Die Zahlen steigen

Schweiz, Österreich, Deutschland: So viele Tierversuche finden statt

07. Sept. 2016 von

In Deutschland stagniert die Anzahl der Tierversuche seit Jahren auf sehr hohem Niveau, in Österreich und in der Schweiz ist sie 2015 sogar gestiegen. Dabei machen die Tests nach Meinung des Vereins „Ärzte gegen Tierversuche“ gar keinen Sinn.

Nach Angaben des Schweizer „Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen“ sind 2015 rund 682.000 Tiere für wissenschaftliche Versuche eingesetzt worden. Dies entspricht einem Anstieg von 12,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das österreichische „Forschungsministerium“ meldet einen Zuwachs von 8,7 Prozent auf 227.317 Tiere. Mittelschweren oder schweren Belastungen sollen dabei 23 bzw. 16 Prozent der Tiere ausgesetzt worden sein.

53 Prozent Steigerung seit der Jahrtausendwende

Aktuellen Zahlen aus Deutschland veröffentlicht das „Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft“ (BMEL) erst im Spätherbst. Fachleute schätzen allerdings, dass 2015 – wie auch schon 2014 - rund 2,8 Millionen Tierversuche durchgeführt wurden. Zum Vergleich: Im Rekordjahr 2012 gab das BMEL 3,08 Millionen, 2000 aber „nur“ 1,83 Millionen Tiere für Experimente frei.

Viele Tieropfer verschwiegen

Die Organisation „Ärzte gegen Tierversuche“ gibt zu bedenken, dass es abseits der amtlichen Angaben eine Dunkelziffer gibt. Die Statistik berücksichtige nämlich nicht alle für Tests getöteten Tiere.

„So werden in der Gentechnik zur Erstellung von gentechnisch veränderten Tieren, zahllose Tiere ‚produziert’ und einfach getötet, wenn diese nicht den gewünschten Gen-Defekt aufweisen. Auch Tiere, die schon bei Zucht, Haltung und Transport sterben oder als Überschuss getötet werden, tauchen in der Statistik nicht auf“, kritisiert die Vereinigung.

Zudem würden wirbellose Tiere wie Insekten nicht gezählt werden, da sie nicht unter das Tierschutzgesetz fielen. Deswegen sei die Anzahl der „verwendeten“ und „verbrauchten“ Labortiere um ein Vielfaches höher als angegeben.

Qualen ohne „Nutzen“

Seit 1979 setzt sich „Ärzte gegen Tierversuche“ für die generelle Abschaffung von Tierversuchen ein. Zu den rund 2.000 Mitgliedern des Vereins zählen vor allem Mediziner, Psychologen und Naturwissenschaftler. Sie sind davon überzeugt, dass die Laborergebnisse aufgrund der Unterschiede zwischen Menschen und Tieren nicht auf den Menschen übertragbar sind.

Wie die Aktivisten von „Peta“ verlangen die Ärzte und Wissenschaftler, mit Alternativmethoden die Ursachen unserer Krankheiten durch klinische und epidemiologische Forschung zu ermitteln. Abgesehen davon müsse mehr für die Prävention und die Medizin getan werden, die direkt auf den Menschen bezogen ist.

Uneigennützige Öffentlichkeitsarbeit

Wie ernst es die Interessengemeinschaft meint, zeigt ihr Engagement: Auf der Straße klärt sie mit einem Info-Mobil, Kampagnen sowie Veranstaltungen auf und für Schulen hält sie Unterrichtsmaterial bereit. Auf ihrer Internetseite veröffentlichen die Mediziner ständig aktuelle Nachrichten und Hintergrundwissen zum Thema. Zusätzlich führen sie eine Internet-Datenbank, über die Details zu Tausenden Tierversuchen abrufbar sind.

Daneben unterstützt die Organisation Projekte an osteuropäischen Universitäten, bei denen Computersimulationen anstelle von Tierversuchen eingesetzt werden, und leistet Lobby-Arbeit auf Bundes- und EU-Ebene.

Desinteresse der Politik

Zuletzt hatte „Ärzte gegen Tierversuche“ 51.208 Unterschriften gegen den Neubau von drei Versuchslaboren in München gesammelt, in denen Platz für 100.000 Tiere sein wird. Leider fand der bayrische Wirtschaftsminister Ludwig Spaenle „nicht die Zeit“ für eine persönliche Übergabe.

Dies sei ein „Ausdruck höchster Ignoranz gegenüber Bürgeranliegen und dem Wunsch nach einer modernen, tierversuchsfreien Forschung zugunsten kranker Menschen“, sagte eine Heilpraktikerin während einer Protestaktion der „Süddeutschen Zeitung“.