Teil 3: Vegane Lebensweise

Die verdrängte Seite des Fleischkonsums: Die Realität der Massentierhaltung

06. März 2016 von

Veganer entscheiden sich in den meisten Fällen aus ethischen Gründen dafür, keine tierlichen Produkte mehr zu konsumieren: Sie möchten nicht länger für das Leid und den Tod von Tieren mitverantwortlich sein. Wir – die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt – geben euch bei Codecheck einen Überblick darüber, wie das Leben der Tiere in der Massentierhaltung aussieht. Weitergehende Informationen dazu sowie zu den einzelnen Tierarten findet ihr hier.

Vegan für den Tierschutz

In Deutschland leben und sterben jedes Jahr über 830 Millionen Tiere in der Massentierhaltung (Stand 2013) – Fische sind hier noch nicht mit eingerechnet. Die Bedingungen, unter denen sie gehalten werden, weisen für alle Tierarten einige Gemeinsamkeiten auf: Anstatt die Ställe an den Bedürfnissen der Tiere auszurichten und sie entsprechend zu gestalten, werden selbst die grundlegendsten Bedürfnisse der Tiere weitgehend ignoriert.

Dazu gehört, dass sie in den engen Ställen kaum ihren Bewegungsdrang ausleben können, z. B. das Lauftier Kuh. Die Tiere werden gewaltsam an die Haltungsformen angepasst – beispielsweise werden ihnen die Schnäbel, Ringelschwänze, Hörner und zum Teil auch die Zähne gekürzt oder abgetrennt. Die unnatürlichen Haltungsbedingungen führen häufig zu Verhaltensstörungen wie stereotypen Bewegungen oder gegenseitigen Verletzungen, die bis zum Kannibalismus reichen können – so beißen sich beispielsweise viele Schweine gegenseitig in die (bereits gekürzten) Ringelschwänze.

Da die Tiere trotz dieser ungenügenden Haltungsbedingungen leistungsfähig bleiben sollen, steht die Verabreichung von Antibiotika bei allen Tierarten häufig auf der Tagesordnung. Um ihre „Leistungen“ zu steigern, werden den Tieren außerdem spezielle Eigenschaften angezüchtet, die häufig Qualen verursachen.Beispielsweise züchtet man Hühnern zur Fleischproduktion ein extrem schnelles Wachstum und die Ausbildung von überdimensional viel Muskelmasse an Brust und Schenkeln an. Die zur Eierproduktion genutzten Hennen legen mit rund 300 Stück pro Jahr unnatürlich viele Eier – ursprünglich legten Hühner zur Fortpflanzung höchstens 40 Eier jährlich.

Solche Qualzuchten führen zusammen mit den schlechten Haltungsbedingungen häufig zu schweren Krankheiten: Die Tiere erleiden Herz-Kreislauf-Versagen, sind wegen einer gestörten Knochenentwicklung unfähig zu gehen oder leiden an Entzündungen der (Geschlechts-)Organe. Letzteres ist vor allem bei Legehennen und Milchkühen keine Seltenheit.

Legehennen

Legehennen leben heute in Deutschland zumeist in Bodenhaltung. Das heißt, dass sie in Gruppen mit mehreren tausend weiteren Tieren gehalten werden: Jede Henne hat nur etwas weniger als zwei DIN-A4-Seiten Platz zur Verfügung – für das Ausleben ihrer Grundbedürfnisse reicht das nicht aus. Im Gegenteil tragen solche hohen Besatzdichten zur Entwicklung von Verhaltensstörungen wie Federpicken und Kannibalismus bei. Als Gegenmaßnahmen werden den Hennen im Kükenalter ohne Betäubung die Schnäbel gekürzt, was mit akuten und chronischen Schmerzen verbunden ist.

Küken

Viele Menschen wissen nicht, dass die Brüder der Legehennen für die Wirtschaft nutzlos sind, weil sie weder Eier legen noch schnell genug wachsen. Deshalb werden jedes Jahr 44 Mio. männliche Küken direkt nach dem Schlüpfen bei vollem Bewusstsein vergast oder zerschreddert.

Mastgeflügel

In der Mastgeflügelhaltung (dazu zählen Puten, Enten, Gänse und Masthühner) leben in Deutschland je nach Tierart häufig bis zu 15.000 Tieren in einem Stall – dicht gedrängt in einer Gruppe. 26 Masthühner müssen sich z. B. einen Quadratmeter Fläche teilen. Den Tieren steht in dieser Haltung zwar Einstreu, aber kein Ruheplatz und auch keine Rückzugsmöglichkeit zur Verfügung. Enten müssen sogar auf offenes Wasser verzichten, obwohl dies eigentlich ihr natürlicher Lebensraum ist.

Milchkühe

Milchkühe werden üblicherweise auf hartem Stallboden gehalten – nur die Liegebereiche sind manchmal mit etwas weicheren Gummimatten ausgelegt. Der ihnen zur Verfügung stehende Platz beträgt bei der gängigen Laufstallhaltung 3,5 bis 4 Quadratmeter pro Kuh. Nicht einmal die Hälfte aller Milchkühe darf draußen grasen – und wenn, dann nur für durchschnittlich fünfeinhalb Monate im Jahr. Die restlichen Kühe bekommen niemals eine Wiese zu sehen.

Milchkühe werden mindestens einmal im Jahr künstlich befruchtet, denn sonst würden sie nicht konstant Milch geben. Die neugeborenen Kälber werden direkt nach der Geburt von ihren Müttern isoliert. Sie dürfen ihre Milch nicht trinken, da sie dem menschlichen Verzehr vorbehalten ist.

Mastrinder

Zur Mast werden meist Bullen, also männliche, unkastrierte Rinder, eingesetzt. In der Intensivtierhaltung müssen sie ohne Auslauf oder Beschäftigungsmöglichkeit in Kleingruppen leben – jeder 750 kg schwere Bulle hat 2,7 Quadratmeter zur Verfügung. Eine weiche Unterlage zum Liegen wird den Rindern nicht zugestanden. Stattdessen müssen sie meist auf einem Betonboden direkt über ihren eigenen Exkrementen leben.

Schweine

Mastschweine verbringen ihr kurzes Leben in engen, tristen Ställen auf blankem Betonboden, auf dem sie in ihrem eigenen Kot liegen müssen. Jedes der über 100 kg schweren Tiere hat in Gruppenhaltung nur 0,75 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Ins Freie dürfen sie nie.

Die Mütter der Mastschweine, die Zuchtsauen, müssen mindestens die Hälfte ihres Lebens einzeln in körpergroßen Käfigen verbringen, die sie zu nahezu vollständiger Bewegungslosigkeit verdammen. Sie sind fast ohne Unterbrechung trächtig, bis sie ausgelaugt sind und geschlachtet werden.

Fische

Auch Fische leben in Massentierhaltung – das nennt man Aquakultur. Bereits die Hälfte des weltweit konsumierten Fischs wird so „produziert“. Auch hier werden die Tiere überzüchtet, hormonell und genetisch manipuliert und bei sehr hohen Besatzdichten in einer reizarmen Umgebung gehalten.

Zusätzlich werden jedes Jahr über 1.000 Milliarden Fische in den bereits überfischten Weltmeeren eingefangen. Fische sind leidensfähige Tiere – darauf wird jedoch so gut wie nie Rücksicht genommen: Die Fangmethoden sind grausam; die Tiere ersticken oder entbluten bei vollem Bewusstsein. Ähnliches gilt für in Aquakultur gehaltene oder wild gefangene Krebstiere wie Garnelen, Krebse und Hummer.

Biohaltung

Bei Bioprodukten steht der tatsächlich herrschende Tierschutzstandard meist im Widerspruch zu dem guten Ruf der Bio-Branche. Auch in der Biohaltung werden Tiere auf Höchstleistung gezüchtet und in Massenställen gehalten: Bei den Legehennen sind 3.000 Tiere pro Gruppe erlaubt. Darüber hinaus werden auch in der Biohaltung die Brüder der Legehennen nach dem Schlüpfen getötet, Milchkühe kontinuierlich geschwängert und die Kälber früher oder später von ihren Müttern getrennt.

Des Weiteren besteht natürlich auch hier das ethische Problem, dass Tiere getötet werden, obwohl uns eigentlich ausreichende Nahrungsalternativen zur Verfügung stehen. Was tun? Wie ihr seht, ist das Ausweichen auf Bioprodukte nicht automatisch eine gute Lösung, wenn man etwas gegen das Leid und das unnötige Töten von Tieren unternehmen möchte. Wenn Ihr euch darüber informieren wollt, wie eine tierfreundlichere, vegane Ernährung funktioniert, findet ihr bei der Vegan Taste Week eine geeignete Einstiegshilfe.