Stimmungsaufheller

Amphetamine im Lebkuchen

08. Dez. 2014 von

Endlich schlemmen ohne Reue! Für Genießer ist die Weihnachtszeit DIE Zeit des Jahres. Doch was müssen wir da wieder lesen: Auch die Lebkuchen werden gepanscht.

Kein Weihnachtsmarkt oder Weihnachtsfeier ohne Lebkuchen und Glühwein. Verständlich, denn Zucker und Alkohol verteiben Kälte und schlechte Laune. Und weil es in der Adventszeit meist dunkel und trübe ist, sind Stimmungsaufheller das A und O. Dabei haben es vor allem die allseits beliebten Lebkuchen in sich. Der deutsche Lebensmittelchemiker und Fachbuchautor Udo Pollmer hat in den Weihnachtsleckereien Wirkstoffe entdeckt, bei denen auch Drogenfahnder hellhörig werden würden.

Was einen echten Lebkuchen ausmacht

Viele freuen sich schon das ganze Jahr drauf, doch verhagelt uns eine neue Nachricht wieder einmal den Appetit: Viele Lebkuchen entfernen sich immer mehr vom Original. Der echte Lebkuchen begeistert mit erlesenen Zutaten wie Mandeln, exotischen Gewürzen und statt billigem Backpulver treibt der Echte mit teurem Hirschhornsalz.

Aber die Hersteller geizen wieder mit den Reizen und ersetzen Mandeln durch günstigere Erdnüsse, sie vermengen statt den exotischen Gewürzen Aromen und verwenden billiges Backpulver für ein möglichst schnelles Backen ohne vorheriges kühlstellen, wie es das Original verlangt. Das spart Lagerkapazität und Zeit. Und Zeit ist in unseren Tagen bekanntlich Geld. Die Kunden bekommen so immer weniger für ihr Geld und am Ende immer mehr aromatisierte Schaumfladen. Na dann guten Appetit!

Rezepturen dünnen sich aus

Ursprünglich wurde als Backmittel "Hirschhornsalz" durch das Erhitzen von geraspelten Hirschgeweihen gewonnen. Dabei entstand Ammoniumcarbonat. Heute muss kein Hirsch mehr sein Leben lassen, die chemische Industrie hilft aus. Das Ammoniumcarbonat setzt im Teig neben Kohlendioxid auch Ammonium frei, was wiederum im Backofen mit den Lebkuchengewürzen Allylbenzolen und Propenylbenzolen reagiert. Diese sind wichtige Bestandteile von Anis, Zimt, Muskat oder Kardamom.

In der Kombination mit Ammonium entstehen daraus Amphetamine. Ja, ganz recht gelesen: Amphetamine. Ein bekannter Vertreter dieser Stoffegruppe ist beispielsweise Ecstasy.

Und weil sich im originalen Lebkuchen jede Menge dieser Ausgangsstoffe für eine Synthese von Amphetaminen befindet, steigt beim Konsum das weihnachtliche Wohlbefinden. So viel zum Erfolgsgeheimnis. Wenn nun aber die Rezeptur immer weiter verdünnt wird - freilich ohne dass die Konsumenten einen Unterschied schmecken - wird aus der einstigen Spezialität ein langweiliger, weicher Keks.

Für mehr Weihnachtsgefühle auch an trüben Tagen

Während für den originalen Lebkuchen die besten und teuersten Zutaten gerade gut genug sind, gilt für den Glühwein genau das Gegenteil: Hier verwendet man nicht zwangsweisen den besten Tropfen. Gibt man dem Rotwein ein paar Gewürze und Zucker bei, entsteht bereits das anregende, süffige Heißgetränk. Herrlich, wie der Alkohol auf dem kalten Weihnachtsmarkt wärmt. Bis vor einigen Jahren wurde der Wein noch in offenen Kesseln erhitzt, wobei der Alkohol zügig verdampft ist. Das hat aber niemanden gestört. Wieso eigentlich?

Grund ist, dass man dereinst nur "missratende" Weine für den Glühwein verwendete. Also Fehlgärungen, die wegen des hohen Gehalts an biogenen Aminen schnell zu Kopfschmerzen führten. Eben diese biogenen Aminen reagieren in der Wärme mit den gleichen Allyl- und Propenylbenzolen der Glühweingewürze und es entstehen: Amphetamine. Dass sich die Aromastoffe aus den Gewürzen herauslösen, ist Aufgabe des Alkohol, gepaart mit Wärme reagieren diese schließlich mit den Aminen. So kommt die gute Laune in den Glühwein. Der Glühwein wird also nicht besser, wenn man einen besonders edlen Tropfen dazu nimmt.

Verpasse nicht den 2. Teil der Codecheck-Weihnachtssaga. Mit etwas Glück kannst du ein Luxus-Pflegeset von Dr. Schrammek im Wert von 260 EURO gewinnen.