Trendgetränk

Wundermittel Selleriesaft - was ist dran an dem Hype?

23. März 2019 von

Er wird als neues Superfood gehandelt und soll in Form von Saft gegen Akne, Hautalterung und Autoimmunkrankheiten helfen: Sellerie. Im Internet und besonders auf Instagram hat der Wellness-Trend bereits eine breite Anhängerschaft gefunden. Was macht Selleriesaft so gesund und ist der Wirbel um das Gemüse wirklich begründet?

Normalerweise kennen wir Sellerie als Suppengemüse oder als knackigen Snack zum Dippen in Form von Stangensellerie. Nun erobert das kalorienarme Gemüse unsere Küche als flüssiger Fitmacher. Experten bezweifeln jedoch, dass der ausgepresste Saft wirklich gesünder ist als das Gemüse am Stück.

Wie gesund ist Sellerie?

Sellerie steckt voller Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Er enthält unter anderem viel Vitamin C, K, E und einige B-Vitamine sowie Eisen, Kalzium, Magnesium, Kalium und Phosphor. Auch der sekundäre Pflanzenstoff Betacarotin, der im Körper in Vitamin A umgewandelt wird, findet sich in großen Mengen in diesem Gemüse. Antioxidantien schützen vor UV-Strahlung und Hautalterung.

Neben seiner gesundheitsfördernden Bedeutung wird Sellerie auch eine entzündungshemmende, blutdrucksenkende und verdauungsfördernde Wirkung zugeschrieben. Zudem soll er dank seines hohen Wassergehalts vor Dehydration schützen.

Woher kommt der Trend Selleriesaft?

Ins Rollen gebracht hat die Selleriesaft-Bewegung der Amerikaner Anthony William aka „The Medical Medium“. Seiner Meinung nach können Krankheiten, die laut Aussage des „selbst ernannten Wunderdoktors“ durch die Aufnahme von Giften entstehen, durch gezielte Ernährung geheilt werden.

Er propagiert, dass der Genuss von Selleriesaft mithilfe einiger mysteriöser Salze, die darin enthalten sein sollen, Gifte, Bakterien und Viren aus dem Köper schwemmt. Dadurch würden angeblich Krankheiten wie Migräne, hoher Blutdruck oder chronische Erkrankungen wie rheumatische Arthritis geheilt werden. Ein halber Liter Selleriesaft – am Morgen auf leeren Magen konsumiert – soll laut William auch Hauterkrankungen wie zum Beispiel Rosacea oder Akne kurieren, sowie bei Schilddrüsenerkrankungen helfen.

Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass Anthony William kein Arzt ist. Trotzdem schwören auch zahlreiche Hollywoodstars wie Pharrell, Gwyneth Paltrow oder Kim Kardashian auf die angebliche, außergewöhnliche Befähigung des Bestsellerautors.

Instagram liebt den Sellerie-Trend

Auch auf der Social Media Plattform Instagram sind nicht nur Anthony William unter dem Namen „Medical Medium“, sondern auch Selleriesaft bereits Stars. Dem Account „celeryjuicebenefits“ folgen beispielsweise 213.000 Anhänger. Unter dem Hashtag „celeryjuice“ oder „celery“ wurden über eine Million Posts veröffentlicht.

Auch Influencer schwören auf den magischen Saft. Im Rahmen der #celeryjuicechallenge soll jeden Morgen ein halber Liter frischer Saft auf nüchternen Magen Akne verbannen und ein Strahlen auf die Haut zaubern. Ferner wird von schnellem Gewichtsverlust berichtet ebenso wie von einer Reinigung der Leber durch das Ausspülen von Giften.

Ist Selleriesaft wirklich besser als Sellerie am Stück?

Nun stellt sich die Frage, ist es wirklich besser Sellerie zu trinken als zu essen? Wie Lindsay Krasna, eine zugelassene Ernährungsberaterin aus New York gegenüber der „Vice“ erklärt, ist es nicht wissenschaftlich belegt, dass das Trinken von Selleriesaft den Köper entgiftet. Des Weiteren gibt sie zu bedenken, dass durch das Pressen wichtige Ballaststoffe verloren gehen, die länger sättigen und gesund sind.

Wer generell wenig Gemüse isst und wenig Wasser trinkt, wird durch das Trinken von Selleriesaft mit Vitaminen und Flüssigkeit versorgt und eventuell einen positiven Effekt auf die Haut, Verdauung und allgemeine Gesundheit feststellen können. Dafür muss es aber kein Selleriesaft sein. Bei einer gesunden, ausgewogenen Ernährung würde Wasser das gleiche bewirken. Darin geben ihr auch andere Ernährungsexperten recht.

Ein weiterer Aspekt ist der Preis, denn um ein Glas Selleriesaft zu pressen, benötigt man deutlich mehr Stangen als wenn man sie einfach snackt. Zudem addiert sich der Zucker - egal bei welchem Obst oder Gemüse - wenn man es presst, anstatt isst. Der Blutzuckerspiegel steigt beim Verzehr von Saft schnell an, fällt aber auch schnell wieder und lässt uns nach mehr Zucker verlangen. Viele Saftanbieter fügen darüber hinaus Zucker hinzu, um den bitteren Geschmack von Sellerie zu überdecken.

Fazit

Ein Gläschen Selleriesaft hin und wieder schadet mit Sicherheit nicht. Allerdings wurden bisher kaum Studien über den gehypten Gemüsesaft durchgeführt. Daher gibt es derzeit keinen Beweis, dass Selleriesaft besser ist als der Konsum verschiedener Früchte und Gemüse im Rahmen einer abwechslungsreichen, ausgewogenen und gesunden Ernährung.