25. Mai 2016 von

Das Geschäft mit der Bärengalle boomt, denn das Tiersekret soll verschiedene Krankheiten heilen. National Geographic zeigt einen Videobericht über die erschütternden Zustände.

Bärengalle gilt in der chinesischen Medizin als Wundermittel. Bereits vor 3000 Jahren soll die Galle gegen Augenkrankheiten, blaue Flecken, Verdauungsbeschwerden und Muskelproblemen gewirkt haben. Der Wirkstoff Ursodeoxycholsäure (UDCA) ist es, der der den Menschen Linderung schafft.

Dafür müssen lebende Bären herhalten. Auf dem Rücken liegend, auf den nackten Käfigboden festgeschnallt müssen sie ausharren, ein Katheter, der die Gallenflüssigkeit immer wieder aus ihnen heraussaugt, achtlos in sie hineingesteckt. Tröpfchenweise läuft die Flüssigkeit dann in die vorbereiteten Behälter. Ruhiggestellt werden manche Tiere mit Drogen, andere müssen den Katheter ein Leben lang ohne Betäubung ertragen. So oder so ist es grausam.

Besonders in Laos wächst dieses grausame Geschäft: „Wir machen uns große Sorgen. Laos hat das Potential, zum Mekka für das Geschäft mit Bärengalle zu werden“, sagt Luke Nicholson, Laos Programmdirektor für „Free the Bears“ der National Geographic.

Wertvolles, legales Sekret

Chris Shepherd, Regionaldirektor Asien für TRAFFIC, ein Überwachungsnetzwerk für Wildtierhandel, erklärt die Zustände genauer: „Die Bären dürfen keinerlei soziale Kontakte untereinander haben, und sie werden teilweise sehr schlecht behandelt. Manche werden in so enge Käfige gesperrt, dass sie sich kaum bewegen können. Diese Zustände sind tragisch!“

Gedanken machen sich die Tierquäler nicht über das Wohlergehen der Tiere. Sie verlangen bis zu 15 Dollar für weniger als ein Drittel eines Teelöffels des wertvollen Sekrets. Vor allem der chinesische Markt ist interessant für die Händler, denn in China wird am meisten Bärengalle konsumiert. Im Land selbst werden mehr als 10000 Bären in Farmen gehalten. Auch, weil diese Quälerei legal ist. In Korea wurde die erste Farm 1980 eröffnet, China und Vietnam folgten. Man fand, dass Farmen „doch die bessere Lösung sei, damit wild lebende Tiere entlastet werden können.“

Unnötige Quälerei

Das grausamste an der Sache ist, dass der Wirkstoff seit 1955 im Labor hergestellt werden kann. Der Irrglaube, dass nur der Gallensaft von Bären – insbesondere der von Wildbären, die gewünschte Wirkung hat, hält sich trotzdem hartnäckig in China, Korea, Laos und Vietnam.

Doch die Menschen haben es nicht nur auf den Körpersaft abgesehen, auch die Tatzen gelten in China als Delikatesse: Für vier Tatzen können die Bauern bis zu 4000 Euro verlangen.

Besonders den asiatischen Schwarzbären (Kragenbär) missbraucht man für diesen Zweck. Man erkennt ihn an den weißen Brusthaaren. Er zählt zu den gefährdeten Arten und steht seit 1979 unter Schutz. Wie Vier Pfoten informiert, leben nur noch 200 Tiere in Vietnam und zwischen 15000 – 20000 in China, genaue Zahlen sind aber nicht bekannt.

Geretteter Bär in Tierschutzreservat Luang Prabang/Laos

Asiatische Tierschutzorganisation ist aktiv

Eine erfreuliche Nachricht gibt es jedoch zu verzeichnen: Die Tierschutzorganisation Animal Asia Foundation (AAF) kämpft bereits seit 10 Jahren für die Rechte der Bären in Vietnam und fordert, dass man „die Bevölkerung besser aufklärt. Zudem müsse ein Tierschutzgesetz, dass die Bären-Farmen verbietet, in Betracht gezogen werden.“ Die Organisation betreibt ein Bärenrettungszentrum im Nationalpark Tam Dao, welcher rund 70 Kilometer nördlich der Hauptstat Hanoi liegt. Dort leben 99 Kragen- und Malaienbären (Ursus malayanus).

Doch dieser geschützte Ort ist nun in Gefahr, da im Nationalpark ein Hotel für Öko-Touristen entstehen soll. Letztes Jahr trat in Vietnam ein Gesetz in Kraft, welches Öko-Tourismus-Projekte in Nationalparks erlaubt. Die Tierschutzorganisation ist jedoch positiv gestimmt, dass sie sich dort noch weiterhin um die Bären kümmern können.