Ökobilanz

Wie sinnvoll ist Wasser aus der Flasche?

20. März 2019 von

Leitungswasser ist in Deutschland das am besten kontrollierte Lebensmittel. Dennoch kaufen viele Menschen hierzulande immer noch deutlich mehr in Flaschen abgefülltes Wasser und schleppen es mühsam nach Hause, in die Arbeit oder zum Sport. Macht das wirklich Sinn?

Statistiken zeigen, dass unser Konsum von Mineral- und Heilwasser in den letzten Jahren immer weiter gestiegen ist. 2018 waren es in Deutschland gut 150 Liter pro Kopf. Der Grund liegt vermutlich an den Versprechungen gegenüber den Kunden, die viele Hersteller mit abgefülltem Wasser machen: gesünder, vitaminreicher, natriumarmer, exotischer. Letztlich ist Wasser in Flaschen aber vor allem eines: ein Milliardengeschäft.

Leitungswasser versus Mineralwasser

Unser Trinkwasser stammt zu 70 Prozent aus Grund- und Quellwasser, die restlichen 30 Prozent werden unter anderem aus See-, Fluss- oder Oberflächenwasser gewonnen. Mit knapp 200 Mineralbrunnen und mehr als 500 Wassersorten bietet Deutschland eine immense Auswahl an Quellen, deren Qualität permanent überwacht wird. Demzufolge ist unser Leitungswasser sowohl hochwertig als auch gesund und kann bedenkenlos direkt aus dem Wasserhahn getrunken werden.

Ein Blick auf die Ökobilanz zeigt, dass Leitungswasser im Vergleich zu Mineralwasser zudem Transportwege spart und somit keine schädlichen Emissionen verursacht. Ein weiteres unschlagbares Argument ist der Preis. Während ein Liter Leitungswasser 0,2 Cent kostet, wird für einen Liter Markenwasser das bis zu 400-fache verlangt. Verbraucherschützer sprechen daher von einem Milliardengeschäft. Allein in Deutschland betrug der Gesamtumsatz mit Mineralwasser 3,4 Milliarden Euro im Jahr 2017 – Tendenz stark steigend.

Plastikmüll durch Einweg-PET-Flaschen

Auch Verpackungsmaterial, wie umweltschädliches Plastik, wird durch das Trinken von Leitungswasser komplett vermieden. Ungefähr 800 Millionen PET-Flaschen sind jedes Jahr auf dem deutschen Markt in Umlauf. Laut „Verbraucherzentrale“ werden Wasser und Erfrischungsgetränke zunehmend in Einweg-Kunststoff-Flaschen verkauft. Der Anteil an Mehrweg-Flaschen bei Mineralwasser (Plastik und Glas) habe sich in den vergangen 20 Jahren mehr als halbiert, von ehemals 93 Prozent (1991) auf knapp 39 Prozent (2016).

Ein Negativtrend, welcher der Umwelt in hohem Maße schadet. Denn umweltfreundlichere Mehrweg-Glasflaschen werden bis zu 50 Mal neu befüllt, die aus PET nur mindestens 15 Mal. Einweg landet dagegen direkt im Müll.

Hände weg von diesen Flaschen

Dass sich mit abgefülltem Wasser und einer ausgeklügelten Marketingstrategie viel Geld machen lässt, zeigen die Beispiele von Voss oder Fiji.

Als Wasser der US-Stars hat sich das norwegische Wasser Voss etabliert. In einer stylishen Flasche präsentiert, handelt es sich dabei jedoch nicht um reinstes Gletscherwasser, wie von der Marke angepriesen, sondern schlicht und ergreifend um norwegisches Leitungswasser, das unter anderem bis in die USA exportiert wird.

Eine ähnliche Strategie verfolgt das sehr teure Gourmet-Fiji Wasser (vier Euro für 0,5 Liter), das vom Ende der Welt über 16.000 Kilometer unter einem immensen Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase zu uns transportiert wird. Es soll aus der unberührten Grundwasserquelle auf einer der Inseln stammen und daher besonders gut sein. Jedoch werden durch die Entnahme wichtige Wasserreserven und das Ökosystem der Insel beeinträchtigt, so Umweltschützer.

Diese Wasser ist sozial

Auch wenn in Deutschland das Trinken von Leitungswasser die nachhaltigste Weise ist, Wasser zu genießen, möchten oder können manche Menschen kein Leitungswasser zu sich nehmen. Wenn es denn Flaschenwasser sein muss, kannst Du mit folgenden Durstlöschern wenigstens die Wasserversorgung in armen Ländern unterstützen.

Mit dem Kauf einer Flasche „Share“ schenkst Du einem Menschen in Not einen Tag sauberes Trinkwasser. Das natriumarme Wasser stammt aus einer Quelle in den Allgäuer Alpen, die Flasche besteht aus 100 Prozent recyceltem Plastik. Um Menschen in hilfsbedürftigen Ländern zu erreichen, arbeitet „Share“ mit erfahrenen Partnern wie der „Berliner Tafel“, „Welthungerhilfe“ oder „Caritas“ zusammen. Du erhältst das soziale Wasser bei „dm“ und „REWE“.

Ein weiteres positives Beispiel für Wasser mit nachhaltigem Mehrwert ist „Viva con aqua“. Mit dem Kauf dieses Produkts unterstützt du die Wasserprojekte der Non-Profit-Organisation, deren Ziel es ist, die Versorgung der Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser unter anderem in Äthiopien, Uganda, Nepal oder Indien voranzutreiben. In Deutschland wird das Wasser aus dem Husumer Mineralbrunnen gewonnen.

Fazit

Die Umwelt würde immens profitieren, wenn stilles Wasser aus der Leitung statt aus der (PET-)Flasche käme. Tausende Lkw-Fahrten wären überflüssig. Ein Teil der energieaufwändigen Flaschenproduktion entfiele. Milliarden Liter Trinkwasser, das zum Reinigen der Flaschen benötigt wird, ließen sich einsparen, ebenso tausende Tonnen an Reinigungsmittel. Dazu noch eine Menge an Strom, den die Abfüllanlagen verbrauchen. In diesem Sinne: es lebe der Hahn.