Statt Dieselgeneratoren:

Wie die Malediven mit grünem Strom beliefert werden sollen

13. Mai 2018 von

Die meisten Hotelanlagen auf den Malediven werden mit umweltschädlichen Dieselgeneratoren betrieben – für Solaranlagen ist schlicht kein Platz oder die Dächer nicht geeignet. Ein Unternehmen aus Österreich will jetzt trotzdem grünen Strom in das Urlaubsparadies bringen: indem es auf das Wasser ausweicht.

Die Malediven: Der Inselstaat im indischen Ozean ist Sehnsuchtsort von extrem vielen Menschen. Von den 1196 paradiesischen Inseln im türkisblauen Meer ist nicht einmal ein Drittel bewohnt und trotzdem boomt der Fremdenverkehr – mehr als 1,3 Millionen Touristen haben hier 2017 ihren Urlaub verbracht. Dass das nicht nur gut für den Staat und vor allem die Natur ist, ist klar. Ein Unternehmen aus Österreich macht nun grüne Energie auf den kleinen Inseln möglich: mit schwimmenden Solaranlagen.

Grüner Strom auf kleinen Inseln

Auf den teilweise winzigen Inseln der Malediven stehen oft fast schon monströse Hotelanlagen. Ihre Klimaanlagen, Restaurants und Pools verbrauchen ungeheure Mengen an Strom. Zusätzlich haben die touristisch genutzten Inseln meist eigene Meerwasserentsalzungs- und Müllverbrennungsanlagen, die ebenfalls viel Energie verbrauchen. Der benötigte Strom muss vor Ort erzeugt werden: die einzige Lösung waren lange Zeit umweltschädliche Dieselgeneratoren.

Das liegt vor allem daran, dass bei dem schönen Wetter der Malediven zu wenig Wind und Wellen für die Energiegewinnung zur Verfügung steht. Und für Solarenergie ist auf den kleinen Inseln einfach nicht genug Platz (nur wenige sind größer als einen Quadratkilometer) – zumal die leicht gebauten Häuser die schweren Solardächer oft nicht tragen können. Dabei ist Sonne der Energielieferant, der hier wirklich reichlich vorhanden ist.

Die Solaranlagen von den Dächern holen

Das Österreichische Unternehmen Swimsol hatte bereits langjährige Erfahrung in der europäischen Solarindustrie, als es 2009 die Malediven besuchte. Hier wurde die Idee zu Solarsea entwickelt: den schwimmenden Solaranlagen. Denn auch wenn es auf den kleinen Inseln der Malediven nicht genug Platz für die Anlagen gibt: auf dem Wasser gibt es davon mehr als genug.

Strom und Wasser ist immer eine heikle Kombi und die schwimmenden Solaranlagen sollten auch möglichst effizient und langlebig sein – deswegen haben die Entwickler etliche Versuche und Tests durchgeführt. Dafür haben sie nicht nur mit der Technischen Universität Wien, sondern auch mit dem Fraunhofer Institut zusammengearbeitet. Mehr als vier Jahre nach der Ideenentwicklung konnte Solarsea 2014 auf den Malediven gelauncht werden.

Schwimmende Solaranlagen

Die Anlagen bestehen aus 196 Quadratmeter großen Plattformen, die vor der Küste auf dem Wasser schwimmen und individuell angeordnet werden können. Unter anderem, weil das Wasser die Sonne reflektiert, generieren die Plattformen etwa fünf bis zehn Prozent mehr Energie als auf Dächern installierte Solarzellen. Die Solarsea-Plattformen trotzen Wellen, Ebbe und Korrosion und haben dank speziell versiegelter Materialien eine Lebensspanne von etwa 30 Jahren.

Swimsol integriert die Solaranlagen in bereits bestehende Energiesysteme von zum Beispiel Hotelanlagen – diese können mit der grünen Energie reichlich anderen Strom einsparen oder den Generator sogar zeitweise vollständig abschalten. Für die Errichtung der Anlagen müssen die Kunden nichts zahlen – nur den Strom kaufen, den Swimsol ihnen dann liefert. Und der ist sogar bis zu 50 Prozent günstiger als der aus dem Dieselgenerator.

Sind schwimmende Solaranlagen Zukunftsmusik? In großem Maße gibt es sie schon – zum Beispiel in Japan oder China. Das Problem, das Swimsol erkannt hat, ist, dass gerade den kleinen und abgelegenen Inseln der Zugang zu einer guten Infrastruktur von grüner Energie fehlt. Mit seinen Anlagen will das Unternehmen Menschen in vielen Teilen der Welt den Zugang zu grünem Strom ermöglichen. Ob man jedoch auf die Malediven fliegen muss, um sich dort von einer Klimaanlage erfrischen zu lassen, ist eine andere Frage. Ebenfalls sollte ein Urlaub dort nicht zum Standard werden, denn Flugreisen gehören zu den klimaschädlichsten Arten, seine Urlaubsreise zu gestalten.

Dieser Artikel von Merle Xenia Hansen erschien zuerst im „enorm Magazin“.