„Oxfam“ erhebt Vorwürfe gegen Supermärkte

Dank deutscher Billigpreise: Menschenunwürdiger Anbau von Ananas & Bananen

01. Juni 2016 von

Fast alle Bananen und Ananas in deutschen Supermärkten werden trotz Nachhaltigkeitssiegel unter menschenunwürdigen Bedingungen angebaut: Arbeiter werden ausgebeutet und leiden unter giftigen Pestiziden.

Bedroht, ausgebeutet und vergiftet

Die Hilfsorganisation Oxfam hat in einer aktuellen Studie festgestellt: Deutsche Supermärkte wie Lidl, Aldi, Edeka und Rewe sind mit verantwortlich für menschenunwürdige Zustände in der Ananas- und Bananenproduktion in Costa Rica und Ecuador.

Der Grund: Sie beziehen Früchte von Plantagen auf denen Hungerlöhne gezahlt, Gewerkschafter unterdrückt und bedroht werden und Arbeiter giftigen Pestiziden immer wieder fast schutzlos ausgeliefert sind.

Trinkwasser ist verseucht

Auch andere Menschen rund um die Plantagen sind betroffen. So müssen Ananasanbaugebiete im Osten Costa Ricas täglich per Tanklaster mit Trinkwasser versorgt werden.

Denn ihr Grundwasser ist Oxfam zufolge seit 2007 mit Bromacil vergiftet. Dieser Herbizidwirkstoff ist in Europa längst verboten. In Mittelamerika wird er offensichtlich noch eingesetzt, genauso wie andere als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestufte Agrochemikalien.

Arbeiter stehen direkt im Pestizidnebel

Besonders verwerflich sind diese Zustände, bedenkt man, dass die Lebensmittelhändler hierzulande gerade Bananen als „nachhaltig“ bewerben. Das Siegel der „Rainforest Alliance“ mit einem grünen Frosch als Logo ist hierzulande sehr verbreitet. Dennoch verstößt das Vorgehen auf den Plantagen in Ecuador selbst gegen geringste Standards.

So berichtet jeder zweite Arbeiter, der vor Ort von Oxfam befragt wurde, dass Flugzeuge Pestizide versprühen, während sie im Feld arbeiten. Die gesetzlich (und nach den Siegelstandards) vorgeschriebene Pause zwischen Spritzen und Betreten der Plantagen werde nie eingehalten.

In den rund 200 Interviews, die Oxfam vor Ort geführt hat, beklagen die Arbeiter Allergien und Ausschläge, ständige Übelkeit, Schwindel oder Atemnot. Eine hohe Zahl von Behinderungen, Fehlgeburten und Krebserkrankungen im Umfeld der Plantagen weist auf die Auswirkungen der Pestizide hin — beweisen kann man allerdings noch nicht, dass der Pestizideinsatz die Ursache ist.

Dumpingpreise der Supermärkte

Gleichzeitig werden Ananas und Bananen in Deutschland immer beliebter – und immer billiger. So hat sich der Ananasimport seit 2000 fast verdreifacht, der Preis ist dagegen um gut ein Drittel gefallen.

Supermarktketten wie Aldi, Lidl, Edeka und Rewe nutzen laut Oxfam ihre Marktmacht aus, um einen starken Preisdruck auf Produzenten und Lieferanten auszuüben.

Davon sind am Ende auch die Plantagenarbeiter betroffen: Viele der befragten Arbeiter verdienten Oxfam zufolge keine existenzsichernden Löhne. Gewerkschaften werden den Berichten zufolge systematisch unterdrückt.

Supermärkte weisen Verantwortung zurück

Die deutschen Discounter und Supermärkte, welche die vermeintlich nachhaltig angebauten Früchte verkaufen, reagieren betroffen. Dennoch weisen sie die Verantwortung zurück.

Sie hätten keine direkten Beziehungen zu den Erzeugern, sondern würden die Früchte über ihre Geschäftspartner beziehen, welche wiederum die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben bestätigen.

„Während Supermarktketten das Aussehen der importierten Früchte penibel kontrollieren und beim kleinsten Makel ganze Lieferungen nicht annehmen, spielen soziale und ökologische Kriterien für sie eine deutlich geringere Rolle“, resümiert Oxfam.

Am besten ist Fair-Trade und Bio

Die aktuelle Untersuchung von Oxfam hat gezeigt: Auch das Rainforest-Alliance-Siegel garantiert nicht unbedingt eine nachhaltige Produktion von Bananen und Ananas.

Die Hilfsorganisation empfiehlt daher Verbrauchern, die sichergehen wollen, auf bio-zertifizierte Fair-Trade-Ware zu setzen.