Perfektes Aussehen, fader Geschmack

Darum schmecken Tomaten oft nach nichts

15. Okt. 2016 von

Tomaten aus dem Supermarkt gelten nicht gerade als kulinarisches Geschmackserlebnis. Denkt man dabei an den frischen Caprese-Salat vom letzten Italien-Urlaub, könnte man glatt meinen, unsere Tomaten bestünden nur aus Wasser. Doch warum ist das so?

Wer selber Tomaten bei sich im Garten oder auf dem Balkon züchtet, weiß, wie das rote Gemüse zu schmecken hat: saftig, zwischen sauer und süß und vor allem – sonnengereift. Zwar mögen die eigens gepflanzten Bio-Tomaten nicht perfekt aussehen, den richtigen Geschmack treffen sie aber allemal.

Perfektes Aussehen, fader Geschmack

Die Industrie-Tomaten, denen wir in den meisten Supermärkten begegnen, wurden jahrzehntelang hochgezüchtet und auf ein makelloses Aussehen getrimmt. Ein sattes Rot sollen sie haben und eine schöne Form dazu. Der eigentliche Geschmack ging dabei leider verloren.

Durch diese Umprogrammierung wurde ein Gen zerstört, dass für die Bildung der Aromastoffe zuständig ist. Eigentlich verlieh es unreifen Tomaten ihre grüne Farbe und sorgte für Zucker und Carotinoide. Wurde die Tomate reif, verhinderte das Gen eine vollständige Rotfärbung. Denn normalerweise würde auch eine reife Tomate beim Stängelansatz eine grüne Stelle behalten.

Da der Konsument aber eine rundum rote Tomate bevorzugt, ist den Züchtern das Aussehen wichtiger, als der Geschmack.

Braucht es mehr Sonne?

Ein weiterer Grund für die faden Tomaten aus dem Gewächshaus, scheint das wenige Sonnenlicht zu sein. Laut „20 Minuten“ testen Wissenschaftler aus den USA derzeit, wie sich Tomaten bei zusätzlicher UV-Bestrahlung verändern. Die bestrahlten, reifen Tomaten wurden Probanden in einem Blindtest angeboten. Sie sollten mit Freilandtomaten derselben Sorte verglichen werden.

Die Industrie-Tomaten schnitten überraschend gut ab und konnten sich geschmackstechnisch mit den sonnengereiften Früchten messen. Einige Testpersonen fanden deren Aroma sogar besser. Denn tatsächlich hatten die UV-bestrahlten Exemplare mehr Aromastoffe entwickelt als zuvor.

Profit schlägt Aroma

Jedoch gibt es noch andere Faktoren, die für den Geschmack der Tomate wichtig sind. Der Zuckergehalt beispielsweise spielt dabei eine große Rolle: Dieser hängt von der Anzahl Tomaten ab, die an einer Pflanze wachsen und war beim Experiment gleich geblieben. Und da bei ertragsreichen Pflanzen weniger Zucker in den einzelnen Tomaten steckt, wird das in Zukunft wohl auch so bleiben.

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