Risiken durch Tinte

Wie gefährlich sind Tattoo-Farben?

22. Aug. 2017 von

Ein Tattoo begleitet seinen Träger oder seine Trägerin ein Leben lang. Doch nicht nur deshalb will der Gang zum Körperkünstler wohlbedacht sein: Wer seine Haut zur Leinwand macht, setzt womöglich die eigene Gesundheit aufs Spiel.

Am 1. Mai 2009 ist die deutsche Tätowiermittel-Verordnung in Kraft getreten. Darin wird unter anderem festgelegt, welche Stoffe nicht für Tattoo-Farben verwendet werden dürfen, da sie giftig oder krebserregend sind.

Nicht gelistet sind dagegen unbedenkliche Farbmittel, die nachweislich keine gesundheitlichen Probleme bereiten können. Der Grund: Es ist nicht ausreichend erforscht und kann schlicht keine sichere Aussage getroffen werden.

Aus Industrie-Pigmenten hergestellt

Peter Laux vom „Bundesinstitut für Risikobewertung“ (BfR) stellt in einem Interview der „Deutschen Welle“ klar, dass die Farben, die unter die Haut gestochen werden, eigentlich für industrielle Zwecke wie etwa zur Produktion von Druckerpatronen und Autolacken gedacht sind. Es seien kleine Firmen, die die Pigmente von den Großfabrikanten abkauften und daraus Tätowierungsmittel herstellten.

Farbe reichert sich in Lymphknoten an

Allein die Tatsache, dass Tattoo-Farben „brutal wasserunlöslich“ sein müssen, um ein Verbleichen zu verhindern, macht sie nach Meinung des Regensburger Dermatologen Professor Dr. Wolfgang Bäumler gefährlich.

Gegenüber der „Deutschen Welle“ erklärt er, dass der Körper sie so „nicht ohne Weiteres wieder loswerden“ könne. Er wie auch andere Experten haben bereits nachgewiesen, dass sich zu tief eingestochene Pigmente in Lymphknoten einlagern.

„Wohin die Farbe von den Lymphknoten aus gelangt, ist nicht bekannt“, merkt die „ZEIT“ an. Und weiter: „Ebenso wenig weiß man, welcher Anteil im Körper verbleibt und wie viel ausgeschieden wird.“ Aus diesem Grund sei das gesundheitliche Risiko laut Bäumler derzeit nicht abschätzbar.

Verunreinigungen mit schwerwiegenden Folgen

Noch gefährlicher wird die Tinte, wenn sie verunreinigt ist. Nach Angaben des „Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft“ sind bei Kontrollen immer wieder Farben mit Keimen, Schwermetallen oder anderen Schadstoffen gefunden worden. Meist gelangen sie beim Zusammenmischen der Substanzen in die Flüssigkeit, was aus Industriepigmenten eine Tätowierfarbe macht.

Infektionen bis hin zu Tumorbildungen sind mögliche Folgen. Doch schon die grundlegenden Bestandteile der Tinte können allergische Reaktionen hervorrufen.

„Verbraucherzentrale“ rät Risikogruppen zur Vorsicht

Um es noch einmal deutlich zu machen: Es gibt keine wissenschaftliche Arbeit, die Schäden durch Substanzen aus Tattoofarben zweifelsfrei belegen. Die „Verbraucherzentrale“ gibt jedoch vorsichtshalber Tipps, wie sich eventuelle Risiken zumindest minimieren lassen.

Sie empfiehlt, ausschließlich professionelle Tätowierer zu besuchen, die unbedenkliche Farben mit Prüfzertifikat verwenden. Die Produkte müssen der deutschen Tätowiermittel-Verordnung entsprechen und Angaben zu Hersteller, Inhalt sowie Charge machen.

Außerdem raten die Verbraucherschützer Menschen von einer Tätowierung ab, für die Infektionen gefährlich werden können, die an einer Blut- oder Herzerkrankung leiden oder zu Allergien, Ekzemen und offenen Wunden neigen. Dies gelte insbesondere für Allergiker, die auf Nickel reagieren. Der hautunverträgliche Stoff konnte in vielen untersuchten Tattoo-Farben nachgewiesen werden.