Mineralöl, Plastik und Chemie

Wie ungesund ist Lippenstift?

22. Feb. 2021 von

Er verleiht Frische und vervollständigt ein Make-up: der Lippenstift. Mit dem farbigen Kussmund gelangen jedoch häufig auch bedenkliche Substanzen auf die Haut und in den Magen. In unserem Leben essen wir einige Kilogramm Lippenstift und damit auch Mikroplastik, Mineralöle oder krebserregende Stoffe. Zum Glück gibt es gesündere, nachhaltigere Alternativen, die nicht auf den Magen schlagen.

Auch wenn sich diese Fakten in der Corona-Krise verändert haben dürften: Wenn es um dekorative Kosmetik geht, nutzen deutsche Frauen nach Wimperntusche am häufigsten Lippenstift. Durch Sprechen, Essen oder Küssen gelangt die Farbe von den Lippen in den Mund. Durchschnittlich 3,5 Kilogramm Lippenstift isst jede Frau so im Laufe ihres Lebens. Und mit ihm gesundheitsschädlich Stoffe. Denn konventionelle Hersteller greifen meist tief in die Trickkiste, um leuchtende Farben und eine lange Haltbarkeit zu erzielen.

Belastung mit kritischen Substanzen

Lippenstifte bestehen in den meisten Fällen zu einem Großteil aus Öl beziehungsweise Erdöl basierten Fetten. Hinzukommen synthetische Farb-, Duft- und Konservierungsstoffe. Einige von ihnen sind gesundheits- oder umweltschädlich. Auf die folgenden Substanzen solltest Du achten.

1. Bedenkliche Konservierungsstoffe

Um Bakterien, Hefe und Schimmel abzutöten oder deren Wachstum zu hemmen, werden in Kosmetik Konservierungsstoffe eingesetzt. Sie verlängern zwar die Haltbarkeit, einige von ihnen sind jedoch schlecht verträglich oder sogar bedenklich. Formaldehydabspalter (zum Beispiel Bronopol, , Diazolidinyl Urea oder DMDM Hydantoin) und Methylisothiazolinon bergen ein erhöhtes Allergierisiko. Methylisothiazolinon ist bereits in Leave-on-Produkten wie Bodylotion oder Haarspray erboten und darf in abwaschbaren Kosmetika nur noch in sehr geringen Konzentrationen bis zu 0,0015 Prozent im Produkt vorkommen. Die auch unter anderem zur Konservierung eingesetzten halogenorganischen Verbindungen sind ähnlich problematisch. Sie sind daran zu erkennen, dass sie Halogengruppen wie Brom, Jod oder (meist) Chlor enthalten. Sie gelten als giftig für die Umwelt und teilweise gesundheitsschädlich.

Am häufigsten werden jedoch Parabene verwendet. Während sie in den vorgeschriebenen Einsatzmengen als sicher einzustufen sind, können sie in bestimmten Mengen das Hormonsystem beeinflussen. Da Parabene und andere potenziell hormonell aktive Stoffe in vielen Produkten wie Duschgel, Creme oder Zahnpasta enthalten sind, können die Grenzwerte für Höchstmengen schnell überschritten werden. Dies wird vom „BUND“ auch als Cocktail-Effekt bezeichnet: Ein wenig Gift schadet eventuell nicht, aber ein bisschen Gift überall eben schon. Auch Alkohol wird gerne als Konservierungsstoff eingesetzt. Bei sensibler Haut trocknen schlechte Alkohole wie Ethanol in hohen Konzentrationen und bei dauerhafter Anwendung die Haut jedoch aus und fördern die Hautalterung.

2. Bedenkliche Farbstoffe

Lippenstifte, Lidschatten oder Nagellacke kommen nicht ohne Farbstoffe aus. Mit am häufigsten verwendet werden sogenannte Azofarbstoffe, die synthetisch hergestellt werden. Sie sind mit dem Anfangsbuchstaben CI (Colour Index) gekennzeichnet. Danach folgt eine Zahl wie beispielsweise CI 14720 (rot) oder CI 11725 (orange). Viele Azofarbstoffe stehen im Verdacht, ein krebserzeugendes Potenzial zu haben. Viele dieser Farbstoffe sind eigentlich nur für die Anwendung auf der Hautoberfläche gedacht, gerade dekorative Kosmetik wie Lippenstift verbleibt jedoch meist mehrere Stunden auf den Lippen - und landet auf diesem Wege auch im Körper.

3. Mikroplastik oder andere schwer abbaubare synthetische Polymere

Kleinste feste Kunststoffteilchen (Mikroplastik) sowie flüssige und filmformende Polymere dienen in Kosmetik als Füll- und Trübungsmittel und sind auch für die lange Haftung verantwortlich. Laut einer CodeCheck Studie enthält jeder vierte Lippenstift Mikroplastik.

Über den Lippenstift gelangen Mikroplastikteilchen direkt in unseren Körper, wo diese Partikel ein potenzielles Gesundheitsrisiko für den Menschen darstellen. Tierversuche haben bestätigt, dass Mikroplastik in der Lage ist, über den Magen-Darm-Trakt in das Blut oder Lymphsystem zu gelangen. Je nach Beschaffenheit verteilen sich die Kunststoffpartikel und reichern sich in verschiedenen Organen an, verursachen die Verstopfung kleiner Blutgefäße und möglicherweise Entzündungsreaktionen.

Auch in der Umwelt stellen Mikroplastik und andere synthetische Polymere ein Problem dar. Da sie Kläranlagen meist nicht herausfiltern, werden sie über das Abwasser in die Umwelt gespült. Aufgrund ihrer schweren Abbaubarkeit bleiben sie dort über einen langen Zeitraum und können nicht mehr entfernt werden. Ihre langfristigen Auswirkungen auf die Umwelt sind weitestgehend unklar. Überprüfe daher Deinen Lippenstift auf Bezeichnungen für Mikroplastik wie Nylon-6, Nylon-12, Polyethylene oder flüssige Polymere wie Acrylates Copolymer.

4. PEGs

Ohne Emulgatoren wäre die Mischung von Öl und Wasser nicht möglich. Um die richtige Konsistenz zu erzielen, ist dies jedoch für fast alle Kosmetikprodukte nötig. Das Problem: In den meisten Fällen kommen synthetisch aus Erdöl hergestellte Polyethylenglykole (PEGs) und PEG-Derivate zum Einsatz. Die Bohrung nach Erdöl beeinflusst unser Klima negativ und zerstört meist wertvolle Ökosysteme. Auch für die Gesundheit sind sie problematisch, denn sie können die Haut durchlässiger für Schadstoffe machen.

5. Paraffine

Auch Paraffine basieren auf Erdöl, deren Abbau die Umwelt belastet. In Kosmetik erfüllen diese Stoffe die Funktion der Haut ein glattes, ebenmäßiges Aussehen zu verleihen, da sie sich wie ein Film über sie legen. Dies hat jedoch den Effekt, dass die Haut langfristig austrocknet und ihre Regenerationsfähigkeit einbüßt. In einigen Produkten mit Paraffinen wurden sogar immer noch sogenannte MOSH- und MOAH-Verbindungen nachgewiesen. Sie entstehen durch Verunreinigungen bei der Paraffingewinnung und können sich im Körper anreichern. MOAH enthalten zudem eine chemische Struktur, welche mit der Entstehung von Krebs in Verbindung gebracht wird

Viele Lippenstifte sind nicht vegan: Aus zerquetschen weiblichen Schildläuse wird der rote Farbstoff Karmin gewonnen, aus den Talgdrüsen von Schafen das Fett und auch Bienenwachs ist nicht selten in Lippenstiften zu finden.

Fazit: rot auf den Lippen, grün auf CodeCheck

Um potenziell schädliche oder auch tierische Stoffe in Deinem Lippenstift zu vermeiden, hilft Dir die CodeCheck App.

Einfach das Produkt einscannen und anhand der Bewertung erfahren, ob Du kaufen oder doch besser zu einer Alternative greifen solltest. Sicher bist Du in jedem Fall mit zertifizierter Naturkosmetik, denn darin sind die oben genannten bedenklichen Stoffe nicht enthalten. Allerdings gibt es auch tolle und unbedenkliche Produkte ohne Label.

Weiterführende Links:

- Studie zu den Auswirkungen von (Mikro)-Plastik auf unsere Gesundheit

- Studie zu Mikroplastik in menschlichen Organen

- Unsere Liste der 7 bedenklichsten Inhaltsstoffe in Kosmetika

- Lippenstifte im Test: Mehr als die Hälfte fällt durch